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Geschäftsaufgabe

TBuxtehuder Bierschock: Immenbecker Braumeister Marco Hacker hört auf

Marco Hacker hat die Landbrauerei in Immenbeck 2018 gegründet.

Marco Hacker hat die Landbrauerei in Immenbeck 2018 gegründet. Foto: privat

Biertrinker in Buxtehude und Umgebung sind geschockt. Die Biere der Landbrauerei Hacker aus Immenbeck sind bei vielen beliebt, sie wird es aber bald nicht mehr geben. Das sind die Gründe, warum Braumeister Marco Hacker im März aufhört.

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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 24.01.2024, 19:20 Uhr

Buxtehude. Eine schlechte Nachricht für alle, die gerne Bier trinken: Die Landbrauerei Hacker auf dem Gut Immenbeck stellt Anfang März das Brauen ein. „Die Schließung hat wirtschaftliche Gründe“, sagt Braumeister Marco Hacker (52). Im vergangenen Jahr hätten sich die Preise für die Rohmaterialien um 30 bis 50 Prozent erhöht.

„Ich kann diese Preissteigerungen nicht mehr an den Kunden weitergeben“, so Hacker. Er agiere auf einem Markt, wo es immer noch Aktionspreise für um die zehn Euro für einen Kasten Bier gebe.

Marco Hacker hat das Immenbecker und Buxtehuder Bier in einem ehemaligen Kuhstall gebraut.

Marco Hacker hat das Immenbecker und Buxtehuder Bier in einem ehemaligen Kuhstall gebraut. Foto: Scholz

Seine Preise müssten drei Mal so hoch sein, so Hacker. Die Kosten sind dabei in allen Bereichen gestiegen. „Das geht bis hin zum Verpackungsmaterial“, sagt Hacker. Der Betrieb auf dem Gut Immenbeck soll noch bis in den Juni fortgesetzt werden. Das eigene Bier gibt es ab dem 4. März aber nur noch, solange der Vorrat reicht.

Landbrauerei Hacker: Am 4. März ist der letzte Brautag

„Den letzten Ausschlag für diese schwere Entscheidung gab der Blick auf das vergangene Jahr“, sagt Hacker. Wie es für ihn und seine in der Brauerei mitarbeitende Frau Vanessa weitergehen werde, wisse er noch nicht. „Ich werde mir einen Job als Braumeister suchen.

Entweder in Deutschland oder auch im Ausland“, sagt Hacker. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kapitel Buxtehude im Sommer für Marco und Vanessa Hacker endet, ist damit sehr hoch. „Wir werden flexibel sein müssen, und das sind wir“, sagt Hacker. Brauseminare und Besichtigungen finden noch bis zum 4. März statt. Alle gebuchten Saalvermietungen bis Juni 2024 werden erfüllt.

Immenbeck: Handwerklichere Braukunst und gute Rohstoffe

Die Landbrauerei wurde 2018 auf dem Gut Immenbeck in der gleichnamigen Buxtehuder Ortschaft mit dem Ziel gegründet, frisches Bier aus lokalen Rohstoffen für die umliegende Region zu brauen. „Bierbrauen ist für uns noch traditionelles Handwerk, bei dem die Kunst des Braumeisters und die Qualität und Herkunft der verwendeten Rohstoffe im Mittelpunkt stehen“, so Hacker.

Als eine der wenigen Brauereien in Deutschland verwendet die Landbrauerei Hacker nach eigenen Angaben eigenproduziertes Malz aus Braugerste, die auf dem Gutshof Immenbeck schon seit 1846 in nun sechster Generation angebaut werde. Die Immenbecker und Buxtehuder Biere sind nicht wärmebehandelt oder feinfiltriert und behielten so ihren ursprünglichen Geschmack bei.

In Deutschland wird immer weniger Bier getrunken

Bier ist in Deutschland beliebt wie kein anderes alkoholisches Getränk. Trotzdem ist der Bierkonsum seit Jahren rückläufig. 2022 ließ sich allerdings ein erneuter Anstieg um fast vier Prozent beobachten, und auch der Pro-Kopf-Konsum lag mit knapp 92 Litern höher als im Vorjahr. Die verfügbaren Zahlen für 2023 zeigen aber, dass der langfristige Trend zu weniger Biertrinken weiter besteht. Vor zehn Jahren lag der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 103,5 Litern laut Deutschem Brauer-Bund.

Marco Hacker.

Marco Hacker. Foto: Wisser

Deutscher Marktführer ist Krombacher mit 5,6 Millionen Hektoliter produziertem Bier 2023. „Die Großen der Branche können natürlich viel effizienter produzieren“, sagt Hacker. In den ersten vier Monaten 2023 lagen die Aktionspreise demnach im Durchschnitt bei 1,18 Euro je Liter. Umgerechnet auf einen großen Kasten mit 20 Flaschen je 0,5 Liter sind das 11,80 Euro. Neuere Zahlen gibt es nicht.

Der Craft-Beer-Trend führte im vergangenen Jahrzehnt zu einem Anstieg der Braustätten. In Niedersachsen und Bremen gibt es etwa 80 Braustätten, deutschlandweit fast 1500. Nummer eins ist mit weitem Abstand Bayern mit über 600 Braustätten.

Wie in Immenbeck sind diese Biere meist in kleinen, regionalen Brauereien hergestellt, unabhängig vom Einfluss der großen Brauereigruppen, und sie haben sich zu einem etablierten Teil der deutschen Brauwirtschaft entwickelt. Diese kleinen Brauereien produzieren häufig spezielle Biersorten abseits des Mainstreams.

Hier gibt es im Landkreis Stade selbst gebrautes Bier

Allerdings können sie mengenmäßig mit den großen Brauereien nicht ansatzweise mithalten. Im Jahr 2022 lag der Bierausstoß der deutschen Brauereien bei ungefähr 82,6 Millionen Hektolitern. Circa 1,7 Prozent davon wurden in Klein- und Kleinstbrauereien mit einem Gesamtjahresausstoß von maximal 10.000 Hektolitern produziert, zu denen auch die Landbrauerei Hacker gehört.

Im Landkreis Stade wird nun bald nur noch in Sauensiek bei „Klindworths Gasthof“ und im Ratskeller in Stade selbst gebrautes Bier ausgeschenkt.

Marco Hacker hat die Landbrauerei in Immenbeck 2018 gegründet.

Marco Hacker hat die Landbrauerei in Immenbeck 2018 gegründet. Foto: privat

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