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Handball-Bundesliga

TBSV-Neuzugänge im Doppelpack: War der Wechsel abgesprochen?

Anika Hampel ist die beste Torschützin der HSG Bad Wildungen. In dieser Saison erzielte sie bereits 77 Treffer, davon 39 per Siebenmeter.

Anika Hampel ist die beste Torschützin der HSG Bad Wildungen. In dieser Saison erzielte sie bereits 77 Treffer, davon 39 per Siebenmeter. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie (Archiv)

Fast wäre die Handballerin Anika Hampel in der Jugend beim Buxtehuder SV gelandet. Nun wechselt sie im Sommer zusammen mit ihrer Teamkollegin und Mitbewohnerin Jolina Huhnstock von der HSG Bad Wildungen zum Ligarivalen. War das abgesprochen?

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Von Tim Scholz
Freitag, 16.02.2024, 14:06 Uhr

Buxtehude. Anika Hampel lacht. „Die Frage wurde mir schon öfter gestellt“, sagt sie und antwortet: „Nein, es war nicht so, dass wir nur im Doppelpack wechseln wollten.“ Wir, das sind Anika Hampel (20) und ihre Teamkollegin Jolina Huhnstock (22). Vor wenigen Tagen gab der BSV bekannt, dass die beiden in der neuen Saison „im Doppelpack“ nach Buxtehude kommen.

Doch die Frage liegt auf der Hand. Spielmacherin Hampel und Kreisläuferin Huhnstock harmonieren nicht nur auf dem Spielfeld, sie wohnen auch zusammen in einer WG. Und doch: „Der BSV ist von sich aus auf uns zugekommen. Ich war keine Vermittlerin“, sagt Hampel. Sie habe erst in den Gesprächen davon erfahren, dass der BSV auch an ihrer Mitspielerin interessiert war.

Viel Erfahrung für ihr Alter

Beide sprachen über die Angebote, aber die Entscheidung traf jede für sich. „Ich habe nicht in Buxtehude unterschrieben, weil Jolina dorthin wechselt. Man muss auch immer für sich sehen, dass das Gesamtpaket stimmt“, sagt Hampel. Beide haben einen Vertrag für jeweils zwei Jahre unterzeichnet. Auch in Buxtehude möchten sie zusammenziehen.

Die 20-jährige Hampel bringt für ihr Alter schon viel Erfahrung mit. Sie durchlief alle DHB-Auswahlen, debütierte mit 17 in der Bundesliga. Heute ist sie Stammspielerin, beste Torschützin in Bad Wildungen und seit Kurzem Kapitänin. „Ich wurde letzte Woche gefragt, ob ich das Amt übernehmen möchte“, sagt Hampel. „Es ist eine schöne Auszeichnung, aber ich bilde mir nichts darauf ein.“

Die Sache mit der Größe

Dazu kam es, nachdem die HSG ihre langjährige Trainerin Tessa Bremmer entlassen hatte. Über die Gründe schweigt sich der Vorstand aus. Bremmer kritisierte die Art und Weise des Rauswurfs. Die damalige Kapitänin Manuela Brütsch trat zurück - Hampel übernahm das Amt. Eine Umstellung sei das nicht gewesen, sagt sie. Sie habe schon vorher viel Verantwortung getragen.

Anika Hampel ist nicht besonders groß, macht das aber mit ihrer Schnelligkeit und ihrem Kampfgeist wett.

Anika Hampel ist nicht besonders groß, macht das aber mit ihrer Schnelligkeit und ihrem Kampfgeist wett. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie (Archiv)

Dabei hat sie es mit ihrer Körpergröße, die mal mit 1,66 Meter, mal mit 1,68 Meter angegeben wird, nicht leicht. Bei personellen Engpässen wurde sie von den Trainern gerne auf Linksaußen eingesetzt, wo es nicht so sehr auf Robustheit ankommt. „Ich habe aber gesagt, dass ich mein Potenzial eher auf Rückraum-Mitte sehe“, sagt Hampel.

Lockerheit und Spaß am Handball

Die Sache mit der Größe macht die BWL-Studentin mit ihrem Kampfgeist und ihrer Schnelligkeit wett. Hampel kann ganze Abwehrreihen austanzen. Und noch etwas: „Ich mache mir nicht so viel Druck“, sagt sie, „ich gehe mit einer gewissen Lockerheit und Ernsthaftigkeit ins Spiel, habe Spaß am Handball. Und das hilft auch, um mit Niederlagen umzugehen.“ BSV-Trainer Dirk Leun hat ihre Entwicklung aufmerksam verfolgt und hält sie für eine „echte Kämpferin“.

Fast wäre Hampel schon in der B-Jugend in der Talentschmiede des BSV gelandet. Vor fünf oder sechs Jahren, schätzt sie, war sie zum Probetraining in Buxtehude gewesen. Dort lernte sie auch ihren hessischen Landsmann und künftigen Trainer Dirk Leun kennen. Doch die Hochbegabte blieb in Mainz, in der Nähe ihrer Familie.

„Ich habe noch ein bisschen was zu lernen“

Warum jetzt Buxtehude? „Ich bin noch keine gestandene Bundesligaspielerin, ich habe noch ein bisschen was zu lernen“, sagt sie. „Buxtehude kann der nächste Schritt in meiner Entwicklung sein.“ Dabei denkt sie an Annika Lott, Lisa Antl und Katharina Filter, die beim BSV zu Nationalspielerinnen wurden.

Über ihre Zukunft macht sich Hampel keine großen Gedanken. „Ich will mit Bad Wildungen noch die Klasse halten“, sagt sie. Das Team des bisherigen Co-Trainers Mart Aalderink steht auf dem ersten Abstiegsplatz und verlor am Mittwoch gegen Spitzenreiter Bietigheim mit 16:33. Doch das kam nicht überraschend. In der Woche lag der Fokus vielmehr auf dem Heimspiel am Samstag (19 Uhr) gegen den Tabellenachten aus Buxtehude.

So ging die Mannschaft mit dem Rauswurf um

Aber steckt der Rauswurf vielleicht noch in den Köpfen? „Ich finde, die Mannschaft hat das professionell gelöst“, sagt Hampel, auch wenn der Zeitpunkt der Entlassung - nach dem Sieg in Zwickau - für sie sehr überraschend kam. „Natürlich haben wir in der Mannschaft viel diskutiert, aber jetzt müssen wir uns auf die nächsten Spiele konzentrieren. Das ist unser Job.“

Einen Zusammenhang zwischen dem Rauswurf von Bremmer und dem Wechsel von Hampel gibt es nicht. Und doch: „Ohne Tessa wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin“, sagt Hampel. Von Bremmer habe sie viel über Kampfgeist gelernt. Den will sie ab Sommer auch in Buxtehude einbringen.

Das Spiel

Nach dem 25:24-Sieg gegen den VfL Oldenburg will der BSV am Sonnabend (19 Uhr) in Bad Wildungen nachlegen und in die obere Tabellenhälfte vorstoßen. Doch Trainer Dirk Leun warnt: „Dieser Gegner wird uns alles abverlangen. Die Vipers werden uns - ähnlich wie Oldenburg - 60 Minuten mit viel Tempo unter Druck setzen und alles versuchen, um im Kampf um den Klassenerhalt zu punkten.“

Die Buxtehuderinnen haben sich auf die offensive und bissige HSG-Abwehr eingestellt. Das Hinspiel gewannen sie mit 30:24. Der BSV wird von 30 Fans begleitet. Das Spiel ist live auf sportdeutschland.tv und DYN zu sehen.

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