Blitzer: Hamburg verdient mehr als 44 Millionen Euro

Ein stationärer Blitzer steht am Ende der Autobahn A255 an der Neuen Elbbrücke. Foto: Markus Scholz/dpa
In Hamburg sind viele Menschen mit ihren Autos zu schnell unterwegs. Deshalb gibt es für sie im Anschluss Blitzerfotos - und für die Stadt viel Geld. Was Hamburg und der Kreis Stade durch Geschwindigkeitskontrollen einnehmen.
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Hamburg. Zu schnell fahrende Autofahrerinnen und Autofahrer haben der Stadt Hamburg im vergangenen Jahr erneut viel Geld in die Kassen gespült. Insgesamt hat die Hansestadt fast 44,13 Millionen Euro an Bußgeldern wegen überhöhter Geschwindigkeit auf den Straßen eingenommen, wie die Innenbehörde am Dienstag mitteilte. Und damit hat die Stadt erneut eine Rekordsumme verzeichnet - 2022 waren es nur knapp 540.000 Euro weniger.
Das meiste Geld wurde dabei nicht etwa mit den fest installierten Blitzern eingenommen, sondern mit den mobilen Geräten. Von ihnen festgehaltene und registrierte Verstöße haben Einnahmen in Höhe von fast 32,44 Millionen Euro eingebracht. Zu den mobilen Einheiten gehören Lasergeräte, Messfahrzeuge und die sogenannten Blitzeranhänger. Damit wurden die Fahrerinnen und Fahrer fast 619.500 Mal (2022: gut 710.100 Mal) erwischt.
Auf Hamburgs Straßen kommen derzeit 18 sogenannte Blitzanhänger zum Einsatz. Bis zu 20 sollen es noch werden, wie ein Behördensprecher am Dienstag sagte.
Von den 47 stationären Blitzern gab es zudem gut 320 240 Fotos für zu schnell Fahrende (2022: 278.100). Für 2023 konnten die festen Blitzanlagen so Einnahmen in Höhe von 11,69 Millionen Euro generieren. Zuvor hatte das „Hamburger Abendblatt“ berichtet.

Ein Polizist misst mit einer Laserpistole die Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild
2,5 Millionen Euro durch Blitzer im Kreis Stade
Im Landkreis Stade stehen zwölf stationäre Anlagen zur Geschwindigkeitsmessung, dazu sind drei mobile Anlagen sowie die beiden semi-stationären Blitzer „Anette“ und „Tina“ im Einsatz. Im Jahr 2022 beliefen sich die Einnahmen durch Blitzer im Kreis Stade auf gut 2,5 Millionen Euro - wie berichtet deutlich mehr als im Vorjahr. 2021 lagen die Einnahmen bei knapp 1,5 Millionen Euro.
„Anette“ erwischte besonders viele Raser, mehr als 450.000 Euro der Einnahmen entfallen auf die Messanlage. Damit macht der semi-stationäre Blitzer - seit Februar 2022 auf den Straßen im Landkreis Stade im Einsatz - die Mietkosten von 8000 Euro pro Monat locker wett. Im Januar 2023 schaffte der Landkreis einen weiteren Blitzer-Anhänger an, dieses Mal kaufte der Kreis das Gerät. Kosten: 250.000 Euro.
Die Blitzer erfreuen sich naturgemäß bei Autofahrern keiner allzu großen Beliebtheit. Für den einen oder anderen sind die Blitzer ein so großes Ärgernis, dass es in Vandalismus ausartet. So wurde „Anette“ Anfang März 2023 angegriffen - und dabei erstmals ernsthaft beschädigt. Der mobile Blitzer stand in Großenwörden in der Dorfstraße - wo Unbekannte die Schutzscheibe der Anlage auf bisher unbekannte Art und Weise zerstört haben, so Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Wenige Tage später war „Anette“ allerdings schon wieder im Einsatz.
In diesem Fall sind Blitzer-Apps legal
Geblitzt zu werden, ist für Autofahrer ärgerlich und teuer. Viele nutzen daher Blitzer-Apps - das ist aber verboten. Allerdings gibt es eine Rechtslücke.
Lassen sich Autofahrer im Radio vor Blitzern warnen, ist das legal. Laut Stiftung Warentest ist es Fahrern eines Autos aber nicht erlaubt, dafür ein Programm auf dem Handy zu nutzen. Eine wenig logische, aber doch klare Rechtslage, lautet die Bewertung der Tester. Fahrern droht bei einem Verstoß ein Bußgeld in Höhe von 75 Euro sowie ein Punkt in Flensburg.
Blitzer-App: Verbot gilt nur für Fahrer
Das Gesetz bezieht sich den Testern zufolge aber nur auf den Fahrer eines Autos. Der Beifahrer dürfte so eine App also nutzen und während der Fahrt mündlich über Blitzer informieren. Genauso sei es Fahrern erlaubt, vor Fahrtbeginn oder während einer Pause mögliche Radarstellen zu suchen.
Übrigens gilt das Verbot von Blitzer-Warnapps auch in den meisten anderen europäischen Ländern - teilweise wird sogar noch strenger durchgegriffen. Der ADAC hat dazu eine Übersicht erstellt.
Selbst Google bietet in seiner Navi-App in einigen Ländern eine Blitzer-Warnfunktion an. Kommt diese Funktion auch in Deutschland auf den Markt, dürften Autofahrer die App während der Fahrt nicht mehr nutzen.

Ein stationärer Blitzer steht am Ende der Autobahn A255 an der Neuen Elbbrücke. Foto: Markus Scholz/dpa