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Irish Pub

TDer große Ausverkauf im Fiddler’s: Mobiliar und Deko sind bei den Fans heiß begehrt

Kirsten „Kirsche“ Quell (Zweite von links) freut sich: Ein kleines Stück vom Fiddler’s Green wird im Partykeller ihrer Mitarbeiterin Kim Odebrecht (Zweite von rechts) und Aaron Kraska (rechts) weiter bestehen. Auch Annalena Klintworth (links) wird sich dort fühlen, als wäre sie weiterhin Kellnerin im Irish Pub.

Kirsten „Kirsche“ Quell (Zweite von links) freut sich: Ein kleines Stück vom Fiddler’s Green wird im Partykeller ihrer Mitarbeiterin Kim Odebrecht (Zweite von rechts) und Aaron Kraska (rechts) weiter bestehen. Auch Annalena Klintworth (links) wird sich dort fühlen, als wäre sie weiterhin Kellnerin im Irish Pub. Foto: Dammer

Seit Ende Februar ist die Stader Kultkneipe geschlossen. Doch am Sonnabend öffnete das Fiddler’s Green noch einmal seine Türen für alle, die sich mit ein paar Erinnerungsstücken eindecken oder ein letztes Guinness trinken wollten. Und es gibt eine Wiederholung.

Von Silvia Dammer Sonntag, 10.03.2024, 12:02 Uhr

Stade. Sonnabend gegen 14 Uhr, viel Sonne, eine Menge Menschen sind in der Stader Altstadt unterwegs. Aus dem Zeughaus kommt ein Paar mittleren Alters, beide einen dunklen Barhocker unter dem Arm. Neugierig spricht ein anderes Paar sie an. „Ausverkauf im Fiddler’s? Das macht zu? Nee jetzt!“ Die Fragende blickt ihren Mann an und sagt: „Lass uns reingehen.“ Carmen und Martin Meybohm schauen den beiden hinterher, die hinter der Glastür verschwinden. Vielleicht noch jemand, der später ein Stück Fiddler‘s mit nach Hause nimmt.

Junggesellinnenabend vor 22 Jahren im Fiddler‘s

Die Meybohms verbinden mit dem Irish Pub schöne Erinnerungen. Hier hat Carmen ihren Junggesellinnenabend gefeiert. „Das war 2002 und danach verbrachten wir hier viele tolle Abende“, erzählt sie. Natürlich bedauern beide, dass das Fiddler’s schließt. „Das war einfach die letzte Kultkneipe in Stade, in die man auch mal spontan mit einer Gruppe gehen konnte“, sagt Martin.

Ein letztes Guinness und zwei Barhocker. Carmen und Martin Meybohm verbinden mit dem „Fiddler’s" viele tolle Abende. Was bleibt sind ein letztes Guinness mit „Kirsche“ und zwei Barhocker, die das Ehepaar an den beliebten Irish Pub erinnern.

Ein letztes Guinness und zwei Barhocker. Carmen und Martin Meybohm verbinden mit dem „Fiddler’s" viele tolle Abende. Was bleibt sind ein letztes Guinness mit „Kirsche“ und zwei Barhocker, die das Ehepaar an den beliebten Irish Pub erinnern. Foto: Dammer

Für die beiden Fiddler’s-Fans ist es selbstverständlich, dass sie auch am Flohmarkttag noch einmal im Zeughaus vorbeischauen. Auch wenn so ein Ausverkauf eine gewisse Traurigkeit in sich birgt. Doch dieser letzte Besuch wurde für beide noch ganz lustig: „Wir wussten nicht, dass heute auch das letzte Guinness ausgeschenkt wird“, sagt Martin. „Und bevor uns jemand die Barhocker unterm Hintern wegzieht, haben wir sie kurzerhand gekauft“, sagt er und lacht. Acht Euro haben sie bezahlt. „Eine schöne Erinnerung“, bestätigt Carmen.

Das „Fiddler’s" schließt. Die Freunde des beliebten Stader Irish Pubs ließen es sich am Sonnabend nicht nehmen, auf dem Ausverkauf-Markt das eine oder andere Stück Erinnerung an schöne Abende zu erwerben.

