TCorona: So sind die Elbe Kliniken auf eine neue Pandemie vorbereitet

Wie geht es dem Patienten Gesundheitssystem? Nicht nur im Elbe Klinikum Stade gehen die Warnleuchten an. Die Coronazeit hat tiefe Spuren hinterlassen. Foto: MARTIN ELSEN
Fünf Jahre Corona: Im Brennpunkt der Pandemie standen die Elbe Kliniken. Geschäftsführer Siegfried Ristau sieht die Krankenhäuser gut vorbereitet. Sein Fazit fällt trotzdem bitter aus.
Landkreis. Vor fünf Jahren, am 4. März 2020, meldete der Landkreis Stade den ersten Corona-Fall. „Die Pandemie kam damals in der Wucht und dem Ausmaß für uns alle überraschend und überfallartig“, sagt Siegfried Ristau. Der Geschäftsführer der Elbe Kliniken Stade-Buxtehude hatte in der Pandemie eine entscheidende Rolle in der Region. Die Krankenhäuser in den beiden Hansestädten mit ihren 3000 Beschäftigten standen während der Corona-Pandemie im Zentrum des Geschehens.
Corona: Eine ganz neue Dimension der Krise
„Gemeinsam mit vielen weiteren Beteiligten aus der Region haben wir schnell und umfassend reagiert und in den Krisenmodus umgestellt. Im Krankenhaus sind wir auf Notfälle und Notlagen eingestellt. Die Dimensionen waren jedoch völlig andere, als wir sie bisher kannten“, sagt Siegfried Ristau in der Rückschau gegenüber dem TAGEBLATT.
In der Pandemie habe sich bestätigt, dass die existierenden Notfall- und Krisenpläne gut funktionierten. Im Laufe der Pandemie seien die Pläne immer wieder feinjustiert worden, sodass diese jetzt noch detaillierter und zielgerichteter seien.

Kliniken-Geschäftsführer Siegfried Ristau beim Krisenmanagement in der Coronazeit. Foto: Stephan
Schulungen und Kommunikation: „Wir mussten uns vor allem zu Beginn der Pandemie fast täglich auf immer neue Regelungen, Einschränkungen und Vorgaben einstellen“, sagt Siegfried Ristau. Hier hätten die unterschiedlichen Fachdisziplinen im Haus sehr gut zusammengearbeitet, extrem viel kommuniziert und schnell Entscheidungen getroffen.
Große Mengen von Schutzausrüstung eingelagert
„Alle Bereiche haben an einem Strang gezogen. Das war beeindruckend und hat insgesamt dazu geführt, dass sämtliche Aufgaben gemeinsam mit einer großen Professionalität gemeistert wurden, auch wenn es häufig sehr herausfordernd war“, sagt der Elbe Kliniken-Geschäftsführer.
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Was geschah am 4. März?
Vorratshaltung von Schutzausrüstung: „Die Beschaffung von Schutzausrüstung war zu Beginn der Pandemie ein riesengroßer Kraftakt“, sagt Siegfried Ristau. Natürlich sei im Logistikzentrum sowie an den Klinik-Standorten immer eine große Menge an Schutzausrüstung vorgehalten worden. Die Dimensionen der Pandemie seien jedoch so enorm gewesen, da hätte selbst ein ganzes Logistikzentrum voller Masken, Kittel, Handschuhe, Hauben und Desinfektionsmittel nicht lange ausgereicht.
Masken kommen immer noch nur aus China
„Im Falle einer weiteren Pandemie wären wir für einige Wochen abgesichert. Durch unseren großen Zentraleinkauf, der im Verbund auch für andere Kliniken einkauft und international enge Geschäftsbeziehungen zu zahlreichen Unternehmen pflegt, sind wir glücklicherweise sehr gut aufgestellt“, sagt Ristau. Damit gelinge es, die immer noch nicht intakten Lieferketten mit Austauschprodukten ersetzen zu können. „Das war auch im Jahr 2020 schon ein großer Vorteil.“
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Aber: „Wichtig wäre jedoch, dass Schutzausrüstung sowie Medikamente wieder vermehrt in Deutschland oder zumindest in Europa hergestellt werden, um unabhängiger vom globalen Markt zu sein und noch schneller reagieren zu können.“
Kritik an der Vorratshaltung der staatlichen Ebene
„Auch eine Vorratshaltung durch Bund und Länder würde ich für wichtig halten“, sagt der Geschäftsführer. Masken und andere Schutzausrüstung werden noch immer fast ausschließlich in China produziert.
Wie ist das Gesundheitssystem auf eine neue Pandemie vorbereitet? „Das deutsche Gesundheitssystem ist aufgrund der jahrelangen Ressourcenverknappung nicht auf solche Spitzen eingestellt“, sagt Siegfried Ristau. „Es gibt keine umfassende und übergreifende Versorgungs- und Ressourcenplanung für derartige Krisen. Das hat sich auch nach der Pandemie nicht geändert.“ Die Akteure im Gesundheitswesen hätten trotz der widrigen Umstände Schlimmeres verhindert und besonnen und professionell agiert.
Finanzielle Schieflage begann in der Corona-Zeit
Wie die Mehrzahl der Kliniken in Niedersachsen können die Elbe Kliniken derzeit nicht kostendeckend arbeiten. Der Landkreis Stade als Träger der Kliniken-GmbH muss den laufenden Betrieb mit Millionen-Beträgen unterstützen. Und das, obwohl das die Aufgabe der Krankenkassen ist. Diese finanzielle Schieflage nahm auch in der Pandemie ihren Anfang.

Eine Pflegerin kümmert sich im Elbe Klinikum Stade um eine Patientin. Foto: Elbe Kliniken
Damals gingen die Menschen aus Sorge vor Ansteckung nicht mehr ins Krankenhaus. Da sich Kliniken über Fallpauschalen finanzieren, brach plötzlich ein Teil der Finanzierung weg.
Bis auf das Klatschen für die Pflege ist wenig geblieben
„Was am Ende bleibt, ist der Nachhall des Klatschens für die Pflegekräfte und dass sich seitens des Gesetzgebers nichts geändert hat“, so Ristaus bitteres Fazit nach fünf Jahren Corona.
Damit steht der Elbe Kliniken-Geschäftsführer nicht alleine: Die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach habe an keiner Stelle die Frage der Krisenvorsorge für den neuerlichen Pandemie- oder auch Verteidigungsfall thematisiert, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Gerald Gaß. „Diese zentralen Fragen wurden und sind bisher komplett ausgeblendet.“

Wie geht es dem Patienten Gesundheitssystem? Nicht nur im Elbe Klinikum Stade gehen die Warnleuchten an. Die Coronazeit hat tiefe Spuren hinterlassen. Foto: MARTIN ELSEN