T„Kein Fehlstart“: Warum der BSV trotz Sieglosserie gelassen bleibt

Am Ende gewinnen wieder die anderen. Zum vierten Mal in Folge. Foto: Jan Iso Juergens
Der Buxtehuder SV hat in der Handball-Bundesliga wieder verloren. Diesmal mit 26:29 gegen den Thüringer HC. Der Trainer verfällt nach sechs sieglosen Spielen nicht in Panik.
Buxtehude. Die blanken Zahlen könnten einem BSV-Fan die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. In der Handball-Bundesliga verliert der Buxtehuder SV am Mittwochabend vor 800 Zuschauern mit 26:29 gegen den THC und damit sein viertes Spiel in Serie. Nach zwei Unentschieden zum Saisonstart bleibt der BSV sieglos und ziert den vorletzten Platz im Gesamtklassement. Irgendein schlauer Mensch hat mal gesagt, die Tabelle lügt nicht. Oder doch?
Die Chefin des BSV-Fanclubs Has‘ und Igel, Rita Griemsmann, bleibt gelassen. Sie mache sich keine Sorgen, sagt sie vor dem Anpfiff gegen den THC und läuft schnell zu ihrer Trommel, um die Spielerinnen für das Aufwärmprogramm zu motivieren.
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„Jede Saison hat der Trainer die gleiche Situation. Er muss aus vielen Neuzugängen ein Team formen“, sagt Griemsmann. Das werde sich bald einpendeln. Der BSV werde die Play-offs erreichen. Der Edelfan kann sich vorstellen, wie sehr die Mannschaft unter Druck stehe ob der Sieglosserie. Rita Griemsmann würde für den BSV auch in der zweiten Liga trommeln.
Ein paar schlechte Minuten verderben den Erfolg
Manager Peter Prior gibt sich gleichermaßen entspannt. „Wir hatten ein schweres Auftaktprogramm“, sagt er. Das Spiel in Oldenburg sei gut gewesen. Aber zwei Mal schlechte fünf Minuten hätten alles kaputt gemacht. So ähnlich läuft es eben auch gegen den THC. Der BSV spielt 50 gute Minuten, verteilt auf eine Stunde. „Heute haben Kleinigkeiten für die Punkte gefehlt“, sagt Trainer Dirk Leun.
BSV verliert knapp gegen THC.
Der Coach meint kleine Fehler, die der BSV immer mal wieder einstreut. Ein paar unvorbereitete Würfe, wenige defensive Schwächen und Abstimmungsprobleme. Leun sagt nach dem Abpfiff, er sei „sehr sauer aus anderen Gründen“. In der Tat können auch die meisten der 800 Fans in der Halle einige Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns nicht wirklich nachvollziehen.

BSV-Torhüterin Sophie Fasold spielt eine starke erste Halbzeit. Foto: Jan Iso Juergens
Der BSV agiert gegen den Thüringer HC in der Anfangsphase überaus aggressiv. Zudem hat das Team mit Sophie Fasold eine Torhüterin, die mit starken Paraden sofort heiß läuft. Mit schnellem Passspiel nimmt der BSV die THC-Defensive auseinander. 6:4 führen die Gastgeberinnen nach acht Minuten. Isabelle Dölle, Maj Nielsen und Anika Hampel treffen. Hier kann etwas gehen an diesem Abend. Mit dieser Einstellung, mit dieser Leidenschaft.
Isa Ternede überzeugt mit ihrer Dynamik
Aber die Partie gleicht einer Achterbahnfahrt und bleibt spannend. Mit ihrem fünften Tor gleicht Isabelle Dölle Sekunden vor dem Halbzeitpfiff zum 12:12 aus. Der BSV ist im Spiel. Auf dem Weg, die Durststrecke zu beenden.
Die linke Angriffsseite will den ersten Saisonsieg Anfang der zweiten Halbzeit mit Macht. Der THC kann Isa Ternede kaum halten. Die Rechtshänderin überzeugt mit ihrer Dynamik und zwei schnellen Treffern. Insgesamt wirft sie sieben Tore und ist damit beste Werferin beim BSV. Als Teresa von Prittwitz zuerst einen Tempogegenstoß veredelt und dann Torhüterin Dinah Eckerle per Heber überwindet, steht die Halle. 16:14.

