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Handball

TBSV-Neuzugang Andresen gewinnt gleich das Vertrauen der Mannschaft

Johanna Andresen beim Trainingsauftakt.

Johanna Andresen beim Trainingsauftakt. Foto: Jan Iso Jürgens

Neuzugang Johanna Andresen kehrt mit dem BSV im DHB-Pokal zu ihrem Heimatverein zurück - und könnte irgendwann in die Fußstapfen ihrer Schwester treten.

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Von Tim Scholz
Mittwoch, 20.08.2025, 17:50 Uhr

Buxtehude. Als das Training beim Buxtehuder SV vorbei ist, liegt ein langer Tag hinter Johanna Andresen. Tagsüber hat sie in einer Physiotherapiepraxis Patienten behandelt, am Abend ging es in die Halle. „Mein Alltag ist jetzt etwas voller geworden“, sagt die 25-Jährige, die seit kurzem in Teilzeit arbeitet. Doch Stress klingt in ihrer Stimme nicht mit - eher Vorfreude.

Seit etwas mehr als anderthalb Monaten lebt Andresen in Buxtehude, arbeitet 20 Stunden pro Wochen in der Praxis und hat beim BSV eine neue sportliche Heimat gefunden. „Ich fühle mich hier sehr wohl und wurde gut aufgenommen“, sagt sie.

Fast hätte sie sogar mit ihrer älteren Schwester Marie (31) zusammengespielt: Bei der Suche nach einer Nachfolgerin für Torhüterin Laura Kuske hatte der BSV versucht, sie zu einem Comeback zu bewegen. Doch Marie Andresen, die vor einem Jahr ihre Karriere beendet hatte, sagte ab.

Johanna Andresen kennt das Pokal-Gefühl

Ganz fremd ist Johanna Andresen das Umfeld in Buxtehude trotzdem nicht: Gemeinsam mit Christin Kaufmann wechselte sie von Bayer Leverkusen zum BSV; Maj Nielsen und Torhüterin Sophie Fasold kennt sie noch aus ihrer Zeit beim TSV Nord Harrislee, ihrem Heimatverein.

Die ehemalige BSV-Torhüterin Marie Andresen.

Die ehemalige BSV-Torhüterin Marie Andresen. Foto: Jan Iso Jürgens

In Harrislee, kurz vor der deutsch-dänischen Grenze, fing Andresen mit sechs Jahren mit dem Handball an. „Der Verein hieß zwar immer mal anders, aber es war im Grunde derselbe Club“, erklärt sie. Dass sie am Freitag (22. August, 19.30 Uhr) nun ausgerechnet im ersten Pflichtspiel für den BSV nach Harrislee zurückkehrt, sei etwas ganz Besonderes: In der ersten Runde des DHB-Pokals trifft Buxtehude auf ihren Heimatverein.

„Ich habe mich sehr über das Los gefreut“, sagt Andresen. Viele ihrer engsten Freundinnen spielen noch immer dort. „Es ist für einen kleinen Verein schon ein Event, gegen einen Erstligisten zu spielen. Ich kenne das Gefühl“, sagt sie. Mit Harrislee spielte sie im Pokal selbst schon gegen die Bundesligisten Oldenburg, Blomberg und Thüringen. „Ich habe die Atmosphäre genossen.“

Auch jetzt erwartet sie eine enge Halle mit knapp 600 Zuschauern und einem Gegner, der alles geben wird. Trotzdem sagt sie klar: „Wir sind der Favorit.“

Harte, aber lehrreiche Zeit in Leverkusen

2023 verließ Andresen ihren Heimatverein und spielte zwei Jahre für Bayer Leverkusen. Die vergangene Saison endete mit dem Abstieg aus der Bundesliga. „Wir hatten einen extrem kleinen Kader, bloß zwölf Spielerinnen. Es war echt hart, nur ein Spiel zu gewinnen und ein Unentschieden zu holen“, sagt sie.

Johanna Andresen im Leverkusener Trikot.

Johanna Andresen im Leverkusener Trikot. Foto: Jan Iso Jürgens

Dennoch war die Zeit nicht umsonst: Andresen übernahm viel Verantwortung und wurde beste Torschützin ihres Teams. „Ich hoffe, dass ich etwas daraus gelernt habe und nicht noch einmal in so eine Situation komme“, sagt sie.

Flexible Rechtshänderin im Rückraum

Ihr neuer Trainer Dirk Leun sieht in ihr viel Potenzial: „In der Abwehr hat sie schon eine guten Job gemacht. Im Angriff hat sie noch Potenzial. Es geht Schritt für Schritt nach oben“, sagt er.

