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Handball-Bundesliga

TBSV kassiert herbe Klatsche beim Thüringer HC

BSV-Torhüterin Laura Kuske kehrte an ihre frühere Wirkungsstätte zurück.

BSV-Torhüterin Laura Kuske kehrte an ihre frühere Wirkungsstätte zurück. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie (Archiv)

Die Handballerinnen des Buxtehuder SV verabschieden sich mit einer hohen Niederlage in die WM-Pause. Am Samstagabend unterlag der BSV beim Thüringer HC. Zwei Talente gaben ihr Bundesliga-Debüt.

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Von Tim Scholz
Samstag, 18.11.2023, 23:22 Uhr

Bad Langensalza. Herbert Müller ist seit 13 Jahren Trainer beim Thüringer HC. Er kennt den BSV sehr gut und erinnerte sich vor dem Spiel an denkwürdige Duelle. Zum Beispiel an die beiden Meisterschaftsfinals 2011 und 2012, die der THC jeweils knapp für sich entscheiden konnte. „Buxtehude kann immer ein Stolperstein sein“, weiß Müller aus der Bundesliga-Historie.

Doch so weit sollte es am Samstagabend nicht kommen. Der personell geschwächte Buxtehuder SV hatte dem Team aus Bad Langensalza wenig entgegenzusetzen und verlor mit 23:38 (7:18). Buxtehude geht voraussichtlich als Tabellenzehnter in die WM-Pause. „Die Geschichte ist schnell erzählt: Der THC hat einen super Tag erwischt, hatte eine richtig gute Form“, sagte Buxtehudes Co-Trainer Adrian Fuladdjusch.

Fuladdjusch, der wie schon in der Vorwoche den erkrankten Dirk Leun vertrat, wusste, dass seine Mannschaft vor einer „großen Aufgabe“ stand. Gerade mit der Ex-Buxtehuderin Annika Lott habe der THC die „aktuell wohl beste Spielerin der Liga“ in seinen Reihen. Die 23-Jährige erzielte gegen ihren Ex-Verein fünf Treffer.

Bundesliga-Debütantin begann auf Linksaußen

Fuladdjusch schickte eine ungewohnte Sieben auf die Platte. Da der BSV nach wie vor ohne gelernte Spielmacherin auskommen musste, übernahm erneut Linksaußen Cara Reiche den Part. Und weil Linksaußen Teresa von Prittwitz im Training umgeknickt war, stand Bundesliga-Debütantin Lilli Frey aus der zweiten Mannschaft in der Startformation.

Und: Statt Stammtorhüterin und Kapitänin Marie Andresen begann Laura Kuske gegen ihren Ex-Verein. Die 21-Jährige wurde von ihren früheren Mitspielerinnen herzlich begrüßt, bekam aber wenig später kaum einen Ball zu fassen. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde übernahm Andresen zwischen den Pfosten.

Vor 1447 Zuschauern in der Salza-Halle hielt der BSV zunächst gut mit und kam durch einen Doppelschlag von Isabelle Dölle zum 2:2-Ausgleich (6.). Doch im Angriff taten sich die Buxtehuderinnen schwer. Sie fanden nicht den Weg in die Tiefe, gerieten in Zeitnot, scheiterten am Innenblock um die Ex-Buxtehuderin Annika Lott oder an Torhüterin Nicole Roth.

Fuladdjusch: „Nicht rumkuscheln, zumachen!“

Auffallend: Der BSV lebte fast ausschließlich von den Toren seiner Rückraumspielerin Isabelle Dölle. Buxtehudes beste Torschützin erzielte fünf der sieben BSV-Treffer im ersten Durchgang. Anders als beim Heimsieg vor einer Woche gegen Bayer Leverkusen funktionierte das Buxtehuder Spiel in der Breite nicht. Mit 5:10 (17.) lag der BSV zurück.

Auch in der Abwehr agierten die Buxtehuderinnen viel zu harmlos. Sie schalteten nicht schnell genug von Angriff auf Abwehr um und bekamen das Zentrum nicht in den Griff. „Nicht rumkuscheln, zumachen!“, forderte Fuladdjusch in einer Auszeit. Doch die Ansage zeigte wenig Wirkung. Der THC spielte schnell nach vorne, kam zu einfachen Toren und führte bald mit zehn Toren (17:7, 26.). Kurz vor der Pause kam auch BSV-Talent Lea Liebetrau zu ihrem Bundesliga-Debüt. Sie entlastete Cara Reiche auf Rückraum-Mitte.

