TDammann-Tamke sorgt sich wegen Gefahr von Rechts und lobt starke CDU-Frauen

Stelldichein am Sonnabend im Schloss Agathenburg: CDU-Mitglieder und Weggefährten folgten der Einladung zum Sommerfest. Foto: Susanne Helfferich
Zum Sommerfest auf Schloss Agathenburg lud der CDU-Kreisverband am Sonnabend ein. Es gab eine Halbzeitbilanz, ernste Worte zur aktuellen Lage und ein Hoch auf die starken Frauen der CDU.
Agathenburg. Regenschauer sorgen am späten Sonnabendnachmittag für einen etwas holprigen Start. Doch das Wetter hält und damit die gute Laune der CDU-Mitglieder. Die Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Melanie Reinecke, die Fraktionsvorsitzenden Helmut Dammann-Tamke und Silja Köpcke sowie Hausherr Kai Seefried begrüßen im Sonnenschein die knapp 150 Gäste. Angekündigt ist die Halbzeitbilanz der Kommunalwahlperiode - sowohl von Fraktion, als auch vom Landrat; der mit dem Sommerfest auch gleich seine wegen Corona ausgefallene Wahlparty nachholt.

Landrat Kai Seefried, Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke und die CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzenden Silja Köpcke und Helmut Dammann-Tamke (von links) begrüßen die Gäste. Foto: Susanne Helfferich
Dammann-Tamke: Zeit für Demokraten, aufzuwachen
„Ich bin in Sorge“, so Dammann-Tamke angesichts der Wahlergebnisse der Europawahl. Im Landkreis Stade habe jeder siebte Wähler seine Stimme einer Partei gegeben, die selbst im europäischen Parlament von der rechten Gruppe „wegen ihrer neofaschistischen Positionen“ ausgeschlossen wurde. „Es ist in Deutschland für Demokraten langsam an der Zeit, aufzuwachen“, macht Dammann-Tamke deutlich und zitiert den ehemaligen Ministerpräsidenten des Saarlandes und Verfassungsrichter Peter Müller: Jeder Demokrat muss sich darüber im Klaren sein, die Demokratie klingelt nicht, wenn sie geht. „Wir alle sind aufgefordert, für die Demokratie einzustehen und für sie zu kämpfen.“

