TAzubi der Hatecke-Werft gehört zu den besten Nachwuchs-Bootsbauern Deutschlands

Elia Wirth ist einer der besten Bootsbau-Azubis Deutschlands. Er lernte auf der Holzbootwerft von Rainer Hatecke in Freiburg. Foto: Susanne Helfferich
Elia Wirth ist einer der besten Auszubildenden Deutschlands im Holzbootbau. Der 23-Jährige arbeitet auf der Hatecke-Werft in Freiburg. Chef Rainer Hatecke hat mit seinem Gesellen noch viel vor - und bewahrte ihn einst davor, das Abi sausen zu lassen.
Freiburg. Als Fünftklässler entdeckte Elia Wirth für sich das Segeln. Der frühere Schulleiter am Hohenwedel und ehemalige Kapitän Joachim Fielitz bot eine Schul-AG auf der „Wilhelmine“ an. Seit Anfang der 1980er Jahre dient der Frachtsegler der Jugendarbeit des Vereins „Wilhelmine von Stade“. Schüler hatten unter der Anleitung von Joachim Fielitz das Schiff restauriert.
Auch Elia Wirth fuhr auf der „Wilhelmine“ mit. Als das Schiff 2015 einen Mastbruch erlitt, wurde es zur Reparatur zur Freiburger Werft von Rainer Hatecke geschleppt. Elia war dabei - und blieb. „Ich wollte mithelfen und machte ein Praktikum auf der Werft“, erzählt der heutige Holzbootsbauer. Fortan verbrachte er jedes Jahr die Hälfte der Sommerferien auf der Werft, wohnte auf einem Kutter im Freiburger Hafen und war glücklich.
Erst Abitur, dann Ausbildung
Hatecke hatte das Talent und die Hingabe seines Schützlings rasch erkannt und unterstützt. Doch als Elia Wirth in der 11. Klasse die Schule schmeißen wollte, grätschte Hatecke dazwischen und überredete den Jungen, doch erst mal sein Abitur zu machen.
2019 begann Elia Wirth mit der Ausbildung zum Bootsbauer, Fachrichtung Neu-, Aus- und Umbau. Dreieinhalb Jahre dauerte sie und umfasste den Bau von Kunststoff-, Aluminium- und Holzbooten sowie Motortechnik und Elektrik. Neben dem praktischen Teil in der Ausbildungswerft gab es für die einzelnen Bereiche Lehrgänge.
Krisenszenario
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Etwas anderes als Holzbootsbau wäre für den 23-Jährigen nie infrage gekommen. Er liebt den traditionellen Bootsbau und hat ein besonderes Faible für historische Schiffe. „Holz ist ein ganz besonderer Werkstoff. Der Baumstamm wird aufgesägt angeliefert und daraus bauen wir Boote“, sagt er. Die Kunst sei, herauszufinden, welches Stück für welches Teil des Bootes am besten geeignet ist. „Man muss Holz lesen können“, sagt Elias‘ Chef Rainer Hatecke.
Freiwilliges Gesellenstück aus Liebe zur Tradition
Dass Elia Wirth diese Gabe hat, hat er auch bei seinem freiwilligen Gesellenstück bewiesen. Aufgrund des breiten Materialspektrums seien Gesellenstücke beim Bootsbau abgeschafft worden. „Das hat mich gestört, daher habe ich, der Tradition des Handwerks wegen, ein Dinghy gebaut, ein zwölf Fuß kleines Beiboot. Mein erstes eigenes Boot“, sagt Elia Wirth.

Das freiwillige Gesellenstück von Bootsbauer Elia Wirth: ein zwölf Fuß großes Dinghy. Foto: Susanne Helfferich
Hatecke ist stolz auf seinen Azubi, der nach ersten Plätzen auf Bezirks- und Landesebene im Bundesvergleich den dritten Platz belegte. Hatecke selbst war auf Bundesebene vor vielen Jahren Zweitplatzierter, sechs weitere Lehrlinge seiner Werft seien unter den ersten drei gelandet. Seit 1861 werden auf der Werft in Freiburg Holzboote gebaut. Seit 1995 befindet sich die Werft in Händen der fünften Generation, geführt von Rainer Hatecke. Neben Elia Wirth arbeiten ein weiterer Holzbootsbaugeselle, ein Technikgeselle, ein Bootsbau-Azubi und zwei Helfer auf der Werft.
Vorzeige-Azubi soll später den Betrieb übernehmen
Mit Elia Wirth hat Hatecke noch mehr vor: Der junge Mann soll den Betrieb übernehmen. „So ist der Plan“, sagt Hatecke. Doch zuvor will der 23-Jährige seinen Meister machen; außerdem steht ein Fernstudium Betriebswirtschaft und die Prüfung für den Ausbilderschein an. Es werden also noch ein paar Jahre vergehen bis zur Übergabe. Hatecke, 62, sieht sich daher noch nicht so bald als Rentner. „Solange ich Lust dazu habe, werde ich weiterarbeiten - und wenn ich als Klugschnacker auf die Werft komme.“
Elia Wirth ist fest entschlossen. Er fühlt sich wohl in Freiburg und baut dort bereits ein Haus. Zu einsam ist es ihm nicht. „Wir haben hier eine feste Gruppe, mit der ich mich regelmäßig treffe“, sagt er. Er sei naturverbunden aufgewachsen; seine Familie habe keinen Fernseher gehabt. Den brauche er bis heute nicht. „Nachts ist es hier traumhaft ruhig und bei klarem Himmel kann man die Milchstraße sehen. Wo hat man das noch?“