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Neujahrsbegegnung

TBuxtehuder Misere: Bürgermeisterin appelliert, auf Spott zu verzichten

Katja Oldenburg-Schmidt spricht bei der Neujahrsbegegnung im Stadthaus. Die Bürgermeisterin appelliert: In Buxtehude darf kein Platz für Faschismus sein.

Katja Oldenburg-Schmidt spricht bei der Neujahrsbegegnung im Stadthaus. Die Bürgermeisterin appelliert: In Buxtehude darf kein Platz für Faschismus sein. Foto: Thomas Sulzyc

Katja Oldenburg-Schmidt wählte im Stadthaus ernste Worte. Themen gab es bei der Neujahrsbegegnung viele. Von der Bedrohung der Demokratie über die Sporthallenmisere bis hin zu Angriffen auf Polizei und Einsatzkräfte.

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Von Thomas Sulzyc,
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Von Karsten Wisser
Samstag, 13.01.2024, 18:12 Uhr

Buxtehude. Dezente Pianomusik, ein Freigetränk an der für diesen Tag aufgebauten Bar - bei der Neujahrsbegegnung der Stadt Buxtehude am Sonnabendvormittag herrscht im Foyer des Stadthauses eine entspannte Atmosphäre. Rund 240 Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen und Mitarbeiter der Verwaltung sind gekommen.

Ernsthafte Worte wählt Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) in ihrer Ansprache. Sie zitiert Joachim Gauck. Der frühere Bundespräsident erkennt in der deutschen Gesellschaft mittlerweile eine zunehmende Demokratieverdrossenheit und ruft zu einem Mentalitätswechsel auf.

Bürgermeisterin: „Kein Platz für Faschismus“

„Demokraten sind die Mehrheit in diesem Land“, sagt Katja Oldenburg-Schmidt und appelliert an die Bevölkerung, Mut, Zuversicht und Respekt zu zeigen. Buxtehudes Bürgermeisterin ruft die Bürgerinnen und Bürger auf, die Demokratie zu verteidigen. Sie müssten sich trauen, zu sagen, was nicht geht. „Hier ist kein Platz für Faschismus.“ Die Stadt Buxtehude sei eine Hochburg für Menschen, die die Demokratie verteidigen wollen. Dafür erhält die Bürgermeisterin kräftigen Applaus.

Dieses Jahr waren etwas weniger Menschen im Stadthaus als in den Jahren vor der Corona-Pandemie.

Dieses Jahr waren etwas weniger Menschen im Stadthaus als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Foto: Sulzyc

Oldenburg-Schmidt nahm damit auch indirekt Bezug auf die Berichterstattung zu einem Treffen von rechtsextremistischen Kreisen, wohlhabenden Unternehmern, Mitgliedern der AfD und der Werteunion in Potsdam. Das Recherchezentrum Correctiv hatte Pläne öffentlich gemacht, Menschen mit Migrationshintergrund massenhaft abzuschieben. Das TAGEBLATT hatte dazu die Rolle der örtlichen AfD beleuchtet. Deren Kreisvorsitzender Maik Julitz war beim Treffen in Potsdam dabei. In Sachen aktives Personal ist Buxtehude eine Hochburg der AfD.

Baumarkt-Ratschläge nicht hilfreich

Eine Verrohung der Sitten im Umgang miteinander sorgt die Bürgermeisterin. Sie nimmt die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung in Schutz. Anlass ist offenbar Häme, weil es seit mehr als zwei Monaten nicht gelungen ist, Ersatzteile für die Reparatur der Notbeleuchtung in der Sporthalle Süd zu beschaffen.

Ratschläge, doch mal in den Baumarkt zu fahren, seien nicht hilfreich. Keinen Verwaltungsmitarbeiter lasse eine gesperrte Sporthalle kalt. Katja Oldenburg-Schmidt fordert, auf Spott zu verzichten und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Verrohung im Umgang der Menschen miteinander

Zunehmende Aggression im Umgang der Menschen miteinander nimmt auch Buxtehudes Polizeichef Robert Schlimm wahr. „Viele Menschen fühlen sich sofort angegriffen, wenn wir Polizisten tätig werden.“ Was würde aus seiner Sicht Buxtehude besser machen? „Ich wünsche mir, dass Menschen ihre Egoismen aufgeben.“

Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen sich Jürgen Karow, Vorsitzender der Buxtehuder Tafel, und seine 100 ehrenamtlichen Helfer ein. 400 Haushalte in Buxtehude und Umgebung mit rund 1200 bedürftigen Menschen unterstützt die Tafel mit Lebensmitteln.

Der Stadtelternratsvorsitzende Marc Höper im Gespräch mit Ratsherr und Immenbecker Ortsvorsteher Niels Großkreutz (SPD).

Der Stadtelternratsvorsitzende Marc Höper im Gespräch mit Ratsherr und Immenbecker Ortsvorsteher Niels Großkreutz (SPD). Foto: Wisser

Tafel will verstärkt bedürftige Senioren versorgen

Vermutlich aus Scham bleiben ältere Menschen, die niedrige Renten beziehen, der Tafel fern. Das will Jürgen Karow ändern: „Das ist mein Projekt in diesem Jahr.“ Rund 60 Prozent der Tafeln in Deutschland haben einen Aufnahmestopp. Dass die Buxtehuder Tafel gerne mehr Menschen versorgen möchte, spricht für ihre Leistungsfähigkeit und die breite Unterstützung.

Die 430 Feuerwehrleute in Buxtehude bekämpfen ehrenamtlich Brände und retten Menschen nach Verkehrsunfällen. Hersteller von Einsatzkleidung haben zurzeit Lieferengpässe. „60 Feuerwehrleute pro Jahr erhalten jeweils ihre neue beigefarbene Einsatzkleidung. Wir wünschen uns kürzere Lieferzeiten“, sagt Feuerwehr-Stadtkleiderwart Thies Esch. Immerhin: Die neue Drehleiter erwartet Stadtbrandmeister Nils Krugmeier in diesem Jahr im zweiten Quartal.

Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde St. Maria und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden St. Paulus und St. Petri segnen das Stadthaus. Zum ersten Mal in Buxtehude sind die Sternsinger ökumenisch unterwegs.

Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde St. Maria und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden St. Paulus und St. Petri segnen das Stadthaus. Zum ersten Mal in Buxtehude sind die Sternsinger ökumenisch unterwegs. Foto: Thomas Sulzyc

Eine Premiere gibt es in diesem Jahr beim Kindermissionswerk Sternsinger: Zum ersten Mal in Buxtehude sammeln Jungen und Mädchen in ökumenischer Partnerschaft Spenden für Kinder in Not. Bei der Neujahrsbegegnung segneten Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde St. Maria gemeinsam mit Kindern der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden St. Paulus und St. Petri das Stadthaus und baten um Spenden.

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