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Gebührenbescheide

TDarum sind Kunden stinksauer auf die Abwasserentsorgung Stade

Bei vielen Anwohnern scheinen die Gebührenbescheide der AES erst gar nicht anzukommen. Und wenn doch, sind sie schwer zu durchschauen.

Bei vielen Anwohnern scheinen die Gebührenbescheide der AES erst gar nicht anzukommen. Und wenn doch, sind sie schwer zu durchschauen. Foto: Alexandra Bisping

Dieser Service stinkt zum Himmel: kein Telefonkontakt, keine Antworten auf Mails, keine Erklärung zu Gebührenbescheiden. Die Kunden der Abwasserentsorgung Stade sind schwer genervt. Welche Probleme es gibt und was die Stadt dazu sagt.

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Von Alexandra Bisping
Mittwoch, 08.11.2023, 17:50 Uhr

Stade. Für Carmen Kebbel beginnt der Ärger mit der Abwasserentsorgung Stade (AES) Ende Juli. Da erhält sie eine Abrechnung für das Jahr 2023. Ohne Anschreiben. Was sie bezahlen soll, ist für sie kaum erkennbar. „Ich habe eine Mail geschrieben und um Erklärung gebeten. Keine Reaktion.“ Eine Woche lang versucht sie, bei der AES telefonisch durchzukommen. Keine Chance. „Am 30. August hat es mir gereicht“, sagt sie. „Ich bin hingefahren.“

Abbuchungen trotz Entzugs des Sepa-Mandats

Im Büro der AES erfährt Carmen Kebbel, was sie bezahlen muss. Das Telefon? Anscheinend stumm geschaltet. Wieder zu Hause, schreibt sie eine Mail und entzieht der AES die Einzugsermächtigung. Trotzdem wird von ihrem Konto am nächsten Tag ein Betrag abgebucht: 70 Euro Gebühren für das Jahr 2024. Für eine Wohnung, aus der sie bereits ausgezogen ist. Sie lebt jetzt in einer Wohnung, für die sie Miete und Abwasser in einem bezahlt. Von den 70 Euro wurden ihr inzwischen 30 Euro zurückerstattet.

Ein weiteres Mal fährt die Staderin zur AES. Sie fragt dort, wie ältere Menschen ohne Mail-Zugang und Auto damit umgehen sollen. Und wie sie eine angesammelte große Summe zahlen sollten. Die Reaktion: „Dann müssen sie Geld aufnehmen.“ Eine Antwort, die gar nicht geht, findet die Staderin. Sie wendet sich ans TAGEBLATT. Das hatte bereits mehrfach über den Ärger mit Gebührenbescheiden berichtet. Hintergrund waren Softwareprobleme. Die wiederum traten auf, nachdem die Hansestadt die AES von den Stadtwerken zu sich zurückgeholt hatte.

Monatelang keine Reaktion von der AES

Keine Reaktion - so erlebt es auch Michael Schubert (Name von der Redaktion geändert) aus der Stader Ortschaft Hagen. Vergeblich wartete er 2022 auf den Gebührenbescheid. „Der kam im Januar 2023“, sagt er. Null Euro hatten die Schuberts bis dahin bezahlt. Ihnen fehlte schlichtweg die Information über den Betrag. „Uns wurden trotzdem 200 Euro gutgeschrieben.“ Eine Gutschrift, die den Stader nicht erfreut, sondern so irritiert wie über den unübersichtlichen Bescheid.

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Michael Schubert reagiert wie Carmen Kebbel: Er entzieht der AES das Sepa-Mandat und bittet um Erklärung des Bescheids. Neun Mails schreibt er zwischen Januar und August. Ohne Erfolg. Der Stader ist genervt. „Wir hängen im Turm“, sagt er. Die Gebühren würden sich von Monat zu Monat anhäufen. Eines Tages werde ein Bescheid mit sehr hoher Summe eintreffen, vermutet er.

Das sagt die Hansestadt dazu

Die Rückstände in der Abrechnung der Zählerstände seien abgearbeitet, sagt die Stadt auf TAGEBLATT-Nachfrage. „Zwischenzeitlich sind alle durch die Stadtwerke abgelesenen Zähler bis einschließlich Juni 2023 abgerechnet“, so Pressesprecher Stephan Voigt. „Im Juli und August finden keine Ablesungen durch die Stadtwerke statt, diejenigen für September 2023 wurden Ende Oktober übermittelt und befinden sich derzeit in Bearbeitung.“

Die 2022 vom Trinkwasserverband Stader Land abgelesenen Zählerstände seien in den vergangenen Wochen ebenfalls abgerechnet worden. Die Haushalte hätten ihre Abrechnung für 2022 sowie ihre Vorausleistung für den Zeitraum 2022/2023 erhalten. Die Übermittlung der Ablesungen für März, April und September 2023 betreffend stehe die AES in Kontakt mit dem Trinkwasserverband.

AES arbeitet noch immer Rückstände auf

Was die Software betrifft: Die funktioniere inzwischen. Die AES könne Abrechnungen und Bescheide erstellen. Rückstände würden aufgearbeitet. Das gelte auch für den Kundenservice: „Wir arbeiten derzeit immer noch Anfragen von Kundinnen und Kunden ab, die uns seit der Übernahme der Abwasserentsorgung erreicht haben.“ Dafür seien drei bis vier Mitarbeitende im Einsatz. Mails können noch etwas dauern. Die Stadt bitte um Verständnis und Geduld.

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Telefonanrufe werden entgegengenommen. Es könne aber der Eindruck entstehen, dass dem nicht so sei: „Wenn sich alle Mitarbeitenden im Kundengespräch befinden, ist bei weiteren Anrufenden ein Freizeichen zu hören.“ Die Stadt prüft, ob es möglich ist, einen Besetztton oder eine Bandansage abzuspielen. Unter www.stadt-stade.info/abwasserentsorgung gibt es eine Liste mit häufig gestellten Fragen. Kunden werden gebeten, dort hineinzuschauen, bevor sie eine Mail schreiben oder anrufen. Zu den genannten Einzelfällen könne sich die Stadt nicht äußern. Sie bietet aber darum, dass sich die beiden Betroffenen bei der AES melden.

Stadtkasse klärt Fragen zur Zahlungsabwicklung

Wer Fragen zur Zahlungsabwicklung habe, wende sich an die dafür zuständige Stadtkasse, nicht an die AES. Das betreffe auch Änderungen des Sepa-Lastschriftmandates oder den Wunsch, die Abwassergebühr 2022 in Raten zu zahlen. Seit die Abrechnung auf dem aktuellen Stand und Zahlen damit besser nachzuvollziehen seien, gebe es mittlerweile von Kundenseite Lob für die große Transparenz, sagt Voigt.

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