Das „Fiddler’s" schließt. Die Freunde des beliebten Stader Irish Pubs ließen es sich am Sonnabend nicht nehmen, auf dem Ausverkauf-Markt das eine oder andere Stück Erinnerung an schöne Abende zu erwerben. Foto: Kirsten Quell

Von Barhockern über dunkle Stühle, Tische, Schilder und Bilder bis hin zur Deko und den Bücherregalen unter der Decke, die dem Fiddler’s seinen unverwechselbaren Charme verliehen, stand an diesem Sonnabend alles zum Verkauf. Die Gaststätte verwandelte sich in eine Flohmarkthalle: Tresen und Tische waren voller Gläser, auf Wühltischen lagen Textilien. Ein Mann fragt, ob es noch mehr Bierdeckel gibt. Ein anderer ist schon zum dritten Mal hier: Olaf Riebesell aus Mulsum sammelt Bierwerbung. Und er hat Glück: Hinter einer heruntergefahrenen Leinwand verstecken sich noch ein paar unentdeckte Schätze: Fotos, Reklameschilder aus Emaille. Mal sehen, sagt der Sammler, ob hier noch was Interessantes dabei ist.

Guinness-Gläser fast sofort ausverkauft

Fiddler’s-Wirtin Kirsten Quell, die alle nur „Kirsche“ nennen, steht mit einem wehmütigen Blick vor einem der runden Fass-Tische. Die ersten Interessenten klopften schon gegen 10 Uhr an die Tür und um 12 Uhr war es im Gastraum so voll wie an den beliebten Live-Musik- oder Kneipenquiz-Abenden. Die Guinness-Gläser waren fast sofort ausverkauft. Stühle und Barhocker waren auch gefragt. „Ich hänge an allem hier“, gesteht die Wirtin, „immerhin stecken hier 21 Jahre meines Lebens.“ Sie wird einen Spiegel behalten. Einen, mit dem sich die Guinness-Brauerei vor Jahren bei ihr für die gute Zusammenarbeit bedankte.

Dorotheé Füller findet es schade, dass die letzte gute Lokalität für junge Leute nun schließt. Als Erinnerung nimmt sie sich Halloween-Lichtgeister mit nach Hause.

Dorotheé Füller findet es schade, dass die letzte gute Lokalität für junge Leute nun schließt. Als Erinnerung nimmt sie sich Halloween-Lichtgeister mit nach Hause. Foto: Dammer

Am 29. Februar hatte das Fiddler’s zum letzten Mal geöffnet. Zu diesem Termin hatte „Kirsche“ den Mietvertrag gekündigt. Leicht sei ihr das nicht gefallen, sagt sie. Aber zwei Gaststätten und die zahlreichen Probleme am Standort Stade zu managen, wurde ihr zu viel. Vor zwei Jahren hatte sie zusätzlich das Restaurant Eysten in Deinste übernommen und dachte, sie müsste nicht immer selbst im Fiddler’s hinterm Tresen stehen. Doch sie habe unterschätzt, wie wichtig sie als Ansprechpartnerin im Pub war. Ihr Tag begann morgens um acht Uhr im Eysten und endete nach Mitternacht im Irish Pub. Auf Dauer war das nicht mehr machbar.

„Kirsches“ Entschluss, sich aus Stade zurückzuziehen, lag aber auch an den Problemen am Pferdemarkt, dem zuletzt viel diskutierten Angstraum und der zunehmenden Verwahrlosung des Ortes. Wie vor Corona oder wie parallel zum Weihnachtsmarkt, lief der Pub zuletzt selten. Irgendwann sei es gekippt, sagt Kirsten Quell. Sie hätte den Laden gern in andere Hände gegeben und suchte das Gespräch mit ihrer Vermieterin, der Sparkasse Stade-Altes Land. Einen anderen Mieter im Fiddler’s wollte die Sparkasse aber nicht. Und so kam - trotz der Petition mit mehr als 3000 Unterschriften für den Erhalt des Fiddler’s - das Aus.

Noch ein Räumungsverkauf nächsten Sonnabend

Es ist kurz vor 16 Uhr. „Kirsche“ schaut noch einmal in die Runde. In einer Ecke stehen Tischgestelle und zahlreiche Dekogegenstände aus der Kultkneipe. „Die Stühle haben wir schon weggebracht“, sagt Aaron Kraska. Ein großer Tisch, Barhocker, Guinness-Schilder, Fiddler’s-Leuchtreklame haben sich Kirsten Quells langjährige Mitarbeiterinnen Kim Odebrecht und Annalena Klintworth gesichert. Die Ausstattung wird Platz im Partykeller von Kim und Aaron finden. So können sie sich das Fiddler’s, das ihnen wie ein Zuhause war, wenigstens in einem winzigen Stück erhalten.

„Wir haben heute so viel verkauft und es ist immer noch so vieles da“, stellt „Kirsche“ fest. Zum Mitnehmen für die Fiddler’s-Chefin ist es zu viel, zum Wegschmeißen zu schade. Daher wird es am kommenden Sonnabend, 16. März, von 11 bis 14 Uhr noch mal einen großen Räumungsverkauf geben. Und dann heißt es endgültig: „Slán leat Fiddler‘s Green!“ Das ist gälisch und heißt „Auf Wiedersehen“.

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