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Feiertag

TAuf Luthers Spuren: Geheime Codes an Oldendorfer Türen

Haustürbesuche am Mittwochabend: Die Kinder machten sich bei der Reformations-Rallye auf Spurensuche und lernten viel über Martin Luther. An den Türen mussten sie ein geheimes Code-Wort sagen.

Haustürbesuche am Mittwochabend: Die Kinder machten sich bei der Reformations-Rallye auf Spurensuche und lernten viel über Martin Luther. An den Türen mussten sie ein geheimes Code-Wort sagen. Foto: Klempow

Kinder klingeln an Haustüren. Hexenhüte wippen wie an Halloween. Aber darum geht es nicht. Die Kinder folgen mit einem geheimen Codewort einer anderen Spur durchs dunkle Oldendorf.

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Von Grit Klempow
Donnerstag, 31.10.2024, 14:57 Uhr

Oldendorf. Die Spurensuche beginnt am Mittwochabend in der Oldendorfer Kirche. Rotes Schummerlicht fällt auf die pausbäckigen, geschnitzten Engel an der Kanzel, daneben zeigt ein Grüffelo-Zottelkopf mit Hörnern: Heute nehmen besondere Ereignisse ihren Lauf.

Anmeldestopp: 100 Kinder wollten mitmachen

Die vorderen Stühle und Kirchenbänke sind voll mit Kindern, Zauberumhängen, Hexenhüten und Star-Wars-Figuren. Es ist ein Tag vor Halloween, vor allem aber der Abend vor dem Reformationstag. Pastorin Stephanie Müller begrüßt 50 Mädchen und Jungen an der Kirchentür. „Wir mussten irgendwann einen Anmeldestopp machen“, sagt sie. Fast doppelt so viele Kinder wollten mitmachen. Aber das wäre nicht zu wuppen gewesen.

Hexenhüte und magische Wesen versammelten sich zur Reformations-Rallye in der Oldendorfer Kirche.

Hexenhüte und magische Wesen versammelten sich zur Reformations-Rallye in der Oldendorfer Kirche. Foto: Klempow

Bevor die wilde Meute sich auf den Weg durchs Dorf macht, zeigen Müller und Diakonin Sonja Nass, worum es an diesem Abend geht. „Damals, als Martin Luther gelebt hat, hatten die Menschen Angst vor Teufeln und Gespenstern“, erzählt die Pastorin. Und auch heute noch gibt es Unheimliches, das Angst macht. „Aber Luther hat damals gesagt: Selbst, wenn die ganze Welt voller kleiner Teufelchen wäre, müssten wir uns nicht fürchten. Denn, wenn wir auf Gott vertrauen, gehen wir nie alleine durch diese Welt.“

Teamer begleiten die Kinder

Behütet und geleitet machen sich die Kinder aufgeregt in die Dunkelheit auf. Sie wollen entdecken, wer dieser Martin Luther eigentlich war. Ein bisschen gruseln wollen sie sich natürlich auch. Damit sie beides unbeschwert können, hat jede der acht Gruppen mindestens zwei Jugendliche dabei. 18 Teamerinnen und Teamer der evangelischen Jugend sind im Einsatz.

Zusammen mit Eva-Lotta Neumann und Finja Havemann stürmt eine Gruppe los, kleine Hexen, Harry Potter und ein Star-Wars-Stormtrooper sind dabei. Sie rollen die Rallye von hinten auf, um anderen Gruppen nicht in die Quere zu kommen. Erste Vollbremsung, erste Geisteraufgabe: Sie fischen Grusel-Süßigkeiten aus einer Tüte. „Oh manno, ich will auch ein Auge“, sagt eine kleine Hexe. Zur Belohnung gibt es ein Puzzle-Teil für die Gruppe.

Luthers Wappen als Entdeckung

Bevor sie bei Familie Starzonek an der Haustür die erste Quizfrage beantworten, gibt es einen Hinweis. Damit sind sie schon mittendrin im bewegten Leben Martin Luthers. Finja liest einen Text vor. 1525 heiratete Martin Luther Katharina von Bora. „Die beiden gründeten das erste evangelische Pfarrhaus der Geschichte.“ Dafür suchte sich Luther ein Wappen aus, das seine Werte ausdrückte: „Eine Rose als Bild für die Liebe Gottes. Man nennt das Wappen Lutherrose“, liest Finja vor. Eine Krähe schimpft aus der Dunkelheit. Aber die hören die Kinder schon nicht mehr.

Sie rennen zur Haustür, dürfen ein Puzzle-Teil aufkleben, beantworten die Quiz-Frage („Wie heißt das Wappen von Martin Luther?“) und bekommen einen Lösungsbuchstaben, goldene Schokoladentaler und zwei Süßigkeiten für die richtige Antwort.

Im Versteck als „Junker Jörg“

So geht es weiter, kreuz und quer zu acht Stationen durch Oldendorf. Die Kinder erfahren, dass Luther sich mit seinen Thesen ziemlich unbeliebt gemacht hatte, dass der Kaiser ihn für „vogelfrei“ erklärte. Sie hören, wie ein Kurfürst Luther hilft und ihn versteckt, wie Luther sich als „Junker Jörg“ ausgibt und dass er in seinem Versteck die Bibel aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzte.

Künstliche Käfer aus einem Laubhaufen wühlen - auch das fühlt sich ein bisschen gruselig an.

Künstliche Käfer aus einem Laubhaufen wühlen - auch das fühlt sich ein bisschen gruselig an. Foto: Klempow

Passend dazu ist auch der geheime Code auf Latein: Saccarorum Interdictio. Was klingt wie ein Harry-Potter-Zauberspruch bedeutet „Kirchenbann“ und führt damit an jeder Haustür hinein in die Geschichte Luthers und der Reformation.

Gemeinsamkeiten und Vertrauen

Dass sich die Kinder als magische Wesen und kleine Geister verkleiden und sich zwischendurch bei Geisteraufgaben ein bisschen gruseln, schließt die Entdeckung der Reformation nicht aus. „Mir ist es lieber, nach den Gemeinsamkeiten zu suchen“, sagt Stephanie Müller mit Blick auf den kirchlichen Feiertag und Halloween. Die Idee zur Rallye hat sie aus Bremen mitgebracht.

Kirche und ein kleiner Grusel-Effekt mit künstlichen Spinnen im Gemeindehaus: Die Kinder waren begeistert.

Kirche und ein kleiner Grusel-Effekt mit künstlichen Spinnen im Gemeindehaus: Die Kinder waren begeistert. Foto: Klempow

Am Ende der Rallye sitzt der ein oder andere Hexenhut in der Kirche vielleicht ein bisschen schiefer als zu Beginn. Die Kinder haben das Lösungswort „Wartburg“ mitgebracht, kennen die Geschichte Martin Luthers und haben sich auch ein bisschen gegruselt. Aber Angst mussten sie nicht haben. „Darum geht es uns auch“, sagt Pastorin Stephanie Müller. „Wir wollen den Kindern das Vertrauen vermitteln, nicht allein zu sein.“

An acht Haustüren sammelten die Kinder Informationen zur Reformation, Lösungsbuchstaben - und Süßigkeiten. Die bekamen sie auch von Dieter Offermann.

An acht Haustüren sammelten die Kinder Informationen zur Reformation, Lösungsbuchstaben - und Süßigkeiten. Die bekamen sie auch von Dieter Offermann. Foto: Klempow

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