Beim BSV will sich Andresen durchsetzen - vor allem im linken Rückraum, ihrer Stammposition. „Aber ich kann auch im rechten Rückraum aushelfen, da habe ich früher schon oft gespielt“, sagt sie. Leun kann sich das gut vorstellen und setzte sie in der Vorbereitung auch auf der rechten Seite ein.

Große Anerkennung für die Neue

Abseits des Spielfeldes scheint Andresen auch angekommen zu sein. Im Trainingslager in Dänemark wurde sie in den Mannschaftsrat gewählt - gemeinsam mit Levke Kretschmann und Maj Nielsen. „Es ist eine große Anerkennung, als Neuzugang gleich das Vertrauen der Mitspielerinnen zu bekommen“, sagt sie.

Johanna Andresen ist im Sommer zum BSV gewechselt.

Johanna Andresen ist im Sommer zum BSV gewechselt. Foto: Jan Iso Jürgens

Und dann war sie auch gleich gefordert: Zusammen mit den anderen Neuen organisierte sie im Trainingslager einen „bunten Abend“ - mit einem Tanz, einer Modenschau und einem selbst geschriebenen Song. „Das hat uns richtig zusammengeschweißt“, sagt sie und lacht.

Auf den Spuren ihrer Schwester

Vielleicht liegt Führungsqualität in gewisser Weise auch in der Familie: Immerhin war ihre Schwester Marie selbst Kapitänin beim BSV. „Marie war eine Persönlichkeit, die Dominanz ausgestrahlt hat“, sagt Leun. „Bei Johanna sehe ich das noch nicht so. Aber auch bei Marie hat man in ihrem ersten Jahr nicht gesehen, dass sie Kapitänin wird.“ Leun ist gespannt, wie sich das entwickelt - und ob sie vielleicht eines Tages in die Fußstapfen ihrer Schwester tritt.

September 2019: Schwester Marie (rechts, TSV Nord Harrislee) mit Marie Andresen (Werder Bremen) und einer Nichte nach einem Schwestern-Duell.

September 2019: Schwester Marie (rechts, TSV Nord Harrislee) mit Marie Andresen (Werder Bremen) und einer Nichte nach einem Schwestern-Duell. Foto: privat

Kapitänin? Andresen winkt ab. „Das ist jetzt überhaupt nicht meine Priorität“, sagt sie. Für solche Gedanken sei es noch viel zu früh.

BSV sieht sich gut gewappnet für den Pokal

Die Generalprobe zur 1. DHB-Pokalrunde war zufriedenstellend. Beim Nelken-Cup wurde der BSV Dritter. In das Turnier mit den Ligakonkurrenten Borussia Dortmund, HSG Blomberg-Lippe und der HSG Bensheim/Auerbach ging der BSV als Titelverteidiger. Dieses Mal gewann Gastgeber Blomberg gegen Dortmund.

Jolina Huhnstock vom BSV wurde als Spielerin des Turniers ausgezeichnet.

„Wir haben unser Potenzial gezeigt, weshalb ich mit dem Turnier sehr zufrieden sind“, attestierte Leun seiner Mannschaft weitere Entwicklungsschritte.

Gegen den kommenden Champions-League-Teilnehmer Dortmund verlor der BSV das Halbfinale erst nach Verlängerung mit 37:38 (32:32). Insbesondere Nationalspielerin Jolina Huhnstock drückte dem Spiel ihren Stempel offensiv wie defensiv auf.

In der Schlussphase führte der BSV mit einem Treffer und vergab doppelt die Chance, den Deckel draufzumachen. „Das ärgert uns natürlich, weil wir die Möglichkeit hatten“, so Leun.

Bensheim besiegte der BSV dann mit 35:29. Beim Gegner fehlte neben einigen Verletzten auch Spielmacherin Kim Irion, die unter der Woche ihre Schwangerschaft bekannt gab. Als Ersatz holten die Südhessinnen Nationalspielerin Mareike Thomaier von HB Ludwigsburg.

U19-Europameisterin Aida Mittag zeigte, dass sie nach der verpassten Anfangsphase der Vorbereitung immer besser in die BSV-Abläufe kommt.

„Am Ende haben wir das souverän heruntergespielt“, so Leun. „Insgesamt waren das noch mal zwei Spiele, die uns einen guten Schritt nach vorne gebracht haben.“

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