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Antriebsstoffe

TAutos mit CNG, LNG und HVO betanken? Das sagt der Kfz-Meister

Ralf Behling betreibt mit seinem Bruder Harald die Kfz-Meisterwerkstatt „Gebrüder Behling“ in Sottrum. Für seine Kundenersatzfahrzeuge nutzt er Bio-CNG.

Ralf Behling betreibt mit seinem Bruder Harald die Kfz-Meisterwerkstatt „Gebrüder Behling“ in Sottrum. Für seine Kundenersatzfahrzeuge nutzt er Bio-CNG. Foto: Kreiszeitung/Vockenroth

E-Autos sind nur ein Teil der Lösung für klimafreundlicheres Autofahren, meint Werkstattmeister Ralf Behling. „Es gibt verschiedene Energieträger, und jeder hat etwas für sich.“

Von Pauline Vockenroth Montag, 21.10.2024, 07:40 Uhr

Sottrum. In der Werkstatt, die Ralf und Harald Behling seit 1994 in Sottrum betreiben, werden auch Autos repariert, die einen Gasantrieb besitzen - unter der Voraussetzung, dass die Gasanlage ab Werk eingebaut und nicht nachgerüstet ist.

Gasfahrzeuge zum Testen auch für Kunden

Die Kfz-Meisterwerkstatt selbst hat drei Kundenersatzfahrzeuge, die ebenfalls einen Gasantrieb haben. Allerdings werden diese nicht mit klassischem Erdgas betankt. Stattdessen wird Bio-CNG („compressed natural gas“), auf Deutsch komprimiertes Erdgas, aus regenerativen Quellen, genutzt. Das wird neben LNG („liquified natural gas“, auf Deutsch: verflüssigtes Erdgas) auch viel im Lkw-Bereich getankt.

Anders als CNG wird LNG auf -164 Grad Celsius heruntergekühlt und dadurch verflüssigt. Die niedrige Temperatur sorgt dafür, dass das Volumen kleiner wird, mehr in den Tank passt und die Reichweite steigt. „Ein Schwerlast-Lkw hat damit eine Reichweite von tausend Kilometern“, erklärt Behling.

Die Idee für die Gasfahrzeuge kam den Brüdern vor sechs Jahren. Sie wollten etwas mit alternativen Kraftstoffen machen und haben seitdem viel positive Rückmeldung bekommen. Mit einem kleinen VW Up fing es damals an, dieser ist auch immer noch Teil ihrer Flotte. „Wir sind damit sehr zufrieden“, sagt Ralf Behling. Auch ihre Kunden, die die Autos nutzen, seien überzeugt. „Wir konnten auf diesem Wege auch die Leute dafür interessieren.“

Schon viele Leute für Gasfahrzeuge interessiert

Die Kundinnen und Kunden könnten Erfahrungen sammeln und die Gasfahrzeuge „austesten“. „Es sind auch mehrere Leute dazu gekommen, um sich so ein Auto zuzulegen“, berichtet er. Ähnliches habe er auch von anderen Händlern gehört.

Das Thema ressourcenschonendes und klimafreundliches Autofahren ist in aller Munde, auch von „E-Fuels“ ist immer wieder die Rede. Um den Überblick über die verschiedenen Kraftstoffarten zu behalten: Erdgas ist ein fossiles Gas, das durch klimaneutrales Bio-CNG und Bio-LNG ersetzt werden kann. Von 391 Tankstellen in Deutschland würden 361 Bio-CNG anbieten, so Behling. Für Benzinfahrzeuge sind die sogenannten E-Fuels, beispielsweise Wasserstoffantriebe, Kraftstoffalternativen, die aber noch in der Entwicklung stehen.

Was Behling wichtig ist: Biokraftstoffe sind gut, weil „wir damit auch die Bestandsfahrzeuge ins Boot holen können.“ „Wenn ich ein Elektroauto will, geht das im Wesentlichen nur über eine Neuanschaffung“, meint er. Bei Biokraftstoffen könnten jedoch auch Bestandsfahrzeuge umweltfreundlicher fahren.

Seine Meinung: „Der Verbrennungsmotor ist nicht das Problem, das Problem ist der fossile Kraftstoff.“ Damit schließt er Elektroautos nicht aus. „Es gibt verschiedene Energieträger, und jeder hat etwas für sich“, so Ralf Behling.

Den Überschussstrom sinnvoller nutzen

Am Beispiel der werkstatteigenen Photovoltaikanlage erklärt er, wie E-Fuels und E-Autos sinnvoll koexistieren könnten. Der „Überschussstrom, den wir teilweise teuer entsorgen müssen“, könnte in industriellen Anlagen genutzt werden, um ihn in E-Fuels umzuwandeln, beispielsweise in Kraftstoff auf Wasserstoffbasis. Ohne Überschuss wäre es laut Behling „sinnvoller, den Strom gleich für eine elektrische Anwendung zu verwenden, anstatt ihn in einen anderen Energieträger umzuwandeln.“

In Chile gäbe es bereits eine Pilotanlage, in der aus Photovoltaikanlagen alternative Kraftstoffe gewonnen werden. Der Wirkungsgrad der Umwandlung sei zwar nicht hoch, aber durch die hohe Menge an Überschussstrom sei das irrelevant, meint er. Zudem seien E-Fuels transportierbar und somit weltweit nutzbar.

Ein klimaneutraler Ersatzkraftstoff für Diesel

Für Dieselfahrzeuge bietet der seit diesem Jahr in Deutschland zugelassene Kraftstoff HVO100 eine klimafreundliche Alternative. HVO steht für „hydrotreated vegetable oil“, auf Deutsch hydriertes Pflanzenöl. Dieser Kraftstoff ist ein „zu hundert Prozent klimaneutraler Ersatzkraftstoff für Diesel“.

Zunächst könnten aber noch höhere Preise als beim fossilen Diesel eine Hürde für Verbraucher sein, prognostiziert Behling. Inwiefern der höhere Preis gerechtfertigt ist, möchte er nicht beurteilen, kann sich aber vorstellen, dass es viel mit der Umstellung der Anlagen zu tun haben könnte. „Für uns wäre es das aber wert.“

Auch seien viele Autohersteller mit der Tankempfehlung für HVO100 vorsichtig. „Man hört aber auch von vielen Leuten, dass man es eigentlich für jeden Diesel verwenden kann.“ Die Autobild Klassik habe in ihrem Redaktionsoldtimer bereits über 120.000 Kilometer mit HVO100 gefahren. Es geht also. (rk)

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