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Handball-Bundesliga

TAuf diese Spielerin muss der BSV beim Thüringer HC aufpassen

Annika Lott (rechts), hier im Duell mit BSV-Handballerin Charlotte Kähr, spielte vier Jahre für Buxtehude.

Annika Lott (rechts), hier im Duell mit BSV-Handballerin Charlotte Kähr, spielte vier Jahre für Buxtehude. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie

Nach zwei Schulteroperationen stand die Handballerin Annika Lott (23) kurz vor dem Karriereende. Doch nun steht sie vor ihrem WM-Debüt und dem Wechsel zu einem europäischen Spitzenclub. Am Wochenende trifft Lott auf ihren Ex-Verein Buxtehuder SV.

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Von Tim Scholz
Freitag, 17.11.2023, 05:50 Uhr

Buxtehude. Annika Lott hat eine lange Leidenszeit hinter sich. 2019 und 2021 wurde sie während ihrer Zeit beim Buxtehuder SV zweimal an der Schulter operiert. „Ich habe damals gesagt: Wenn es nicht besser wird, höre ich wahrscheinlich mit dem Handball auf“, sagt Lott. Doch es kam anders.

Sie machte eine gute Reha, lernte auf ihren Körper zu hören und kämpfte sich zurück. 2022/23 spielte Lott dann eine beeindruckende Saison. Die 23-Jährige führte den Thüringer HC gleich im ersten Jahr nach ihrem Wechsel zur Vizemeisterschaft, wurde zur besten Spielerin der Bundesliga gewählt und holte sich die Torjägerkrone in der European League.

Lott spricht von einer „Mega-Saison“: „Es ist einfach krass, dass sich alles so positiv entwickelt hat. Da ist noch mehr drin.“

Lott pflegt moderne Spielweise

Der Wechsel nach Thüringen hat sich offenbar ausgezahlt. Lott bekam von Anfang an viel Spielpraxis, lernte andere Trainingsformen kennen und war Teil einer stärkeren Mannschaft. „Herbert (Müller, THC-Trainer) hat mir viel Vertrauen geschenkt - und das habe ich sofort zurückgezahlt“, sagt Lott. Ihre Schulterprobleme hat sie durch regelmäßige Übungen in den Griff bekommen.

Was Lott auszeichnet: Sie spielt modernen Handball. Sie kann hinten im Zentrum verteidigen und vorne das Spiel lenken. Sowohl beim THC als auch im DHB-Team hat sie ihren Platz auf der Rückraum-Mitte-Position gefunden. Und auch als Torjägerin hat sie Qualitäten: Mit 50 Treffern ist Lott die beste Feldtorschützin der Bundesliga.

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Kürzlich glänzte sie im Pokal-Viertelfinale gegen Bensheim (33:33) mit neun Toren, drei Assists und vier Ballgewinnen. Solche Leistungen wecken Begehrlichkeiten.

Im Sommer verlässt Lott nach sechs Jahren die Bundesliga. Beim französischen Spitzenclub Brest Bretagne hat sie für drei Jahre unterschrieben. „Ich fühle mich bereit für den nächsten Schritt“, sagt sie, und der heißt Champions League.

Professionelle Bedingungen in Frankreich

Der französische Tabellenzweite bemühte sich intensiv um Lott, schickte sogar den Sportmanager nach Thüringen. „Ich hatte ein sehr gutes Bauchgefühl bei dem Verein“, sagt Lott, die aber nicht nur darauf achtete. Denn mit Torhüterin Katharina Filter steht seit dieser Saison bereits eine Nationalmannschaftskollegin und ehemalige BSV-Spielerin in Brest unter Vertrag. Lott: „Ich habe mich mit Kathi ausgetauscht.“

Was sie im Westen Frankreichs erwartet: „Der Verein ist sehr professionell aufgestellt“, sagt Lott. Es gibt einen großen Trainerstab, eine stimmungsvolle Kulisse bei den Heimspielen in der 5000 Zuschauer fassenden Brest Arena. Zu den Auswärtsspielen in der Königsklasse reist die Mannschaft mit einem gecharterten Flugzeug. Lott wird vom Handball leben können und nebenbei ihr Fernstudium (Sportmanagement) fortsetzen. Französisch lernt sie bereits mit Hilfe einer App.