Landrat Kai Seefried (CDU) zieht beim CDU-Sommerfest in Agathenburg seine Halbzeitbilanz. Foto: Susanne Helfferich
Und so leitet der Politikroutinier zur Kommunalpolitik über. Sie sei prädestiniert dafür, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Kommunalwahlen seien Persönlichkeitswahlen, parteipolitische Befindlichkeiten würden mitunter an die Seite gerückt. Gewählt würden Personen, denen die Menschen vertrauen. „Wir leben in Stade im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands auf der Sonnenseite des Lebens. Und es liegt an uns, den Bürgern immer wieder deutlich zu machen, in welcher Alltagssituation sie leben und welche Möglichkeiten sie vor Ort haben.“
Starke Frauen in der CDU ganz vorn
Die CDU wandelt sich. „Als ich vor 32 Jahren in der Kreistagsfraktion begonnen habe, da waren wir 24 Mitglieder und davon nur zwei Frauen. Heute sind wir 20, aber wir haben acht Frauen, 40 Prozent“, stellte Dammann-Tamke fest. Die Landkreis-CDU brauche keine Quote, sie habe gute Frauen. Und der Partei-Grande setzte noch eins drauf: „Im Durchschnitt sind die Frauen besser und fleißiger als die männlichen Kollegen“, sagt er, was ein Raunen in den Reihen auslöst. „Ich brauche nichts mehr zu werden in der Fraktion, ich darf das sagen.“
In der Tat spielen von den acht weiblichen CDU-Fraktionsmitgliedern vier an vorderster Linie mit: Da ist die Staderin Melanie Reinecke. 2016 wurde sie in den Rat der Hansestadt Stade gewählt. Jetzt ist sie Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes. „Ich bin die erste Frau auf diesem Posten seit Gründung des Kreisverbandes“, macht sie im Gespräch deutlich, der ganze Kreisverband sei weiblicher geworden. Bei der Kommunalwahl 2021 kandidierte die Tourismus-Kauffrau auch für den Kreistag und erhielt gleich einen Listenplatz. „Manchmal müssen Frauen in der Politik beharrlicher sein als Männer“, sagt sie, aber sie müssten sich auch aus ihrer Wohlfühlzone bewegen und dürften sich nicht gleich bei Gegenwind zurückziehen.
Einziger Landkreis mit zwei CDU-Frauen im Landtag
Die 44-Jährige scheint den richtigen Weg gefunden zu haben. Seit 2022 ist sie Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Sie sitzt in drei Hauptausschüssen: Haushalt und Finanzen, stellvertretend für Wirtschaft und Verkehr sowie Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, und außerdem in den Unterausschüssen Häfen und Schifffahrt sowie Tourismus. Es sind die harten Themen, an die sich in der Vergangenheit Frauen oftmals nicht rantrauten. Das habe sich gewandelt. Der Kreisverband sei da sehr fortschrittlich und habe auch in der Satzung festgelegt, weiblicher zu werden. Im Übrigen sei der CDU-Kreisverband der einzige in Niedersachsen aus dem zwei Frauen im Landtag sitzen. Neben Reinecke ist das Birgit Butter aus Hedendorf, die außerdem stellvertretende Landrätin im Kreis Stade ist.
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Die Grande Dame im Kreisverband ist Arnhild Biesenbach aus Buxtehude. Sie ist seit Jahren einer der führenden Köpfe in der Landkreis-CDU. Nach der Kinderphase kandidierte sie 1996 erstmals als Parteilose für den Stadtrat. Das klappte nicht. Im zweiten Anlauf 2001, dann als CDU-Mitglied, gelang ihr der Einzug in den Rat. „Da waren wir drei oder vier Frauen von 15 Fraktionsmitgliedern“, erinnert sich die pensionierte Realschullehrerin. Zunächst saß sie im Schulausschuss, „aber ich wollte nicht darauf reduziert werden“.
Die Stadtplanung wurde ihr Steckenpferd, „hier wurden die Weichen für die Zukunft gestellt“. 2009 wurde sie Fraktionsvorsitzende im Buxtehuder Rat und 2011 kandidierte sie erfolgreich für den Kreistag. Damals habe sie als einzige Frau im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Regionalplanung gesessen und vertrat viele Jahre den Vorsitzenden Oliver Grundmann. Seit der letzten Kommunalwahl ist sie als erste Frau Vorsitzende des Kreistages. „Ein Zeichen der Wertschätzung“, wie sie selbst sagt.
„Nie das Gefühl, nicht für voll genommen zu werden“
Politisch geprägt von ihrem Vater ist Silja Köpcke, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion. „Ich bin in Schleswig-Holstein im Wahlkreis des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Stoltenberg groß geworden“, erzählt die 54-Jährige, „da kamen immer spannende Leute.“ Schon früh sei sie in die CDU eingetreten. Über das Gartenbaustudium in Hannover kam sie nach Jork und wurde gleich als zugezogenes CDU-Mitglied angesprochen. Seit fast 20 Jahren sitzt sie im Rat, seit zwölf im Kreistag, ist Vorsitzende der Frauenunion im Landkreis sowie Vorstandsmitglied im Bezirk und auf Landesebene. „Ich hatte nie das Gefühl, nicht für voll genommen zu werden“, sagt sie. „Ob Mann oder Frau, wir haben alle unseren Job gemacht.“
Was die CDU politisch seit der Kommunalwahl vor zweidreiviertel Jahren geschafft hat, oder sich zuschreibt, hat sie in einer Halbzeitbilanz als Broschüre vorgelegt. Silja Köpcke und Helmut Dammann-Tamke stellten sie im Schnelldurchlauf den Gästen vor. Auch Landrat Kai Seefried bemühte sich, sich bei seiner Bilanz kurz zu fassen. Nachzulesen sind sie unter www.cdu-stade.de und www.kai-seefried.de.

Familie Seefried lässt sich fotografieren. Foto: Susanne Helfferich