Isa Ternede avanciert mit sieben Toren zur erfolgreichsten BSV-Werferin. Foto: Jan Iso Juergens
Der BSV kann die Schlagzahl nicht halten. Eine kurze Schwächephase der Gastgeberinnen nutzt der THC zur 27:23-Führung. Buxtehude mobilisiert die letzten Reserven. Getragen vom Publikum verkürzen von Prittwitz, Cara Hartstock und Levke Kretschmann auf 26:27. Der Treffer der THC-Linksaußen Rikke Petersen zum 26:28 taugt da als Stimmungskiller und beendet jäh die Aufholjagd. Das Spiel ist verloren. Die Köpfe gehen runter. Das vermeintliche Desaster ordnet Dirk Leun ein.
Der BSV verfällt nicht in Panik
„Ich Moment geht es darum, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen“, sagt der BSV-Trainer. Die Partie gegen Neckarsulm mal ausgenommen, hat der BSV bislang nur Spiele gegen Teams bestritten, die heute in der oberen Tabellenhälfte stehen. „Man muss auch unsere Möglichkeiten sehen“, sagt Leun. In den Sphären, in denen sich Teams wie Ludwigsburg oder Dortmund bewegen, kann Buxtehude kaum mithalten.

BSV-Trainer Dirk Leun ordnet die Niederlage ein: „Für mich ist das kein Fehlstart - bei den Gegnern, die wir hatten." Foto: Jan Iso Juergens
Es ist die Entwicklung, die dem Trainer Mut macht. Leun hatte vor dem THC-Spiel eine bessere Abwehrleistung gefordert. Nach dem Spiel kann er wohl einen Haken an diese Baustelle machen. Defensiv überzeugt seine Mannschaft, sie muss die Qualität nur konservieren.
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Vieles läuft in der Offensive schon geschmeidig. Das schnelle Passspiel, die dynamischen Zweikämpfe, die Durchbrüche bis zum Kreis, das Freispielen der Außen, die Tempogegenstöße. „Ich habe das Gefühl, dass wir Fortschritte machen, dass sich die Spielerinnen im Training reinhängen, dass sie gut arbeiten“, sagt Leun. Das stimmt ihn positiv. „Für mich ist das kein Fehlstart - bei den Gegnern, die wir hatten“, sagt Leun.
Baustellen in der EM-Pause abarbeiten
Samstag spielt der BSV erneut vor eigenem Publikum. 19.30 Uhr ist Anpfiff gegen den Tabellenzweiten aus Ludwigsburg, der seit dreieinhalb Jahren am Mittwochabend mal wieder ein Bundesligaspiel verlor. Noch so ein Spitzenteam, gegen den der BSV als krasser Außenseiter ins Rennen geht. Danach ist EM-Pause.
Zeit für den BSV, die übrigen Baustellen abzuarbeiten und sich auf die Spiele gegen Gegner auf Augenhöhe in der Weihnachtszeit vorzubereiten. Dirk Leun ist da optimistisch. Er meint, es werden mehr Geschenke unterm Baum liegen als ohnehin schon.
Die Statistik des Spiels
BSV: Fasold (11 Paraden), Tants (0 Paraden); Kroepel, Nielsen 2/1, Heider, Hampel 1, Dölle 6, Kähr, Reiche, Kretschmann 2, Hartstock 2, Rakstad, von Prittwitz 4, Ternede 7, Huhnstock 2, Lück.
THC: Lovgren Hallberg (0 Paraden), Eckerle (8 Paraden); Nooitmeer 2, Hendrikse 3, Holm 2, Pichlmeier 4, Niederwieser, Hoffbeck Petersen 2, Aizawa 3, Gullberg, Szabo 2, Reichert 9/4, Hanfland 2, Kuczora.
Spielverlauf: 3:1 (4.), 6:4 (10.), 7:8 (16.), 9:9 (20.), 12:12 (30.), 16:14 (34.), 20:21 (43.), 24:27 (55.), 26:29 (60.)
Siebenmeter: BSV 1/1 - THC 4/5 (Hoffbeck Petersen scheitert an Fasold)
Zeitstrafen: BSV 4 (Huhnstock, Rakstad) - THC 6 (Aizawa, Niederwieser, Hendrikse 47.)
Schiedsrichter: Lukas Müller/Robert Müller
Zuschauer: 804
Nächstes Spiel: BSV - Ludwigsburg (Sa., 2. November, 19.30 Uhr, Halle Nord)