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T„Arroganz der Macht“: Der neue starke CDU-Mann legt sich mit der SPD an

Trio aus dem Landtag (von links) auf der Stader Insel: Melanie Reinecke, Sebastian Lechner und Birgit Butter. Lechner kritisiert den Ministerpräsidenten scharf.

Trio aus dem Landtag (von links) auf der Stader Insel: Melanie Reinecke, Sebastian Lechner und Birgit Butter. Lechner kritisiert den Ministerpräsidenten scharf. Foto: Strüning

Er ist im Land noch unbekannt, aber er ist der neue starke Mann der CDU in Niedersachsen: Sebastian Lechner, 42 Jahre alt, Landeschef und Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Landtag. Welchen Politikstil er pflegt, was er vorhat und was ihn ärgert.

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Von Lars Strüning
Montag, 06.05.2024, 17:50 Uhr

Stade. Eloquent und freundlich kommt der CDU-Chef daher, seine Aussagen sind für Politiker vergleichsweise klar. Seine Aufgabe: Er muss die CDU in Niedersachsen wieder auf Kurs bringen, ihr ein Profil verleihen, das Mehrheiten verspricht. Das hatte zuletzt nicht geklappt.

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Lechner setzt auf eine aktive Oppositionsarbeit

Lechner agiert aus der Opposition heraus, arbeitet sich an der rot-grün geführten Landesregierung in Hannover ab. Seine Aufgabe kommt einem Spagat gleich: die Koalition auseinandernehmen und gleichzeitig die Inhalte der CDU unter die Leute bringen.

Kritisch-konstruktiv will er das angehen, sagte er im Gespräch mit dem TAGEBLATT auf der Stader Insel, bevor er zum Talk mit Gästen nach Horneburg weiterzog. Er will die Regierung von Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) vor sich hertreiben und gleichzeitig die CDU-Alternative dazu entwickeln. Lechner: „Wir sind griffig und kommen unserer Aufgabe nach, die Landesregierung zu kontrollieren.“ Und „Wir stimmen nicht gegen alles, nur weil es von einer anderen Partei kommt.“

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„Arroganz der Macht“ - schwerer Vorwurf an die SPD

Weil wirft er „eine gewisse Arroganz der Macht“ vor, weil der seine Büroleiterin mit einem fetten Salärsprung versehen hat. Das sei Politik nach Gutsherrenart. Lechner macht keinen Hehl daraus, dass er gern Weils Nachfolger werden möchte. „Wenn ich Oppositionsführer bin, wäre ich der falsche Mann, wenn ich nicht die Regierung ablösen wollte.“

Dass das bei den Mehrheitsverhältnissen im Land nur mit einem Koalitionspartner geht, ist ihm selbstredend klar. Aussagen dazu will er jetzt aber noch nicht machen.

Mit wem soll die CDU im Land regieren?

Die SPD als Juniorpartner, oder doch mit den Grünen. Oder reicht es womöglich mit der FDP, die zurzeit nicht im Landtag vertreten ist? Lechner will die Wahl abwarten und gibt der AfD schon heute einen Korb: „Mit der AfD wird es keinerlei Zusammenarbeit geben.“ Die zeige gerade ihr wahres Gesicht und sei bestimmt keine patriotische Partei. Im Gegenteil: Sie verrate deutsche Interessen.

Sebastian Lechner, den seine Freunde „Sebi“ nennen, will seinen Favoriten für die CDU-Kanzlerkandidatur nicht preisgeben. Da hält er sich an die verordnete Marschrichtung der Partei, die erst im Herbst entscheiden will, ob Söder, Wüst oder Merz die Union in den Bundestagswahlkampf 2025 führen soll.

Vielleicht übt er sich auch in Zurückhaltung, weil er auf dem gerade laufenden CDU-Bundesparteitag ins Präsidium gewählt werden und kurz vorher nicht anecken will.

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Hafen und Bildung - das sind die Forderungen der CDU

Politik sind nicht nur Personen, sondern vor allem Positionen. Lechners CDU setzt auf wirtschaftliche Entwicklung. Häfen, Offshore, Geothermie oder Salzstöcke seien hier Stichworte. Seine Aufforderung ans Land: „Wir müssen jetzt investieren.“

Das gelte auch für die Bildungspolitik, die Lechner als „Katastrophe“ bezeichnet. Quereinstieg für Lehrkräfte ermöglichen und Digitalisierung vorantreiben, das sind Forderungen der CDU. Es müsse mehr für die Sicherheit und gegen die Clankriminalität unternommen werden. Das Land müsse mehr Studienplätze für Medizin finanzieren, um dem Ärztemangel zu begegnen, und Niedersachsen müsse Agrarland Nummer eins bleiben inklusive der intensiven Tierhaltung.

Wichtig aus Stader Sicht: Die CDU fordert den Ausbau des Seehafens in Bützfleth und die Realisierung des Industriegleises. Die Energiewende sei ohne die Häfen nicht möglich. Da sei dann auch der Bund in der Pflicht. So ehrlich ist er dann.

Sebastian Lechner (CDU) will Ministerpräsident Weil ablösen.

Sebastian Lechner (CDU) will Ministerpräsident Weil ablösen. Foto: Philip Dulian/dpa

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