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Fußball

TAnna Tobaben: Vom TSV Apensen ins Nationalteam

Anna Tobaben (hintere Reihe, Dritte von links) mit dem Team beim offiziellen Mannschaftsfoto.

Anna Tobaben (hintere Reihe, Dritte von links) mit dem Team beim offiziellen Mannschaftsfoto. Foto: DFB

Anna Tobaben steht jetzt auf der großen Fußballbühne. Über ein Fußballmärchen, das in Apensen seinen Anfang nahm.

Von Andreas Meier Montag, 16.06.2025, 05:50 Uhr

Eigentlich ist es ein Fußballmärchen: Ein kleines Mädchen, das auf dem Dorf aufwächst, eher zufällig zum Fußball findet und einige Jahre später Juniorinnen-Nationalspielerin wird. Aber hinter dieser ungewöhnlichen Geschichte steckt etwas Glück, sehr großes Talent und vielleicht ein noch größerer Wille.

Anna Tobaben ist fünf Jahre alt und wächst in Apensen auf. Mit Fußball hat sie in diesem Alter noch nichts am Hut. Aber Apensen ist ein Fußballdorf, in dem seit Jahren hervorragende Jugendarbeit - gerade auch im Mädchenfußball - geleistet wird.

Man kennt sich im Dorf. Und so kommt es, dass Oliver Drechsel - beim TSV Apensen maßgeblich für den Mädchenfußball verantwortlich - Anna zum Schnuppertraining einlädt. Zu ihren Eltern wird er danach sagen: „Die muss beim Fußball bleiben - die Anna.“

Neun Jahre nach ihrem Start ist Tobaben Nationalspielerin

Gut neun Jahre später ist Anna Tobaben schon Juniorinnen-Nationalspielerin. Sie spielt auch nicht mehr in Apensen, sondern seit diesem Winter bei den Jungen in der U14 des JFV A/O/B/H/Heeslingen und mit Zweitspielrecht bei den U15-Juniorinnen von Werder Bremen.

„Irgendwann hat in Apensen die Förderung nicht mehr gereicht“, erzählt die 14-jährige Schülerin, die das Gymnasium Süd in Buxtehude besucht. „Und mir wurde auch vom NFV geraten, in einem Jungen-Team zu spielen, um mich weiter zu verbessern.“

Tobaben ist vor Sichtungslehrgang sehr aufgeregt

Doch schauen wir zunächst ein gutes Jahr zurück. Mai 2024. U14-Länderpokal in der Sportschule Wedau, erstmals dabei die damals 13-jährige Anna Tobaben, und die spielt für die niedersächsische Auswahl ein tolles Turnier. Es folgt die Einladung zu einem DFB-Sichtungslehrgang. „Das konnte ich damals kaum glauben“, erzählt die junge Werder-Spielerin.

Vor dem Lehrgang in Bitburg ist Anna aufgeregt, sehr aufgeregt: „Ich habe mich gefragt, wie ich mich verhalten soll? Wie die anderen Mädchen wohl sind? Was für ein Training mich erwartet?“, so die 14-Jährige, die zu diesem Zeitpunkt mit dem TSV Apensen in der B-Juniorinnen-Bezirksliga - unter anderem gegen den Heeslinger SC - spielt, während ihre DFB-Mitspielerinnen aus Vereinen wie dem HSV, Köln, Freiburg oder Gladbach kommen.

Davon habe ich immer geträumt

Sie überzeugt auch bei diesem Lehrgang. Dann erreicht sie eine Mail vom DFB: Sie gehört Mitte Oktober zum Länderspielkader gegen Polen. Ein schöner, ein besonderer Moment: „Davon habe ich immer geträumt“, erzählt Tobaben, die mit dem deutschen U15-Kader nach Polen reist und tatsächlich als Einwechselspielerin zu ihrem ersten Länderspiel (2:2-Remis) kommt.

Eine Verletzung mit Folgen

Im Winter folgt der Wechsel zu A/O/B/H/Heeslingen und zu Werder. Doch bevor sie überhaupt richtig durchstarten kann, bricht sich die Schülerin im Dezember das Handgelenk.

Zwei Monate Sportverbot sind die Folge. Anna Tobaben muss einen DFB-Lehrgang absagen, scheint erst einmal rauszusein, selbst die Nominierung für die niedersächsische Auswahl steht Anfang des Jahres stark infrage.

Ende Januar darf sie wieder mit dem Training beginnen. Eine Woche später findet bereits der nächste Lehrgang des niedersächsischen Fußballverbandes statt. Andere hätten vielleicht ruhig begonnen - nicht aber eine Anna Tobaben, die setzt sich große Ziele: „Ich wollte in dieser Saison noch beim Länderpokal für Niedersachsen dabei sein und ein Länderspiel bestreiten. Das war zu dem Zeitpunkt sehr unrealistisch. Das war mir klar. Aber ich habe schon in diesem ersten Lehrgang alles gegeben und daran geglaubt.“

Nach starken Leistungen nächster Lehrgang beim DFB

Und entgegen aller Prognosen: Es kommt genauso, wie sie es wollte. Schon im März nimmt Anna an einem DFB-Lehrgang in Grünberg teil. „Da lief es wirklich gut für mich“, so die 14-Jährige. Sie wird vom NFV für den U16-Länderpokal im April eingeladen, zeigt dort als Spielerin des jüngeren Jahrgangs starke Leistungen und wird für den folgenden Nationalmannschaftslehrgang nominiert.

Auch hier nutzt sie ihre Chance und sitzt Anfang Mai im Flieger nach Italien als Mitglied der U15-Nationalmannschaft. „Das war schon sehr cool“, erinnert sich Anna Tobaben im Gespräch mit der Zevener Zeitung.

Tobaben gegen Italien in der Startelf

Und es wird noch besser: Nach vier Trainingseinheiten erfährt sie bei der Abschluss-Besprechung vor dem Spiel von Bundestrainerin Bettina Wiegmann, dass sie in der Startelf gegen Italien stehen wird. „Es war ein tolles Gefühl, auf dem Platz zu stehen, die Hymne mitzusingen. Bei mir war die Vorfreude viel größer als die Nervosität“, erzählt die 14-Jährige, die beim 6:2-Erfolg eine schöne Leistung zeigt.

Wie geht es für Anna Tobaben weiter?

„Ich möchte mich weiter im Jungen-Team von A/O/B/H/H behaupten und mich auch bei Werder weiterentwickeln, mich gut in die U17 einfinden, denn es ist ein Privileg, in diesem Verein zu spielen“, so Anna Tobaben, die - nebenbei gesagt - schon die Einladung für die nächsten beiden U15-Länderspiele Mitte Juni gegen die USA und die Niederlande in Rheine erhalten hat.

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