T„Bombenspiel“: BSV-Neuzugang glänzt in ihrem ersten Bundesligaspiel

Körperbetontes Spiel: Levke Kretschmann sucht gerne den Zweikampf. Foto: Nils Foltynowicz
Zum Auftakt brachte Buxtehude den favorisierten BVB an den Rand einer Niederlage. Das lag auch am „Bombenspiel“ eines Neuzugangs, der zuvor noch nie Bundesliga gespielt hatte.
Dortmund. Sie lässt sich auf die Bank fallen, lehnt sich mit dem Hinterkopf an die Wand, holt tief Luft, trinkt einen Schluck Wasser. Levke Kretschmann wirkt erschöpft, nachdem sie sich auf dem Spielfeld immer wieder mit den Händen auf die Oberschenkel gestützt und signalisiert hat: Ich brauche eine Pause. Und die wurde ihr auch gewährt.
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Zwar hatte die 24-jährige Rechtshänderin zuvor noch nie in der Bundesliga gespielt und einige Wochen der Vorbereitung wegen einer Bänderverletzung verpasst, doch bei ihrer Premiere setzte sie gleich mal ein Statement. Sechs Tore, nur ein Fehlwurf, dazu Ballgewinne in der Abwehr. Trainer Dirk Leun lobt den Neuzugang für ein „Bombenspiel“ beim 25:25 gegen den hochgehandelten BVB.
Schafft Kretschmann den Sprung in die erste Liga?
Kretschmann spielte in den letzten Jahren mit dem MTV Heide und den Luchsen aus Buchholz in der zweiten Liga und wurde in der vergangenen Saison zur besten Spielerin gewählt. Entsprechend gespannt war man in Buxtehude, wie sie sich in der Bundesliga schlagen würde. „Natürlich war ich nervös“, sagt Kretschmann. „In der Bundesliga wird deutlich schneller und härter gespielt.“
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Doch die Zweifel legt sie schnell ab und sorgt maßgeblich dafür, dass Buxtehude das Spiel dreht und überraschend einen Punkt zum Auftakt verbucht.
Körperbetontes Spiel hat einen Nachteil
Was auffällt: Kretschmann wirft selten aus der Distanz, gegen Dortmund nur einmal. Häufiger noch sucht sie im richtigen Moment den Kontakt zum Gegner, zieht in die Tiefe und schließt aus sechs Metern ab. Dafür geht sie auch mal dahin, wo es weh tut. „Das Eins-gegen-Eins liegt mir mehr, als von hinten zu werfen“, sagt Kretschmann, auch wenn diese Spielweise an den Kräften zehrt.
Hinzu kommt, dass der Trainer ihr auch in der Abwehr viel Verantwortung überträgt und Kretschmann zeitweise im Innenblock verteidigen lässt. „Das haben wir bisher nur im Abschlusstraining ausprobiert, aber das hat heute gut funktioniert“, sagt Leun, der von ihren Fähigkeiten überzeugt ist: „Levke hat ein gutes Gespür und ist nicht umsonst beste Spielerin der zweiten Liga geworden.“
Kretschmann strahlt trotz der Anstrengung und sagt: „Ich habe mein erstes Spiel in der Bundesliga gemacht. Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“
BSV spielt nach der Pause druckvoller
Nach dem Spiel tritt die Mannschaft vor die Tribüne und bedankt sich mit Applaus bei den 14 mitgereisten Fans, die lange mehr Stimmung gemacht haben als der BVB-Anhang. Jolina Huhnstock lächelt, Mie Elen Rakstad blickt ernst nach oben, Lotta Heider hat rote Augen. Darf man sich über den Punkt nun freuen oder muss man sich ärgern?
Zur Pause lag der BSV noch mit vier Toren zurück und erkannte, woran es lag: Durch die vielen Spielerwechsel zwischen Abwehr und Angriff gingen Tempo und Spielfluss verloren. Als Leun dies, wie er sagt, „vielleicht etwas zu spät“ beendete und Spielmacherin Isa Ternede einwechselte, spielte der BSV schneller, druckvoller und zielstrebiger.
Fünf Minuten vor Schluss führte Buxtehude mit drei Toren, dann aber vergab Maj Nielsen einen Siebenmeter und Ternede warf den Ball über das leere Tor. „Wir müssen uns ein bisschen ärgern. Der Sieg war zum Greifen nah“, sagt Leun. „Aber den Punkt muss man mit dieser jungen Mannschaft erst mal holen.“
Auftritt in Dortmund macht Mut
Das sehen auch die Spielerinnen so. Zum Beispiel Maj Nielsen, die nur zwei Wochen nach ihrer Bänderverletzung wieder auf dem Feld stand und acht Tore erzielte: „Wir können froh sein, dass wir mit einem Punkt in die Saison gestartet sind.“ Der BSV will jede Chance nutzen, um die Play-offs zu erreichen. Dass sie anderthalb Minuten vor Schluss ihren siebten Siebenmeter neben das Tor warf, habe kurz nach dem Spiel immer noch weh getan, sagt Nielsen.
Levke Kretschmann sagt, dass sie „ein wenig frustriert“ sei, aber die Leistung habe auch gezeigt, dass vieles schon gut funktioniere. Das Zusammenspiel, die Absprachen, der Kampf. Darauf kann der BSV aufbauen.
Die Statistik
Spielverlauf aus BSV-Sicht: 3:5 (11.), 5:8 (16.), 9:10 (26.), 9:13 (Halbzeit), 14:16 (38.), 19:19 (45.), 24:21 (53.), 25:25 (Endstand)
BSV: Kuske (11 Paraden), Fasold (0); Kroepel, Nielsen 8/6, Heider 1, Hampel 2, Dölle 3, Kähr 3, Reiche, Kretschmann 6, Hartstock, Rakstad, Saul, Ternede 2, Huhnstock
BVB: Kothen (0 Paraden), Wachter (7); Hausherr 1/1, Campos Costa 2, Kusian 1, Antl 3, Degenhardt, Sasaki, van Maurik 1, Stolle 6, Lassource 1, Husebo 1, Olsson 2, Vollebregt 2, Bleckmann 5
Siebenmeter: BSV 6/8 (Nielsen 6/7, Hampel 0/1) - BVB 1/1 (Hausherr 1/1)
Zeitstrafen: BSV 1 (Huhnstock 1) - BVB 2 (Kusian 2)
Schiedsrichter: Rosana Sug und Sophia Janz
Zuschauer: 568
Nächstes Spiel: BSV - TuS Metzingen (So., 15. September, 15 Uhr)
Hammerlos im DHB-Pokal
Im Achtelfinale des DHB-Pokals hat der BSV das wohl schwerste Los erwischt. Wie die Auslosung am Samstag in Dortmund ergab, kommt der aktuelle Deutsche Meister und Vizepokalsieger HB Ludwigsburg, der bis zur vergangenen Saison unter dem Namen SG BBM Bietigheim spielte, nach Buxtehude. „Wir wollen die Flinte nicht ins Korn werfen, schon gar nicht in eigener Halle. Wir können es jedem Gegner richtig schwer machen“, sagt Leun. Zweitligist Buchholz-Rosengarten empfängt Bensheim.