TDarf defekte Kleidung in den Restmüll? Das gilt im Landkreis Stade

Vor den gesperrten Containern sammeln sich Säcke mit Kleidung und anderem Müll. Foto: Berlin
Eine neue EU-Richtlinie sorgt für Verwirrung bei der Mülltrennung. Bei Altkleidern wird der Landkreis jetzt konkret - doch es gibt Skepsis.
Landkreis. Die Guten ins Säckchen, die Schlechten ins Tönnchen? Seit dem 1. Januar 2025 sind sich viele Menschen im Landkreis Stade nicht mehr sicher, wo sie alte Kleidung hinbringen können. Denn die sogenannte Getrenntsammelpflicht für Textilien verpflichtet seit dem Jahreswechsel Städte und Landkreise in der Europäischen Union, Alt-Textilien von anderen Abfällen getrennt zu sammeln. Aber was macht man jetzt mit kaputter Kleidung?
Die Vertreter des Verbandes Kommunaler Entsorgungsunternehmen (VKU) und des deutschen Dachverbandes der gemeinnützigen Altkleidersammler „FAIRWertung“ sind sich in dieser Frage einig: „Stark zerschlissene, verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien sollen auch weiterhin über die Restabfalltonne entsorgt werden.“ Auch der Landkreis Stade folge dieser Position, teilt Kreissprecher Daniel Beneke mit.
Container seit Monaten nicht geleert
Der Landkreis erhoffe sich dadurch, die gute Qualität der Altkleider in den Sammelcontainern und die anschließende Weiterverwendung zu gewährleisten, sagt Beneke.
Doch freie Container für Altkleidersäcke waren zuletzt Mangelware im Landkreis. Seit Oktober 2024 haben die DLRG-Ortsgruppen im Kreisgebiet massive Probleme mit der Leerung ihrer angemieteten Kleidercontainer. Wie das TAGEBLATT berichtete, musste der Entsorgungspartner SOEX Anfang Oktober Insolvenz anmelden. Seitdem finden bis heute keine oder nur sporadische Abholungen der DLRG-Container im ganzen Landkreis statt.
Loser Hausmüll macht Altkleider unbrauchbar
Ein Ärgernis, unter dem Bürger wie Ehrenamtliche leiden. Auch wenn die vollen Container ungeleert blieben, versuchten immer wieder Menschen, ihre Säcke noch in die Einwurfklappen zu stopfen. Die DLRG-Ortsgruppen reagierten und versiegelten die Container mit Plastikfolie und Hinweisschildern. Doch Unbelehrbare stellten einfach ihre Kleidersäcke im direkten Umfeld ab - und oft mehr als nur Altkleidung.

Im Herbst mussten die DLRG-Ortsgruppen eine großflächige Müllaktion starten. Foto: Bohmbach
„Wir bekommen nicht nur alle Arten von Kleidung abgestellt, sondern auch jede Menge Hausmüll“, sagt Rainer Bohmbach, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Horneburg/Altes Land. Verdreckte Kinderwindeln, Essensreste oder Öldosen seien kein seltener Fund.
Viel schlimmer: „Viel Müll wird lose in die Sammelbehälter eingeworfen“, sagt Bohmbach dem TAGEBLATT. Die kontaminierte Kleidung müsse die DLRG dann ebenfalls entsorgen, auch wenn sie zuvor noch brauchbar war.
DLRG sieht Trennpflicht skeptisch
Inzwischen sei die Lage an den DLRG-Containern in Horneburg „gut“, im Gegensatz zu Sammelorten in Stade, Buxtehude oder Apensen. „Dort müssen die Ehrenamtlichen wöchentlich aufräumen“, sagt Bohmbach. Die neue Getrenntsammelpflicht im Landkreis sieht der Ortsgruppenvorsitzende skeptisch und fürchtet, dass gute und nicht mehr gute Kleidung weiterhin in den Altkleider-Containern landen, also nicht getrennt werden.
Landkreis Stade
Neues Verbot: Das ändert sich 2025 beim Restmüll
Die Idee sei gut gedacht, die Realität aber bisher eine andere, sagt er. Ob die Menschen sich an die Trennung von kaputter und brauchbarer Kleidung halten werden, bezweifelt Bohmbach: „Ich befürchte, dass sich nichts ändern wird.“ Er hoffe derweil, dass sich die Abholproblematik für die Sammelcontainer bis zum Frühjahr 2025 klären werde.
Auch Kleiderkammern sind auf gute Trennung angewiesen
Ebenfalls auf eine gute Kleidertrennung angewiesen ist die DRK-Kleiderkammer in Jork. Sie ist eine von neun ehrenamtlichen Anlaufstellen im Landkreis Stade, um günstig Kleidung aus zweiter Hand zu bekommen. Die Jorkerin Ilse Knappe ist eine von sechs Helfern, die jeden Donnerstag in Jork mit anpacken. „Wir bekommen oft Kartons und Wäschekörbe voll mit Kleidung vorbeigebracht“, sagt sie.
Manche brächten die abgelegten Sachen in vorbildlichem Zustand vorbei, „die können wir quasi direkt einräumen“. Aber auch kaputte Kleidung lande immer wieder in den Sammelsäcken. Die Helfer der Kleiderkammer sortieren diese immer während der Ladenöffnung aus, die Abholung übernimmt der Kreisverband. Auch die Jorker wollen erst mal abwarten, was die Neuregelung im Landkreis bringt. „Es fängt ja jetzt erst an“, sagt Ilse Knappe.