Der BSV wollte eigentlich mit einer „guten Mannschaftsleistung“ (Fuladdjusch) dagegenhalten. Doch daraus wurde nichts mehr. Der BSV gestaltete die zweite Halbzeit zwar etwas enger, lief aber einem zweistelligen Rückstand hinterher. Der Thüringer HC ließ trotz wechselnder Formationen kaum nach und führte eine Viertelstunde vor Schluss mit 14 Toren (28:14).

„Wir wollten das Spiel in der zweiten Halbzeit enger gestalten“, sagte Fuladdjusch, „das ist uns nicht so gut gelungen. Aber wir haben uns nicht aufgegeben und hatten eine gute Stimmung in der Truppe.“

BSV bekommt schwedische Kreisläuferin nicht in den Griff

Immerhin: BSV-Linksaußen Lilly Frey tunnelte THC-Keeperin Roth und erzielte ihr erstes Bundesliga-Tor. Wenig später parierte Torhüterin Andresen einen Strafwurf der schwedischen Kreisläuferin Vilma Matthijs Holmberg, die bis dahin jeden ihrer elf Würfe verwerten konnte. In der letzten Sekunde jagte Jennifer Rode den Ball zum Endstand ins BSV-Tor. Kuske konnte sich strecken, so viel sie wollte. Sie war machtlos.

THC-Trainer Müller hatte in Auszeiten immer wieder gefordert, BSV-Torjägerin Isabelle Dölle konsequenter zu attackieren: „Bekommt mir Dölle in den Griff!“ Das gelang teilweise. Die Shooterin traf zehnmal, sagte nach dem Spiel: „Wir wussten, dass wir hier extrem auf das Rückzugsverhalten achten müssen. Aber das ist uns heute nicht so gut gelungen.“

Der THC feierte den 26. Sieg im 43. Duell mit dem Buxtehuder SV und kletterte auf Platz drei. „Was meine Mannschaft in der ersten Halbzeit abgeliefert hat, war vom Allerallerfeinsten“, sagte Müller mit Blick auf die Thüringer Abwehrleistung und das Tempospiel.

Wegen der Frauen-WM in Dänemark, Norwegen und Schweden (29. November bis 17. Dezember) greift der BSV erst in über fünf Wochen wieder in den Spielbetrieb ein. Am 27. Dezember (18 Uhr) empfängt die Mannschaft voraussichtlich wieder unter der Leitung von Cheftrainer Dirk Leun die Sport-Union Neckarsulm in der Halle Nord. Am 30. Dezember geht es dann zur SG BBM Bietigheim.

Die Statistik

Spielverlauf aus BSV-Sicht: 2:4 (7.), 5:10 (17.), 7:16 (24.) 7:18 (Halbzeit), 11:23 (38.), 15:28 (46.), 20:33 (53.), 23:38 (Endstand)

Buxtehuder SV: Kuske, Andresen; Liebetrau, Nielsen 1, Heider 2, Kasparkova 1, Mühlner 2, Dölle 10/3, L. Frey 1, Kähr 4, Reiche 1, Hartstock 1, Rakstad

Thüringer HC: Eckerle, Roth, S. Frey 2, Hendrikse 4, Tanabe 1, Matthijs Holmberg 11/3, Niederwieser 1, Stockschläder 3, Lott 5, Gullberg 4, Kündig, Reichert 5, Rode 2

Siebenmeter: BSV 3/3 (Dölle 3/3) - THC 3/4 (Matthijs Holmberg 3/4)

Zeitstrafen: BSV 6 (Kähr 2, Hartstock 1, Dölle 1, Mühlner 1, Heider 1) - THC 3 (Tanabe 1, Lott 1, Matthijs Holmberg 1)

Schiedsrichter: Alexander Kittel und Lars Scharfe

Zuschauer: 1447

Nächstes Spiel: BSV - SU Neckarsulm (Mi., 27. Dezember, 18 Uhr)

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