TAuf vertrauten Straßen: Diese Harsefelderin startet bei den Cyclassics
Doreen Wagner startet bei den Cyclassics über 110 Kilometer. Foto: Scholz
Doreen Wagner freut sich riesig: Die Cyclassics führen erstmals durch den Kreis Stade. Eine Bestzeit peilt sie nicht an, sie plant aber einen besonderen Zwischenstopp.
Harsefeld. Wenn Doreen Wagner am 17. August in der Hamburger Hafencity an der Startlinie steht, schlägt ihr Herz höher - nicht nur wegen des Sports, sondern auch wegen der Strecke. Denn die 110-Kilometer-Strecke bei den Cyclassics führt in diesem Jahr erstmals durch den Landkreis Stade. Für die 44-Jährige aus Harsefeld ein absolutes Highlight: „Ich freue mich riesig, auf Straßen zu fahren, die ich schon aus dem Training kenne.“
Dass sie überhaupt dabei ist, verdankt sie einem Zufall. Das TAGEBLATT verloste zwei Startplätze für die Cyclassics - und Wagner gewann einen davon. „Ich habe gedacht: Wie geil ist das denn!“
Nach langer Pause wieder im Sattel
Ihre letzte Teilnahme an den Cyclassics liegt mindestens 16 Jahre zurück. „2007 oder 2008 muss das gewesen sein. Mein großer Sohn ist jetzt 16, und ich bin damals definitiv über die Köhlbrandbrücke und den Waseberg in Blankenese gefahren.“

Doreen Wagner aus Harsefeld. Foto: Scholz
Danach legte Wagner, die in einer Physiotherapiepraxis an der Rezeption arbeitet, eine lange Radsportpause ein, das Risiko eines Sturzes war ihr zu groß. „Was wäre, wenn ich ausfalle? Ich wollte kein Risiko eingehen, solange die Kinder klein waren.“
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Mittlerweile sind ihre Kinder 13 und 16 - und Doreen Wagner ist wieder im Sattel. Seit fünf Jahren fährt sie regelmäßig, seit vier Jahren ist sie Mitglied im Radsportclub Harsefeld. „Ich fahre gerne in der Gruppe“, sagt sie. Dienstags Training, an Wochenenden Touren. Pro Woche legt sie rund 120 Kilometer zurück.
Tausende Sportler auf der langen Runde
Für die Cyclassics hat sie sich bewusst für die 110-Kilometer-Strecke entschieden. „Dieses Jahr bin ich noch nicht so weit gefahren, das Wetter war nie so richtig gut“, sagt Wagner. Aber sie kenne die Strecke gut - entlang der Elbe, durch das Alte Land und Buxtehude, später die Harburger Berge. „Eine richtig schöne Runde.“

Die Strecke über 110 Kilometer für die Hobbyfahrer. Foto: Cyclassics (nomo)
Mit ihr starten rund 7000 Hobbysportlerinnen und -sportler auf die lange Distanz - ab Buxtehude geht es über die Strecke des Profirennens. Rund 19 Vereinskollegen aus Harsefeld sind auch dabei. „Die haben mich gleich gefragt, ob ich mitfahre. Anfangs habe ich wegen der Sturzgefahr abgelehnt. Einige im Club sind letztes Jahr gestürzt“, erklärt Wagner. Doch jetzt sagt sie: „Einfach machen!“
Doppel-Spektakel
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Wagner strebt keine Bestzeit an. Ihr Ziel: durchkommen und Spaß haben. Mit einem Schnitt von 30 bis 31 km/h rechnet sie, „das wären rund 3:45 Stunden“, so Wagner.
Kaffeemaschine oder Rennrad?
Der Radsport gehört schon lange zu ihrem Leben. Mit 20 bekam sie ihr erstes Rennrad - ein Geschenk ihrer Mutter, die selbst Marathonläuferin ist. „Sie fragte damals, ob wir lieber eine Kaffeemaschine oder ein Rennrad wollten. Ich habe das Rad genommen. Mein Mann hätte die Kaffeemaschine gewählt“, sagt sie und lacht.

Doreen Wagner auf ihrem Rennrad. Foto: Scholz
Heute fährt Wagner ein Rose Pro SL, im Winter auch Gravelbike, gerne über Kakerbeck, Farven, Ahlerstedt. Ihr erstes Rennrad steht mittlerweile auf dem Dachboden.
Auch Triathlon hat Doreen Wagner für sich entdeckt. „Beim Schwimmen schreckt mich die Wassertemperatur ab, das Laufen geht - und das Radfahren liebe ich am meisten.“ Ende Juni startete sie beim Triathlon im Alten Land und gehörte zu den schnellsten Frauen. 2023 lief sie erstmals den Halbmarathon in Hamburg.
„Damals war ich noch ehrgeiziger“
Ganz klar: Für Doreen Wagner steht das Radfahren über allem. „Man kommt einfach weiter weg von zu Hause, kann mal ein Bierchen am Lühe-Anleger trinken oder ein Stück Kuchen essen. Eine Pause gehört einfach dazu“, sagt sie.

Pro Woche fährt Wagner rund 120 Kilometer. Foto: Scholz
Und vielleicht gönnt sie sich auch bei den Cyclassics eine Pause: auf der Köhlbrandbrücke. „Das war schon damals mein Höhepunkt, und sie ist jetzt wieder dabei“, sagt Wagner. „Ich überlege sogar, kurz mal anzuhalten und ein Foto zu machen. Dafür hatte ich damals keinen Kopf, da war ich noch ehrgeiziger.“ Diesmal will sie das Rennen auch genießen.
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