TBSV-Neuzugang Levke Kretschmann kann Spitzenteams ärgern

Levke Kretschmann traf in einem Testspiel bereits auf den BSV um Maxi Mühlner. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de
Der Buxtehuder SV hatte Neuzugang Levke Kretschmann schon länger auf dem Zettel. Nun hat sich die 23-Jährige für den Bundesligisten entschieden, der seine Personalplanungen für die kommende Saison noch lange nicht abgeschlossen hat.
Buxtehude. Wenn eine der besten Spielerinnen der 2. Bundesliga beim 30 Kilometer entfernten Partnerverein unter Vertrag steht, liegt es auf der Hand, dass der Erstligist interessiert ist. Und das nicht erst seit gestern. „Wir hatten Levke schon länger auf dem Zettel“, sagt BSV-Trainer Dirk Leun.
Zur kommenden Saison ist es soweit: Rückraumspielerin Levke Kretschmann wechselt von den Handball-Luchsen Buchholz 08-Rosengarten zum Buxtehuder SV. Wie der BSV am Dienstag mitteilte, hat sie für zwei Jahre unterschrieben. „Mit dem Schritt in die 1. Bundesliga geht ein Traum für mich in Erfüllung“, sagt Kretschmann.
Aufgewachsen ist sie in Schleswig-Holstein. Ihre erste Trainerin war Mutter Silke, die selbst mit der HSG Marne/Brunsbüttel in der zweiten Liga spielte. Die Tochter verließ den Verein 2018, schaffte mit dem MTV Heide den Aufstieg in die dritte Liga und dann in die zweite Liga. Kretschmann war die absolute Leistungsträgerin und wechselte 2022 zu den Luchsen.
Starker Schlagwurf und ein gutes Auge
Und das zahlte sich aus. „Die Luchse waren für mich der erste Verein raus aus der Heimat und rückblickend war dieser Schritt der beste, den ich hätte machen können“, sagt Kretschmann. „Mir wurde von Anfang an viel Vertrauen geschenkt und ich konnte mich menschlich und handballerisch extrem weiterentwickeln.“
In ihren drei Spielzeiten bei den Luchsen gehörte Kretschmann zu den Topscorerinnen der zweiten Liga. In der laufenden Saison ist die Rechtshänderin mit 121 Toren in 19 Spielen die mit Abstand beste Feldtorschützin der Liga. Im Schnitt erzielt sie sechs Tore pro Spiel. Und auch als Vorbereiterin überzeugt sie: Mit 56 Assists liegt sie auf Platz fünf des Zweitliga-Rankings.
„Ich höre oft, dass meine Spielweise eher untypisch ist“, sagt die 1,78 Meter große Handballerin. Es ist nicht so, dass sie ständig hochsteigt und aus der Distanz trifft. Kretschmann verfügt über einen variantenreichen Schlagwurf, sucht gerne das Eins-gegen-Eins und setzt ihre Nebenleute in Szene.
Kretschmann beeindruckt im DHB-Pokal
Einen Sahnetag erwischte Kretschmann im September 2023. Im Pokalspiel gegen den Thüringer HC bewies sie mit sechs blitzsauberen Toren ihr Erstliganiveau. „Da konnte ich schon mal gut einschätzen, ob es für die erste Liga reicht“, sagt sie. Neben ihren spielerischen Qualitäten ist Kretschmann bei den Luchsen ein wichtiges Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft und gehört dem Mannschaftsrat an.

Levke Kretschmann ist die beste Torschützin bei den Luchsen. Foto: Jens Schierenbeck (nomo)
Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Kretschmann beschäftigte sich mit einigen Angeboten. „Natürlich hätten wir den Vertrag mit Levke sehr gern verlängert“, sagt Luchse-Geschäftsführer Sven Dubau. Er könne die Entscheidung aber nachvollziehen. „Bei uns wird Levke nicht nur sportlich, sondern auch menschlich eine große Lücke hinterlassen.“ Trainer Dubravko Prelcec: „Beim BSV und vor allem bei Dirk Leun ist Levke sehr gut aufgehoben.“
„Ich bleibe im Norden“
Kretschmann ist sich sicher, dass sie sich beim BSV sehr gut weiterentwickeln kann. Schon bei den gemeinsamen Trainingseinheiten der beiden Partnervereine habe sie einen guten Einblick bekommen. Vor allem aber habe sie nach den Gesprächen ein richtig gutes Gefühl gehabt. Und: „Ich bleibe im Norden.“
Neben dem Handball will Kretschmann weiter Berufserfahrung sammeln. Sie hat ein abgeschlossenes Bachelorstudium (Wirtschaftspsychologie) und arbeitet bei einem Hamburger Unternehmen im Bereich Personal und Marketing. Sobald sie einen Studienplatz hat, möchte sie mit dem Masterstudium beginnen.
Leun freut sich nun auf eine „technisch starke und sehr spielfähige Rückraumspielerin“, die für die Positionen Halblinks und Rückraum-Mitte vorgesehen ist. Dort spielt Kretschmann derzeit auch bei den Luchsen. Zuvor wurde sie in Heide fast nur auf Halbrechts eingesetzt. Kretschmann ist also variabel.
Dritter BSV-Neuzugang
Das dürfte dem BSV entgegenkommen, der zuletzt immer wieder durch Ausfälle in Not geriet. „Es ist sehr gefährlich, wenn man nur einen Minimalkader hat“, sagt Leun. In dieser Saison machte sich das vor allem auf Rückraum-Mitte bemerkbar, als zeitweise keine gelernte Spielmacherin mehr im Kader stand.
Wie sich der BSV in der neuen Saison im Rückraum aufstellt, ist noch nicht klar. Denn die Verträge einiger Leistungsträgerinnen wie Charlotte Kähr, Isabelle Dölle und Sinah Hagen laufen aus. „Es gibt noch einige offene Fragen“, sagt Leun. Kretschmann ist nach Anika Hampel und Jolina Huhnstock, beide vom Bundesliga-Konkurrenten Bad Wildungen, der bisher dritte Neuzugang.