TB3 neu: Behörde nennt Bautermine – Was Anwohner kritisieren

Die geplante B3 neu (links) würde 100 Meter an die Wohnbebauung in Elstorf heranreichen. Foto: NLStBV
Die geplante Ortsumfahrung Elstorf wird den Pendlerverkehr nach Hamburg verändern. Trotz größter Bürgerbeteiligung: Bedenken bei den Betroffenen gibt es immer noch.
Elstorf. Im Jahr 2018 wurde der Bau der Ortsumgehung Elstorf zum Pilotprojekt für beschleunigte Planung in Niedersachsen erklärt. Planungen der B3 neu genannten Straße sind noch viel älter. Die Idee gehe bis auf das Jahr 1972 zurück, sagte der frühere Neu Wulmstorfer Gemeindepolitiker Heiner Schönecke (CDU) dem TAGEBLATT.
Gut sechseinhalb Jahre nach der verkündeten Beschleunigungsabsicht ist der Bau der Ortsumgehung und Pendlerstrecke näher gerückt: Vorbereitende Arbeiten, zum Beispiel Baufelder frei zu machen und Leitungen zu verlegen, werden voraussichtlich 2027 starten.

Die Visualisierung zeigt die geplante Anschlussstelle bei Neu Wulmstorf. Die B73 wird mittels Brückenbauwerk über die B3 neu geführt. Foto: NLStBV
Der Beginn der Straßenbauarbeiten sei Anfang 2028 geplant. Autos würden voraussichtlich im dritten Quartal 2030 die B3 neu befahren, sagte Annette Padberg von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV), bei einer Bürgerinformation in Elstorf.
Anwohner: „Ohne Rechtsanwalt geht da nichts“
Noch aber fehlt die Genehmigung. Diese hat das Planfeststellungsverfahren zum Ziel. In einigen Wochen ist vorgesehen, die Planunterlagen öffentlich im Neu Wulmstorfer Rathaus auszulegen. In dem förmlichen Verfahren haben Bürger dann sechs Wochen lang Zeit, Bedenken und Verbesserungsvorschläge zu äußern.
Zu keinem Straßenbauvorhaben in der Region dürfte in den vergangenen Jahren die vorherige Bürgerbeteiligung größer gewesen sein. In den vergangenen acht Jahren sind nach Angaben der NLStBV in mehr als 20 unterschiedlichen Formaten Anmerkungen und Hinweise der Bevölkerung in die Planungen der B3 neu berücksichtigt worden.
14 Aktenordner enthalten Planunterlagen in Papierform. Digital gibt es sie auch. Technische Zeichnungen, nur für Experten zu verstehen. „Ohne Rechtsanwalt geht da nichts“, sagt ein teilnehmender Bürger - auch mit Blick auf Einwendungen im Planfeststellungsverfahren.

14 Aktenordner enthalten Planunterlagen der B3 Ortsumfahrung Elstorf. Die stellvertretende Leiterin Annette Padberg und Leiter Dirk Möller (NLBStBV, Geschäftsbereich Lüneburg) sind zuversichtlich, dass wenig Bedarf an Änderungen besteht. Foto: Sulzyc
Diese Bedenken äußern Bürger
Damit Bürger die Planung auch ohne kostspielige Expertenhilfe verstehen, war am Donnerstag die Bürgerinformation im Elstorfer Schützenhaus als Lesehilfe gedacht: Bürger wenden sich mit ihrer Frage an einen der Planer. Diese antworten am Bildschirm mit Hilfe von Visualisierungen des gesamten Streckenverlaufs. „Das ist anschaulich. Man muss ja auch mal loben“, sagt Bernd Gruhn. Der Elstorfer ist einer von 150 Besuchern.
Die Planung überzeugt Bernd Gruhn weniger: Skeptisch sei er, ob der Lärmschutz gelingen werde. Zu nahe an der Wohnbebauung in Elstorf führe die geplante Straße vorbei. Mit dieser Meinung ist der Elstorfer nicht alleine. „Der Wert der Immobilien wird sinken“, befürchtet Bernd Gruhn.
Mit B73: So ist das Bundesstraßen-Kreuz geplant
Bis auf 100 Meter rücke die geplante Straße am westlichen Rand in Elstorf an die vorhandene Wohnbebauung heran, sagt ein Planer. Die B3 neu bei Elstorf verlaufe teilweise in einem bis zu 8 Meter tiefen Geländeeinschnitt, wodurch eine deutliche lärmmindernde Wirkung für die angrenzende Wohnbebauung erreicht werde, so die Theorie.
Die Pläne für die B3 neu sind spektakulär: Nahe Neu Wulmstorf entsteht beim Zusammentreffen mit der B73 ein Bundesstraßen-Kreuz. Bei Elstorf verläuft die Strecke in einem acht Meter tiefen Graben. Rehe, Hasen, Amphibien und andere Tiere queren die Straßen über Brücken oder in Unterführungen.

Die Visualisierung zeigt die Brücke für Tiere an der geplanten B3 neu bei Ketzendorf. Rehe, Hasen und die Zauneidechse leben in der Umgebung. Foto: NLStBV
100 Millionen Euro kostet voraussichtlich die geplante 6,75 Kilometer lange B3 neu. „Eine Prunkstraße“, sagt Landwirt Peter Hinze aus Wulmstorf mit Blick auf die landschaftsplanerische Gestaltung. Denn die Pflege werde teuer sein. Zweifel hat er, ob die vorgesehene Entwässerung gelinge. „Wenn ich sehe, wie viel Oberflächenwasser bei uns durchrauscht“, sagt der Einheimische.
Nach den Berechnungen der Fachplaner wird die B3 neu die Ortsdurchfahrten der Buxtehuder Ortschaften Ketzendorf und Ovelgönne (an der vorhandenen B3) sowie die Neu Wulmstorfer Gemeindeteile Elstorf, Daerstorf und Wulmstorf spürbar von Verkehr entlasten. Etwa fünf Minuten schneller, sagt ein Planer, werden Pendler mit dem Auto aus Elstorf in Finkenwerder sein - so konkret wollte es eine Besucherin bei der Veranstaltung wissen.