TChancen und Defizite: Die Checkliste für die Stader Innenstadt

Ein Foto mit Symbolkraft: Der Stader Altstadt weist Lücken an einigen Stellen auf. Foto: Strüning
Einkaufen gehen, Gastronomie genießen, sich wohl fühlen - aus diesem Dreiklang besteht laut einer bundesweiten Umfrage eine lebendige City. Stade arbeitet daran. Eine Checkliste.
Stade. Dr. Andreas Schäfer ist Geschäftsführer der Stade Marketing und Tourismus GmbH (SMTG), einer städtischen Tochter. Er stellt die zentrale Frage: „Wie kriegen wir die Leute in die Stadt?“ Dafür gibt es nicht nur die eine Antwort. Die Ansprüche sind vielfältig und sie ändern sich.
69.000 Menschen in 107 deutschen Innenstädten gefragt
Das ist eine Erkenntnis einer bundesweiten Studie des IFH Köln, das im Herbst vergangenen Jahres 69.000 Interviews in 107 Innenstädten geführt hat. Die gute Nachricht: Die Passantenfrequenzen sind auf Vor-Corona-Niveau und die Innenstädte sind ein Ort für alle. Die Besucher spiegeln den deutschen Bevölkerungsquerschnitt wider, so das IFH.

Drei, die sich in der Stadt gut auskennen (von links): City-Managerin Christine Plath, Stade-Marketing-Geschäftsführer Dr. Andreas Schäfer und Amir Afschartabbar, Vorsitzender von Stade aktuell. Foto: Strüning
Das TAGEBLATT hat im Gespräch mit Andreas Schäfer, der SMTG-Citymanagerin Christine Plath und Amir Afschartabbar als Vorsitzender von Stade Aktuell, dem Zusammenschluss der Kaufleute, Gastronomen und Dienstleister in der Innenstadt, die Aussagen der Untersuchung aus Stader Sicht gegengecheckt. Hier die Liste:
Shoppen ist die Nummer eins. 60 Prozent der Besucherinnen und Besucher kommen zum Einkaufen in die Innenstadt. Vor allem Mode und Schuhe stehen hoch im Kurs. Aber gerade diese Branchen tun sich wegen des Wettbewerbs aus dem Internet schwer. Stade führt laut Einzelhandelsgutachten 200 Läden in der Innenstadt. Das sollte reichen. Schäfer fehlen noch ein Blumen- und ein Bastelladen. Plath sieht eine Lücke bei junger Mode. Wichtig sind auch Dienstleister - vom Optiker, über Friseure bis zum Nagelstudio, also alles, was online nicht oder nur schwierig erledigt werden kann.
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Gastronomie wird immer wichtiger. 40 Prozent der Menschen kommen auch in die City, um Freunde zu treffen, um zu essen und zu trinken, um es sich gut gehen zu lassen. Dieser Wert steigt. In Stade bieten - ohne Bäcker -etwa 50 Gastronomen ihre Dienste an. Auch das scheint auskömmlich. Gastronom Afschartabbar bestätigt das. Vor allem bei schönem Wetter sind die Außenbereiche am Fischmarkt ein Anziehungspunkt.
Lange Leerstände sind zu vermeiden. Tote Schaufenster sind den Besuchern ein Graus und werden als extrem unattraktiv angesehen. Wenn auf privatem Wege kein Nachfolger gefunden wird, muss das Stadtmarketing ran, sagt die IFH. Es müsse als Impulsgeber und Moderator fungieren. Das Stader Team hat diesen Faden aufgenommen.
Stadtmarketing vermittelt: „Wir sind da sehr aktiv“
Gerade hat ein gemeinsames Treffen mit Vermietern, Mietern und Wohnungsverwaltern bei der IHK in Stade stattgefunden. Schäfer und Plath gehen proaktiv auf potenzielle Interessenten zu, vermitteln zwischen Immobilienbesitzern und Ladenbetreibern. Das neue Café „Ideal“, das bald am Pferdemarkt/Ecke Holzstraße eröffnet, ist ein Beispiel. „Wir sind da sehr aktiv“, sagt Christine Plath. Sie sieht sich als Scharnier zwischen den Parteien.
Schäfer geht noch weiter, könnte sich vorstellen, Läden durch die Stadt anzumieten und die Flächen für eine nicht-kommerzielle Nutzung zu vergeben. Um zu wissen, wann wie viele Menschen sich in der City rumtreiben, wird das Stadtmarketing demnächst an zwei Punkten in der Hökerstraße und am Pferdemarkt die Passantenfrequenz messen lassen.
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Kultur lockt die Menschen in die Stadt. Für Stade keine wirklich neue Nachricht. Shantychor-Festival, Altstadtfest, Hansesong- oder Müssen-alle-mit-Festvial stehen exemplarisch dafür, genießen überregional einen guten Ruf. Wer Kultur genießt, geht häufig auch einkaufen und ins Restaurant. Laut Umfrage ist es jeder Zweite, der so zusätzlich Geld ausgibt.
Ausreichend Toiletten sind ein Muss. Diese Nöte kennt wohl jede Stadt. Stade hat diverse öffentliche Toiletten mit dem Vorzeige-Klo im Rathaus. Sie zu pflegen und sauber zu halten, ist aber ein schwieriges Unterfangen. Christine Plath verweist auf die Aktion „Nette Toilette“, der sich viele Gastronomen angeschlossen haben und den Gang zum Klo auch ohne Verzehr kostenlos anbieten.
Mehr Grün und Aufenthaltsqualität sind gefragt. Nicht gerade Stades Stärke. Plätze zum Verweilen sind eher Mangelware, Grün sowieso, auch wenn sich rund um die Altstadt ein Grüngürtel zieht. Aber direkt in der City fehlen zum Beispiel Schatten spendende Bäume mit Sitzplätzen und Wasserspielen. Hier ist eher Steinwüste angesagt.
Der Pferdemarkt hat schon bessere Zeiten erlebt
Die angestrebte Altstadtsanierung mit Neugestaltung des Pferdemarkts könnte eine Lösung sein. Der macht nicht mehr den besten Eindruck. Am Schriftzug Pferdemarkt fehlt das A, am dominanten Zeughaus blättert die Farbe großflächig ab. Schäfer würde sich ein neues, einheitliches und barrierefreies Pflaster in der Altstadt wünschen.