Doch zunächst zählt für Annika Lott die laufende Saison. Nach den Niederlagen gegen das Spitzenduo Bietigheim und Bensheim steht der THC auf Platz vier. „Ich glaube nicht, dass die Meisterschaft schon entschieden ist. Wir wollen oben dran bleiben“, sagt Lott. Ziel sei auf jeden Fall die Vizemeisterschaft.

BSV weiß um Lotts Stärken

Auch in den anderen Wettbewerben hat der THC noch Titelchancen. Im DHB-Pokal trifft das Team im Halbfinale auf Seriensieger Bietigheim. In der European League, dem zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb, startet der THC im Frühjahr 2024 in der Gruppenphase und will wie im Vorjahr das Finalturnier in Graz erreichen.

Der BSV ist gewarnt. „Das wird eine große Aufgabe“, sagt Co-Trainer Adrian Fuladdjusch vor dem Duell am Sonnabend (18 Uhr) beim THC. „Thüringen hat mit Anni Lott die aktuell wohl beste Spielerin der Liga. Sie gibt der Abwehr Stabilität und ist auch im Angriff die Schlüsselspielerin.“ Fuladdjusch wird in Thüringen erneut den erkrankten Dirk Leun vertreten.

Aufgrund der Personalnot setzt der BSV auf die Unterstützung der Nachwuchsspielerinnen Lilli Frey (Linksaußen) und Lea Liebetrau (Rückraum Mitte), die vor ihrem Bundesligadebüt stehen. Für Liebetrau wird es auch deshalb ein besonderes Spiel, weil sie aus Thüringen stammt. Neben Annika Lott trifft auch BSV-Torhüterin Laura Kuske auf ihren Ex-Verein.

Lott erfüllt sich ihren WM-Traum

Nach dem Spiel reist Annika Lott zur Nationalmannschaft. Denn Ende November beginnt für das DHB-Team die Frauen-Weltmeisterschaft in Dänemark. Für Lott geht damit ein großer Traum in Erfüllung. „Es ist meine erste WM. Im Frauen-Handball gibt es nichts Größeres“, sagt sie. Und dazu findet das Turnier unweit ihrer Heimatstadt Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein) statt. Familie und Freunde werden sie vor Ort anfeuern.

Ziel sei es, die Chance auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu wahren, sagt Lott. Welche Platzierung für die Teilnahme an der Qualifikation reicht, steht noch nicht fest. „Aber ungefähr Platz sieben sollte es schon sein“, sagt Lott. Vielleicht geht dann schon bald ihr nächster Traum in Erfüllung.

Das Spiel im Livestream

Das Spiel wird auf Dyn und sportdeutschland.tv übertragen. Im Buxtehuder Irish Pub „The Rebel‘s Choice“ findet ein Public Viewing des BSV-Fanclubs „Has‘ & Igel“ statt.

Tagesfahrt zur WM

Der BSV organisiert eine Tagesfahrt zum WM-Vorrundenspiel der deutschen Frauen gegen den Iran am Sonnabend, 2. Dezember. „Die WM ist ja quasi vor der Haustür, bis Herning sind es nur 350 Kilometer. Ich wünsche mir, dass Buxtehude mit einer möglichst großen Gruppe bei der WM Flagge zeigt. Schließlich werden wir auf der Platte vermutlich auch viel Buxtehude sehen.“, sagt BSV-Manager Peter Prior. Mit Emily Bölk, Lisa Antl, Katharina Filter und Annika Lott stehen vier ehemalige Buxtehuderinnen im WM-Kader.

Abfahrt des Fanbusses ist um 10 Uhr an der Halle Nord. Spielbeginn ist um 18 Uhr. Anschließend spielt Polen gegen Japan. Ankunft in Buxtehude ist gegen 2.30 Uhr. Im Preis von 99 Euro sind die Busfahrt und das Ticket für beide Spiele enthalten. Anmeldungen online unter bsv-live.de/shop.

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