TBeim Fahrsicherheitstraining überwinden Motorradfahrer ihre Hemmschwelle

Jeder Teilnehmer fährt die verschiedenen Trainingseinheiten mehrfach, um das richtige Verhalten in den verschiedenen Situationen einzuüben. Foto: Frauke Hellwig
Immer wieder kommt es in der Region zu schweren Motorradunfällen. Im Fahrsicherheitstraining in Zeven ging es darum, seine Maschine in brenzligen Situationen zu beherrschen.
Laut Kraftfahrtbundesamt waren zum Januar 2024 insgesamt 4.777.688 Motorräder über 125 Kubik auf Privatpersonen in Deutschland zugelassen. Im selben Jahr sind nach einer vorläufigen Schätzung 511 Motorradfahrer im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Dazu kommen rund 10.000 Schwerverletzte. Viele Gründe also, sein Bike etwas besser kennenzulernen.
Motorradfahrer haben vierfaches Risiko
Die Verkehrswacht Bremervörde-Zeven arbeitet stetig daran, den Straßenverkehr sicherer zu machen. Dazu bietet sie verschiedene Trainings an, die sich an alle Verkehrsteilnehmer richten. Am vergangenen Sonntag richtete der Verein in Zeven ein Training für Motorradfahrer aus.
Biker sind nach einer Analyse auf Basis der ADAC-Unfalldatenbank bei fast jedem vierten Verkehrsunfall außerorts beteiligt. Motorisierte Zweiräder haben gegenüber allen Verkehrsteilnehmern ein vierfach höheres Risiko, an einem Unfall beteiligt zu sein. Gut ein Drittel sind Alleinunfälle, knapp zwei Drittel sind Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Insbesondere kurvige Streckenabschnitte werden zur Gefahr, wenn sich die Fahrer verbremsen oder unaufmerksam sind. Dann kommt es zu Stürzen. Mit 47 Prozent sind solche Fahrfehler die häufigste Unfallursache. Die zweithäufigste Ursache von Alleinunfällen ist mit 39 Prozent eine überhöhte Geschwindigkeit.
Training schult den Umgang mit der eigenen Maschine
Lars Steenken, Moderator für Fahrsicherheitstrainings, legt daher besonderen Wert darauf, das Gefahrenbewusstsein der Teilnehmer seines Kurses auf dem Veranstaltungsgelände zu stärken. Zunächst werden verschiedenste Manöver in der Gruppe angesprochen und später auf dem Parcours von jedem Teilnehmer auf seiner eigenen Maschine mehrfach durchfahren.
„Das ist zwar noch lange kein Trainingseffekt, aber wir wollen eine Idee in die Köpfe der Fahrer bringen, wie man in bestimmten Situationen reagieren könnte oder sollte“, erläutert Steenken. Aha-Erlebnisse bei einigen Fahrern inklusive.
Es geht ums Sensibilisieren, darum, das eigene Motorrad besser kennenzulernen und Gefahrensituationen zu erkennen und richtig auf diese zu reagieren.
Fahrer sollen Hemmschwelle überwinden
Und dazu müssen die Fahrerinnen und Fahrer über ihre Hemmschwelle hinausgehen und sich bei höherer Geschwindigkeit auch mal in Schräglage begeben. „Das muss man einfach mal gemacht haben, denn es gibt viele Fälle, in denen die Motorräder bei Fahrfehlern aus den Kurven heraus driften“, betont der Moderator,
Er sieht also genau hin, wenn die Fahrer ihre Runde durch den Parcours drehen und gibt anschließend entsprechende Tipps, damit es beim nächsten Mal besser klappt. „Die Teilnehmer sollen eine Grundlage über physikalische Gesetzmäßigkeiten beim Motorradfahren bekommen.“
Das sagen die Teilnehmer über die Erfahrungen im Training
Das Training kommt bei den Bikern gut an. „Ich habe nach 20 Jahren wieder mit dem Motorradfahren angefangen und wollte lernen, die Gefahren besser zu erkennen“, sagt Marieta Czermack. Jannes Wintjen, der seit 17 Jahren Motorrad fährt, möchte sein Bike beim Training besser kennenlernen.
„Das ist wirklich super. Man lernt wirklich viel und wird korrigiert, falls sich falsche Verhaltensweisen eingeschlichen haben.“ Nele Viebrock ist ebenfalls von der Sinnhaftigkeit eines Fahrsicherheitstrainings überzeugt. Sie hat ein solches schon für Pkw absolviert und ist nun mit ihrem Motorrad vor Ort.
„Es macht wirklich einen Riesenspaß und man bekommt viele gute Tipps.“ Die Teilnehmer legen anderen die Teilnahme an einem solchen Training ans Herz.
Biker meistern schwierige Straßenverhältnisse
Weil der Asphalt des Trainingsplatzes an diesem Sonntag leicht nass ist, herrschen schwierige Bedingungen. „Und in meinem Kopf hatte ich immer gespeichert, dass man auf nassen Straßen nicht bremsen kann. Man lernt hier aber, dass es eben funktioniert“, sagt Viebrock.
Und so drehen sie Runde um Runde, fahren mal langsam, mal deutlich schneller und werden doch von Mal zu Mal immer sicherer. Sie üben Bremsen, Lenken und Bremsen, begeben sich in Schräglage und müssen sich am Ende sogar noch dran machen, ihr Motorrad vom Boden wieder hochzustemmen und aufzustellen – ein echter Kraftakt. Doch auch hier gilt, wer weiß, wie es geht, kann es im Notfall auch. Und das ist das Ziel eines jeden Fahrsicherheitstrainings.