TBuch über den Nahostkonflikt gewinnt den Buxtehuder Bullen

Anja Reumschüssel kommt aus Hamburg und hat bereits den Deutschen Jugendbuchpreis mit einem Sachbuch gewonnen. Foto: Jan Stradtmann
Einen aktuelleren Bezug könnte das Werk der Siegerin kaum haben: Der 53. Buxtehuder Bulle geht an Anja Reumschüssel für ihr Buch „Über den Dächern von Jerusalem“.
Buxtehude. Anja Reumschüssel aus Hamburg gewinnt den Buxtehuder Bullen. Der renommierte Jugendbuchpreis wurde zum 53. Mal verliehen, eine mit Jugendlichen und Erwachsenen paritätisch besetzte Jury kürte das Buch der 41-Jährigen zum Sieger.
Die Bekanntgabe der Preisträgerin übernahm am Dienstagabend Buxtehudes Kulturchef Torsten Lange im Stieglitzhaus. Die Preisverleihung wird im November stattfinden.
Bullenpreis: Das Thema ist dramatisch aktuell Öl
Das Jugendbuch befasst sich mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern - und ist damit dramatisch aktuell. Anja Reumschüssel hat das Buch aber vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauf folgenden Gaza-Krieg geschrieben.
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Anja Reumschüssel, geboren 1983, arbeitet als Autorin und Reporterin in Deutschland und weltweit. Sie hat Publizistik, Soziologie und Theologie studiert, die renommierte Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg absolviert und längere Zeit in Israel gelebt und recherchiert. Als freie Journalistin schreibt und produziert sie Videos, unter anderem für den Stern, Geo Wissen, ze.tt und Spiegel Online.
Es ist der erste Roman der Bullenpreisträgerin
Für ihr Jugendsachbuch über „Extremismus“ wurde sie bereits mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. „Über den Dächern von Jerusalem“ ist ihr erster Jugendroman, für den sie ebenfalls für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2024 nominiert ist.
Darum geht es in dem Siegertitel: Die 15-jährige Holocaust-Überlebende Tessa begegnet nach Kriegsende 1947 in Jerusalem dem gleichaltrigen Palästinenser Mo, dessen Vater bei einem Terroranschlag getötet wurde. Ihre nächtlichen Diskussionen auf dem gemeinsamen Dach ihrer Häuser enden viel zu häufig ergebnislos.
Vier Biografien miteinander verwoben
75 Jahre später, im Jahr 2023, treffen die 18-jährige Wehrdienstleistende Anat und der Palästinenser Karim aufeinander. Deren Streitgespräche werden mit der gleichen Intensität weitergeführt. Dabei ahnen sie nicht, wie eng ihre Biografien miteinander verwoben sind.
Die Rezensionen für das Buch sind alle äußerst positiv. Ohne Partei zu ergreifen oder zu bevormunden, gelinge es der Autorin, die Hintergründe und Komplexität eines scheinbar unlösbaren Konfliktes für Jugendliche erfahrbar und die Spirale der Gewalt nachvollziehbarer zu machen. So beschreibt der Arbeitskreis Jugendliteratur die Handlung.
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Der Preis ist mit 5000 Euro und einer stählernen Bullen-Plastik dotiert. Er wurde 1971 von dem Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann initiiert und hat im Jahr 2021 seinen 50. Geburtstag gefeiert. Durch die traditionell paritätische Zusammensetzung der Jury aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen bildet der Preis die Schnittstelle zwischen literarischer Qualität, Lektürevorlieben Jugendlicher und Themen, die Jugendliche und Literaturexperten gemeinsam bewegen.

Über den Dächern von Jerusalem ist ein Jugendbuch über ein Streitgespräch auf zwei Zeitebenen. Foto: Carlsen Verlag
Anja Reumschüssel, Über den Dächern von Jerusalem, Carlsen, 329 Seiten, 16 Euro.