Nicht mehr schön anzusehen: Am altehrwürdigen Zeughaus blättert die Farbe großflächig ab. Foto: Strüning
Amir Aschartabbar weist auf den Wochenmarkt hin. „Das ist unser big player“, sagt er. Obst- und Gemüse und Co. lockten mittwochs und sonnabends zahlungskräftiges Publikum in die Innenstadt. Schäfer könnte sich gut vorstellen, das Tourismusbüro vom Hafen ins Zeughaus zu verlegen als zentraler Anlaufpunkt, der wiederum für Besucherströme sorgt.
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Sind ausreichend Parkplätze vorhanden? Ja, sagen Schäfer und Plath. Gerade seit Eröffnung des Parkhauses an der Wallstraße mit direktem Zugang zum Pferdemarkt sei die Zahl ausreichend. Auch in der großen Tiefgarage am Sande sei immer ein Platz frei, so Plath. In den Parkhäusern können die Autos den ganzen Tag zum Tarif von fünf Euro abgestellt werden. Das sei im Vergleich zu anderen Städten sehr günstig. Jetzt fehle noch dringend ein Parkleitsystem, um die Menschen genau zu diesen Parkhäusern zu führen.
Junge Leute suchen den „place to be“. Junge Menschen treffen sich gerne in der Innenstadt, auch nur mal zum Quatschen und Chillen. Der Experte nennt das neben Wohnen und Arbeiten den „third place“. Stade ist bei diesem Thema ganz vorne. Eigentlich. Denn das Containerdorf „Ankerplatz“ auf dem Platz am Sande ist genau so ein zwangloser Treffpunkt. Doch der funktioniert nicht, wie gehofft. Optimisten sagen „noch nicht“.