TBaggerschiffe auf der Elbe: Konkurrenzlos – und kostspielig für Steuerzahler

Das Baggerschiff „Bonny River“ fährt auf der Elbe. Die Saugbagger verursachen hohe Kosten. Foto: Bockwoldt/dpa
Wenn in Flüssen gebaggert werden muss, wird es teuer. Denn die privaten Reedereien bestimmen den Preis. Auch wenn per Ausschreibung nach Alternativen gesucht wird, scheitert das Vorhaben.
Landkreis. Wer eine Bagger-Reederei betreibt, besitzt quasi eine Lizenz zum Gelddrucken. Irgendwo auf dem Globus muss immer gebaggert oder aufgespült werden. Deshalb fahren auf den großen Handelsschifffahrtsrouten, Flüssen und Häfen vor allem seegängige Laderaumsaugbaggerschiffe, die in jedem Revier und für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können.
Das muss für die in der Regel staatlichen Auftraggeber nicht immer von Vorteil sein - für die Auftragnehmer aber sehr wohl.
Lösungen, die auf ein bestimmtes Revier zugeschnitten sind, gibt es nicht - oder sie hätten bei den Ausschreibungen keine Chance - auch wenn sie deutlich günstiger sind als herkömmliche Laderaumsaugbagger. Das gilt insbesondere für die Elbe. „Alternative Transportkonzepte für den Schlick aus der Elbe scheinen bei der Staatsverwaltung (...) nicht hoch im Kurs zu stehen“, schreibt der Bund der Steuerzahler in seinem „Schwarzbuch 2023/24“ im Zusammenhang mit dem Kostendebakel beim nach wie vor nicht abgeschlossenen Bau des Baggerschiffs „Osteriff“, das der Bund in Eigenregie betreiben möchte.
Kleinere Baggerschiffe ohne Laderaum sind günstiger
Auch der Bund der Steuerzahler ist - ebenso wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Enak Ferlemann sowie weitere Schifffahrtsexperten - inzwischen davon überzeugt, dass Laderaumsaugbagger wegen der immer längeren Fahrtstrecken bis zur Verklappung des Elbschlicks mittlerweile unwirtschaftlich geworden sind. Kleinere Baggerschiffe ohne Laderaum in Begleitung von Baggergut-Transportschiffen würden erhebliche Kostenvorteile versprechen, weil sie effizienter eingesetzt werden könnten. Doch diese Logik erschließt sich nicht jedem.

Das Konzept „Bagger ohne Laderaum und separate Transportschiffe“ im Auszug einer Planzeichnung mit den Schiffstypen Bagger (unten) und Transportschiff (oben). Foto: Lasse
Der Cuxhavener Ingenieur Jürgen Grzeskowiak, der gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe aus Experten ein solches Alternativkonzept ausschreibungsreif erarbeitet hat, hat Berechnungen angestellt, nach denen sich zwischen 2026 und 2030 Einsparungen von rund 1,2 Milliarden Euro bei möglichen Revierfahrten in die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) erzielen ließen, würden auch nur 40 Prozent des Baggergeschäfts in staatlicher Eigenregie mit Baggern und Transportschiffen erledigt werden.

Jürgen Grzeskowiak (Projektleiter, Mitte) mit dem Bundestagsabgeordneten Enak Ferlemann (rechts) und Klaus Peter Lasse von L+P Naval Consult aus Bremen. Foto: Privat
Reedereien haben kein Interesse an Alternative
Aber dann müssten doch auch private Reedereien an diesem System interessiert sein. Warum das nicht der Fall ist, versuchte Grzeskowiak dem Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und Tourismus, Dieter Janecek (Grüne), zu erläutern. Der hatte zuvor argumentiert, dass das vorgeschlagene Gerätekonzept bei Ausschreibungen ja angeboten werden könne. Zitat: „Durch die wettbewerblichen Ausschreibungen werden Anreize für möglichst kostengünstige Angebote gesetzt. Nach Auskunft des für das Sedimentmanagement zuständige Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat jedoch kein Bieter bei den zurückliegenden Ausschreibungen ein solches Gerätekonzept angeboten.“
Der Bund der Steuerzahler spricht von „Marktversagen“. Die Marktwirtschaft funktioniere hier nicht, weil es an Alternativen mangele.
Das Projekt „Bagger ohne Laderaum und separate Transportschiffe“ ist aus betriebswirtschaftlichen Gründen auf Binnenschiffe ausgelegt. Daher, so Grzeskowiak, sei es für Baggerreedereien, die ihre Schiffe weltweit einsetzen, nicht von Interesse. (yvo)