TBSV-Neuzugang Krullaars: So kam der Überraschungscoup zustande

Nyala Krullaars warf drei Tore bei ihrem Bundesliga-Debüt. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie
Nyala Krullaars hat nach langer Leidenszeit bei ihrem Bundesliga-Debüt gegen Blomberg einen guten Eindruck hinterlassen. Doch die Niederländerin wird nicht lange bleiben. Ihr prominenter Freund wechselt zu einem europäischen Spitzenklub.
Buxtehude. Am Morgen sei noch alles in Ordnung gewesen, sagt Nyala Krullaars. „Aber als ich in die Halle kam, war ich schon sehr nervös.“ Ihr letztes Spiel hatte sie im September 2021 bestritten. Sie war hochveranlagt, spielte schon mit 17 Jahren in Dänemark, gewann mit den niederländischen Juniorinnen EM-Silber und träumte von der Champions League. „My whole life was about handball“, sagt sie. Mein ganzes Leben drehte sich um Handball. Doch dann begann die Leidenszeit.
Krullaars riss sich das Kreuzband und hatte auch mit dem anderen Knie zu kämpfen. „Davon habe ich mich lange Zeit nicht erholt“, so die 22-Jährige. Ihr Vertrag in Kopenhagen wurde aufgelöst. Krullaars war vereinslos, machte sich als Ernährungscoach selbstständig. „Das war eine harte Zeit. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Karriere schon so früh vorbei ist.“

Für Krullaars war es das erste Spiel seit September 2021. Foto: IsoluxX Fotografie
„Ein sehr emotionaler Tag für mich“
Am Samstag, den 25. Februar 2024, steht Nyala Krullaars mit einem in Folie verpackten Obstkorb auf dem Spielfeld der Halle Nord in Buxtehude und strahlt. Beim 27:29 des BSV gegen Blomberg hat sie tatsächlich ihr Comeback gegeben und wurde zur Spielerin des Spiels gewählt - daher der Obstkorb. „Das ist ein sehr emotionaler Tag für mich.“
Dabei wusste bis zum Spieltag niemand, dass der BSV eine neue Spielerin aufbieten würde. Krullaars kam gewissermaßen aus dem Nichts. „Wir wollten keinen großen Druck aufbauen. Und warum sollte man so was nicht als Überraschung verkaufen“, sagt Manager Peter Prior. Seit zwei Wochen trainiert Krullaars mit der Mannschaft.

Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als mit Nyala Krullaars plötzlich ein Neuzugang auflief. Foto: Jan Iso Jürgens
Krullaars mit drei Toren beim Debüt
Krullaars wurde früh eingewechselt und legte ihre Nervosität schnell ab. Die 1,79 Meter große Rückraumspielerin warf den ersten Ball noch in die Hände der Torhüterin und erzielte dann drei Tore. Sie spielte nicht fehlerfrei, zeigte aber auch ihr großes Potenzial im Eins-gegen-Eins. „Sie hat ein extrem hohes technisches Niveau und das hat sie heute schon in die Mannschaft eingebracht“, sagt Trainer Dirk Leun.
Für einen Sieg oder zumindest ein Unentschieden reichte es dennoch nicht. Vor allem in der ersten Halbzeit nutzte Blomberg die leichten Fehler des BSV und die großen Lücken in der Abwehr und führte zur Pause mit 18:13. „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren“, sagt Leun. „Aber was die Mannschaft im Moment auszeichnet, ist, dass sie zurückkommt und fightet.“
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Viele Zeitstrafen und eine Rote Karte
So wurde es noch einmal eng. Der BSV steigerte seine Trefferquote, steckte insgesamt fünf Zeitstrafen sowie eine direkte Rote Karten gegen Magda Kasparkova weg und Laura Kuske hielt ihr Team mit zehn Paraden im Spiel. Kurz vor Schluss lag der BSV nur noch mit 25:26 zurück. Dann erzielte Blombergs Shooterin Nieke Kühne ihren achten Treffer und ließ Buxtehude nicht mehr herankommen.
In der Pressekonferenz macht der BSV-Trainer seinem Frust über die Leistung der Schiedsrichter Luft. Doch am Tag danach klang Leun am Telefon differenzierter: „Sie haben hervorragend gepfiffen.“ Die Kritik bezog sich speziell darauf, wie einige Fouls an seinen Spielerinnen in der Schlussphase bewertet wurden. „Das ärgert einen dann umso mehr.“
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Freund spielt auch in der Bundesliga
Nyala Krullaars trägt den Obstkorb zu ihrem Freund Dani Baijens auf die Tribüne. „Sie hatte ihren Handball-Traum schon fast aufgegeben. Und dann macht sie heute so ein Spiel. Das macht mich mega stolz“, sagt der Spielmacher vom Bundesligisten HSV Hamburg. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Dominik Axmann (Partner von Isabelle Dölle) und Thies Bergemann (Freund von Lotta Heider) verfolgte er das Spiel in der Halle.

Der Hamburger Spielmacher Dani Baijens und die neue BSV-Spielerin Nyala Krullaars kennen sich aus den Niederlanden. Foto: Scholz
Die beiden kennen sich bereits seit acht Jahren. Krullaars und Baijens besuchten dieselbe Handball-Schule in den Niederlanden. Vor zwei Jahren zog sie zu ihm nach Hamburg und liebäugelte mit einem Wechsel zum BSV. „Der Buxtehuder SV wäre für sie sicher interessant“, sagte Baijens vor einem Jahr in einem „Welt“-Interview.
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„Hey Dirk, I am ready!“
Mit Hilfe von Dölle und Heider kam schließlich der Kontakt zum BSV zustande. Im Spätherbst 2023 kam sie auf Leun zu. „Wir haben vereinbart: Wenn sie sich bereit fühlt, kann sie bei uns einsteigen“, sagt Leun. Im Januar war es soweit: „Hey Dirk, I am ready!“, habe sie ihm getextet.
Bis zum Saisonende will Krullaars mit dem BSV noch möglichst viele Spiele gewinnen. Dann wird sie ihren Freund wohl nach Paris begleiten. Baijens hat beim Spitzenklub PSG unterschrieben. Ihre eigenen Ziele hat Krullaars noch nicht aufgegeben. Aber jetzt ist sie erst mal glücklich, wieder Handball spielen zu können.
Die Statistik
Spielverlauf: 2:3 (5.), 6:9 (15.), 11:14 (23.), 13:18 (Halbzeit), 16:21 (39.), 21:25 (47.), 24:26 (55.), 27:29 (Endstand)
BSV: Kuske, Andresen; Nielsen 2/2, Heider, Kasparkova 1, Mühlner, Dölle 5, Kähr 3, Reiche 1, Hartstock 3, Krullaars 3, Hagen 4, Rakstad 3, von Prittwitz 2
HSG: Ludwig, Veith; Rüffieux 3, Kynast, Quist 5, Ruwe 1, Frey 2, Kühne 8, Hoberg 2, Rajes 1, Vegué Pena 4/3, Tietjen, Hauf 3
Siebenmeter: BSV 2/3 (Nielsen 2/3) – HSG 3/3 (Vegué Pena 3/3)
Zeitstrafen: BSV 5 (Dölle 2, Mühlner 1, Kasparkova 1, Kähr 1) – HSG 1 (Hauf 1)
Direkte Rote Karte: Kasparkova (40., BSV)
Schiedsrichter: Konrad Gimmler und Jannik Rips
Zuschauer: 1041
Nächstes Spiel: HSV Solingen-Gräfrath 76 – BSV (Samstag, 16. März, 18.30 Uhr)