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Protest

T„Asozial“: Arbeitsagentur will Außenstelle in Buxtehude schließen

In der Außenstelle der Agentur für Arbeit in Buxtehude gibt es elf Beschäftigte. Sie sollen nach Stade umziehen.

In der Außenstelle der Agentur für Arbeit in Buxtehude gibt es elf Beschäftigte. Sie sollen nach Stade umziehen. Foto: Wisser

Digitalisierung und Fachkräftemangel sind die Gründe, warum die Agentur für Arbeit den Standort Buxtehude aufgeben will. Der Ärger in der Stadt darüber ist groß.

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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 05.03.2025, 19:20 Uhr

Buxtehude. Die Agentur für Arbeit Stade plant harte Einschnitte. Geschäftsführerin Dagmar Froelich bestätigte TAGEBLATT-Informationen, dass es Planungen gibt, die Außenstelle in Buxtehude zu schließen. Die Agentur hat ihre Räume in der Straße An der Este in der Innenstadt. Betroffen von der Umstrukturierung ist auch die Außenstelle in Bremervörde. Auch hier droht die Schließung.

„Es gibt bisher interne Planungen, aber noch keine verbindliche Entscheidung“, sagt Froelich. In dieser Woche wurden die Beschäftigten und die Buxtehuder Bürgermeisterin über die Pläne der Agentur informiert. Auch das Stader Aufsichtsgremium ist eingeweiht. Für Froelich ist wichtig: „Eine endgültige Entscheidung fällt erst im Sommer auf Bundesebene im Verwaltungsrat.“

Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade.

Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade. Foto: Bundesagentur für Arbeit

Neben dem Einsparpotenzial werden die geplanten Schließungen mit dem Fortschreiten der Digitalisierung begründet. „Das Verhalten unserer Kunden verändert sich“, sagt Froelich. Immer mehr würden online oder per Telefon im Kontakt mit der Agentur für Arbeit stehen.

Froelich: Weg von Buxtehude nach Stade ist zumutbar

„Wir sind online die Behörde, die in Niedersachsen am besten aufgestellt ist“, sagt Froelich selbstbewusst mit Blick auf die anderen Arbeitsagenturen im Land. Man könne fast alles online erledigen - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Aus Froelichs Sicht ist der Weg von Buxtehude nach Stade zumutbar.

Wichtige Texte für Buxtehude

„Wir müssen uns für die nächsten zehn Jahre aufstellen“, sagt die Agentur-Chefin. Zum Beispiel müsse sichergestellt sein, dass es für die Standorte genügend Personal und Führungskräfte gebe. „In den nächsten zehn Jahren gehen 40 Prozent unserer Mitarbeitenden in den Ruhestand“, sagt Froelich. Sie geht davon aus, dass nach einer Zustimmung des Verwaltungsrats die Schließung Ende 2026 umgesetzt werden würde.

Buxtehuder Beschäftigte sollen nach Stade umziehen

Von der Schließung wären in Buxtehude und Bremervörde jeweils elf Beschäftigte betroffen. Sofern sie nicht in den Ruhestand gehen, sollen alle weiterbeschäftigt werden - möglichst wohnortnah. Die Buxtehuder Agentur-Beschäftigten sollen in der Regel nach Stade übersiedeln. Das Jobcenter in Buxtehude ist von den Plänen nicht betroffen.

Die Agentur für Arbeit in Stade ist für die Landkreise Stade, Cuxhaven und Rotenburg zuständig. Vor vier Jahren wurde bereits die Außenstelle in Otterndorf im Landkreis Cuxhaven geschlossen. In Buxtehude werden 700 Arbeitssuchende betreut, in Bremervörde 400. „Viele davon nutzen aber schon unsere digitalen und telefonischen Angebote“, sagt Froelich.

Buxtehude in die Pläne nicht einbezogen

„Dass so etwas bei den Beschäftigten und vor Ort nicht auf Begeisterung stößt, ist uns bewusst“, sagt Froelich. Und mit dieser Einschätzung liegt die Behörden-Leiterin richtig. Dass die Arbeitssuchenden in einem Mittelzentrum wie Buxtehude keine Termine für persönliche Gespräche vereinbaren könnten, sei ein Unding, sagt Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos).

Katja Oldenburg-Schmidt ist seit zehn Jahren Bürgermeisterin der Hansestadt Buxtehude.

Katja Oldenburg-Schmidt ist seit zehn Jahren Bürgermeisterin der Hansestadt Buxtehude. Foto: Stadt Buxtehude

Sie habe für die Personalprobleme der Agentur durchaus Verständnis, aber „wir können als Stadt auch nicht einfach diese Leistung nicht mehr anbieten, weil wir Personalsorgen haben“, sagt sie. Die Stadt sei über die Pläne informiert worden, eine Diskussion habe aber nicht stattgefunden. „Diese Entscheidung trifft wieder die Schwächsten der Gesellschaft“, sagt Oldenburg-Schmidt.

Ratsgruppe: Asoziales Sparprogramm

Aus der Buxtehuder Politik gibt es auch Gegenwind. Die Ratsgruppe Die Linke/Die Partei ist der Ansicht, dass die geplante Schließung die soziale Infrastruktur in Buxtehude noch weiter zerstöre. Einige Fraktionen wurden nach TAGEBLATT-Informationen durch anonyme Schreiben über die Pläne der Agentur für Arbeit informiert.

Benjamin Koch-Böhnke ist Vorsitzender der Linkspartei-Fraktionen im Stader Kreistag und im Buxtehuder Rat.

Benjamin Koch-Böhnke ist Vorsitzender der Linkspartei-Fraktionen im Stader Kreistag und im Buxtehuder Rat. Foto: Wisser

Wieder einmal sollten die Schwächsten der Gesellschaft, nämlich die Kundinnen und Kunden der Agentur für Arbeit, die Folgen gesellschaftlicher Veränderungen am stärksten zu spüren bekommen, begründet Gruppensprecher Benjamin Koch-Böhnke von der Linkspartei die Kritik.

Die Ratsgruppe lehnt derart asoziale Sparprogramme auf dem Rücken der Schwächsten ab

Benjamin Koch-Böhnke, Die Linke

„Die Ratsgruppe lehnt derart asoziale Sparprogramme auf dem Rücken der Schwächsten ab und fordert hiermit auch alle anderen Vertreter des Buxtehuder Rates auf, dies zu tun“, so Koch-Böhnke. „Die Hansestadt Buxtehude fordert dringend dazu auf, die geplante Schließung der Buxtehuder Agentur für Arbeit zu stoppen und die Agentur in Buxtehude zu belassen“, heißt es in einem Antrag, den die Ratsgruppe am Mittwoch eingebracht hat.

Die Schließung hätte zur Folge, dass 700 Kundinnen und Kunden der Agentur für Arbeit aus Buxtehude und den umliegenden Ortschaften gezwungen wären, für Termine und Gespräche Stade aufzusuchen.

In der Außenstelle der Agentur für Arbeit in Buxtehude gibt es elf Beschäftigte. Sie sollen nach Stade umziehen.

In der Außenstelle der Agentur für Arbeit in Buxtehude gibt es elf Beschäftigte. Sie sollen nach Stade umziehen. Foto: Wisser

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