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Fußball

TD/A-Legende Alexander Neumann schießt jetzt für Ottersberg Tore

Alexander Neumann hat in seinen ersten beiden Landesligaspielen vier Treffer erzielt und zwei Tore aufgelegt.

Alexander Neumann hat in seinen ersten beiden Landesligaspielen vier Treffer erzielt und zwei Tore aufgelegt. Foto: Matthias Freese

Bei D/A erlangte Stürmer Alexander Neumann Legendenstatus. Jetzt hat er seine Karriere als Leistungssportler beendet. Der 35-Jährige kickt in der Landesliga beim TSV Ottersberg.

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Von Daniel Berlin
Freitag, 16.08.2024, 05:50 Uhr

Ottersberg. Es läuft die 87. Minute beim Landesligaspiel zwischen TB Uphusen und Aufsteiger TSV Ottersberg. Es steht 1:1. Ottersberg fährt einen Konter. Alexander Neumann dribbelt mit dem Ball am Fuß von der Mittellinie bis zum Strafraum, legt rechts ab auf einen Mitspieler, läuft weiter, bekommt den Ball zurück auf den Fuß und schiebt ihn über die Linie. Der 2:1-Auswärtssieg ist perfekt. Schon das erste Tor hatte Neumann vorbereitet.

Der Mittelstürmer spielte zehn Jahre lang beim Regionalligisten SV Drochtersen/Assel. D/A-Präsident Rigo Gooßen verlieh ihm Legenden- und Kultstatus. Ex-D/A-Trainer Enrico Maaßen nannte Neumann einmal seine Lebensversicherung, eine Mentalitätsbestie. Nun trat Neumann im Sommer kürzer, stieg aus dem Leistungsfußball aus - und trifft beim TSV Ottersberg in der sechsten deutschen Liga einfach munter weiter.

Neumann führt D/A zu Pokal-Triumphen

In seiner Laufbahn als Profi und Halbprofi erzielte Neumann in fast 500 Spielen weit mehr als 200 Tore. In Drochtersen schoss er D/A einst von der Oberliga in die Regionalliga und zu einigen Triumphen im Landespokal.

Im zweiten Saisonspiel fertigt Ottersberg den Rotenburger SV mit 6:2 ab. Neumann markiert das 2:0 per Handelfmeter. Vor seinem Treffer zum 3:0 spekuliert er auf einen Passfehler eines Innenverteidigers, liegt damit genau richtig und schießt ins leere Tor. Das 6:0 war ein „typischer Neumann“, sagt Neumann selbst. Am Strafraumeck schlenzt er den Ball mit rechts in die lange Ecke.

Vier Tore und zwei Vorlagen stehen nach zwei Spielen in der Landesliga in Neumanns Statistik. Am vergangenen Dienstag schied der TSV Ottersberg beim Rotenburger SV allerdings aus dem Bezirkspokal aus. Aber auf den Pokal legte Neumanns neuer Club keinen Wert. Der Trainer stellte den Kader auf neun Positionen um. Dass Neumann ausgerechnet an seinem 35. Geburtstag mit dem TSV verlor, trübt die Stimmung nicht. „Mit dieser guten Quote hätte ich nicht gerechnet“, sagt Neumann.

Neumann hilft als Co-Trainer bei der U9

Der erfahrene Mann hat sich eingelebt beim TSV Ottersberg. Er fährt jetzt nicht mehr knapp 100 Kilometer nach Drochtersen zum Training, sondern einen Kilometer zum Kicken in der Nachbarschaft. Er trainiert nicht mehr fast täglich, sondern zwei bis drei Mal pro Woche. Sein siebenjähriger Sohn spielt beim TSV in der U9. Neumann hilft manchmal als Co-Trainer der Kleinen mit seiner Expertise in Sachen Technik und Taktik. Und noch eine Sache macht es Neumann leicht, seinen neuen Club zu mögen.

Denn zwei Klassen tiefer als gewohnt erlebt Neumann in Ottersberg alles andere als Rumpelfußball. „Natürlich gibt es einen Unterschied in Sachen Körperlichkeit und Tempo. Aber spielerisch ist der TSV auf gutem Niveau“, sagt Neumann. Ottersberg hat gern den Ball und will ihn schnell machen. „Als Aufsteiger setzt du dir erst mal den Klassenerhalt als Ziel. Aber nach dem ersten Eindruck sind wir vom Abstiegskampf weit weg“, sagt Neumann. Trainer Mike Gabel fordere die Mannschaft sehr. Und der Coach hat Neumann eine spezielle Rolle gegeben.

Trainer Mike Gabel nennt Alexander Neumann einen „maximalen Glücksfall“.

Trainer Mike Gabel nennt Alexander Neumann einen „maximalen Glücksfall“. Foto: Privat

Neumanns Rolle als Führungsspieler ergibt sich schon aus seiner Vita. „Ich bin mit Abstand der Älteste, will Vorbild sein und Verantwortung übernehmen“, sagt Neumann. Die Jungs lernen von ihm, er lernt von den Jungs. „Das harmoniert gut“, sagt Neumann. „Alex ist mein verlängerter Arm auf dem Platz, ein spielender Co-Trainer“, sagt Mike Gabel. Gabel und Neumann kennen sich seit Jahren.

TSV-Coach lobt Neuzugang in höchsten Tönen

Als Gabel in Ottersberg 2023 den damaligen Bezirksligisten übernahm, war Neumann der Erste, der ihn per Textnachricht anschrieb. Tenor der Nachricht: Schön, dass du zurück in Ottersberg bist. Aber ich will Landesliga spielen. Den Aufstieg machte Neumann offensichtlich zur Bedingung für einen Wechsel nach seinem Karriereende im hochklassigen Fußball. Gabel und Ottersberg lieferten. Das Gespräch vor der Unterschrift zwischen Neumann, dem Coach, dem sportlichen Leiter und dem Vereinspräsidenten dauerte schließlich keine 20 Minuten. „Ich bin dabei“, soll Neumann gesagt haben.

Gabel redet viel und euphorisch. Er nennt Neumann einen „maximalen Glücksfall“. Er reiße das Team mit, coache auf dem Platz. „Er macht alle um sich herum besser“, sagt Gabel. Sympathisch, bodenständig, unprätentiös. Weitere Attribute, die Gabel gern verwendet. Dass Neumann zwei Ligen tiefer seine Erwartungshaltung herunterschrauben müsse, habe er schnell begriffen. „Aber er will immer alles gewinnen und alles rausholen, auch wenn es fußballerisch mal nicht so läuft. Du brauchst Typen, die diese Mentalität vorleben“, sagt Gabel.

Ottersberg spielt am Samstag in Neetze. Nach zwei Siegen zum Auftakt für den TSV die Chance, weitere Punkte zu sammeln. Alexander Neumann hat indes schon den sechsten Spieltag im Hinterkopf. Freitag, den 6. September. Es geht ins Kehdinger Stadion gegen die zweite Mannschaft von D/A. Neumann hofft, dass „der ein oder andere kommt“. Alte Weggefährten sind dann Gegner oder feuern nicht ihn an. „Das wird schon komisch“, sagt Neumann.

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