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Fußball

TDie Flippers singen Niels Gramkow in den fußballerischen Ruhestand

Niels Gramkow: „Die Jungs werde ich vermissen.“

Niels Gramkow: „Die Jungs werde ich vermissen.“ Foto: Berlin

Niels Gramkow hört bei den Meister-Fußballern des VfL Güldenstern Stade als Sportlicher Leiter auf. Er beschließt das Kapitel mit einer kritischen Frage.

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Von Daniel Berlin
Dienstag, 03.06.2025, 17:50 Uhr

Stade. Das Jubelfoto mit der Plakette für die Bezirksligameisterschaft entsteht vor dem Tor im Stadtwerke-Stadion in Ottenbeck. Der VfL Güldenstern Stade feiert den Titel und den Wiederaufstieg in die Fußball-Landesliga fast ohne Zuschauer. Gegner Eintracht Immenbeck hatte kurz vor dem letzten Spieltag abgesagt. So gehen die letzten Punkte kampflos an die Stader. Und ein langjähriger Funktionär des Stader Fußballs nimmt so ganz unspektakulär Abschied.

Niels Gramkow (3. von links) feiert zum Abschied die Meisterschaft mit den Stader Fußballern. Am Kader für die bevorstehende Landesliga-Saison hat er noch mitgearbeitet.

Niels Gramkow (3. von links) feiert zum Abschied die Meisterschaft mit den Stader Fußballern. Am Kader für die bevorstehende Landesliga-Saison hat er noch mitgearbeitet. Foto: Berlin

Spieler, Trainer und Betreuer posieren für das finale Bild. Der Sportliche Leiter Niels Gramkow (59) stellt sich in die Mitte, erste Reihe, lächelt breit, macht sich groß. Aber nur für einen kurzen Augenblick. Das ist ein Scherz. Gramkow geht zur Seite. Hinten links passt besser zu ihm. Dann klickt die Kamera.

VfL Güldenstern Stade quält sich durch Landesliga

Niels Gramkow hört als Sportlicher Leiter auf. Seit dem Jahr 2016 prägte Gramkow den Stader Fußball mit. Als Co-Trainer gewann er 2017 die Vizemeisterschaft in der Bezirksliga und feierte 2018 den Titel und den Aufstieg. Seine Vita als Funktionär begann 2019. Erst quälte sich der gesamte deutsche Fußball durch die Corona-Pandemie. Dann quälte sich der VfL Güldenstern Stade durch die Landesliga. Bis zum Abstieg im vergangenen Jahr. Jetzt ist der Verein zurück in Deutschlands sechster Liga.

Gramkow gilt als einer der Ideengeber für den Stader Hallenzauber, ein dreitägiges Hallenturnier. Der Netzwerker organisiert das Turnier der Männer seit drei Jahren und holt jedes Mal die besten Teams aus der Region zusammen. Als Grundschulleiter in Wiepenkathen vernetzt Gramkow den Schul- und Vereinssport. Er sei ein Kümmerer, einer, der nach dem Wohlbefinden fragt, ein toller Mensch, ehrlich, direkt, fleißig, sagen andere über Gramkow.

Metin Gök nimmt Gramkows Posten ein

Jetzt ist Schluss. Gramkow feiert in einem halben Jahr seinen 60. Geburtstag. „Ich denke, jetzt können andere ran. Es ist auch ein Neustart in einer neuen Liga“, sagt Gramkow. „Ich werde die Jungs bestimmt vermissen. Die Kabine.“ Der Ex-Ligaspieler Metin Gök wird den Posten als Sportlicher Leiter übernehmen. Gramkow hatte Gök in den vergangenen Monaten an die Hand genommen. Vor allem auf eine Fähigkeit kommt es bei diesem Job an.

Metin Gök übernimmt den Posten des Sportlichen Leiters beim VfL Güldenstern Stade.

Metin Gök übernimmt den Posten des Sportlichen Leiters beim VfL Güldenstern Stade. Foto: Berlin

Menschenkenntnis. Niels Gramkow führte beim VfL Güldenstern Stade die Personalgespräche. Er redete mit Spielern, die zum Kader gehören und mit potenziellen Neuzugängen. „Ich kann die Spinner erkennen“, sagt er. Das sind etwa die, die gleich mit Geldforderungen kommen. Gramkow führte ein, dass nur die Spieler ihre komplette Aufwandsentschädigung erhalten, die auch regelmäßig beim Training und bei den Spielen sind. Im aktuellen Kader seien keine Spinner. „Wir sind eine coole Truppe. Das hat uns ausgemacht“, sagt Gramkow.

Stader Kader für die Landesliga steht

Gramkow kennt sich aus im Amateurfußball der Region. Er beobachtet Tabellenstände, weiß, wie es in anderen Vereinen läuft. Er nutzt Unzufriedenheiten aus. Gramkow telefoniert oder wird angerufen. „An erster Stelle steht aber, die eigenen Leute zu halten. An zweiter Stelle stehen punktuelle Verstärkungen“, sagt Gramkow.

Den Kader für die kommende Saison erstellte Gramkow mit Trainer Matthias Quadt und seinem Nachfolger Metin Gök. Von der SV Drochtersen/Assel II holte Gramkow die Mittelfeldspieler Luis Ney und Rokas Sabonas. Von den VSV Hedendorf/Neukloster kommt Verteidiger Max Dembski, aus der U19 des JFV A/O/B/H/H wechselt Mittelfeldmann Dijvar Baskin nach Stade.

Fünf Abgänge verzeichnet der Verein. Abwehrspieler Luca Dammann wird sich dem Hamburger Oberligisten Victoria Hamburg anschließen. Nico Wiegmann geht zum FC Oste/Oldendorf, Kemal Savas zum TuSV Bützfleth. Shayan Bustani kickt künftig für die VSV Hedendorf/Neukloster. Das Ziel von Mika Sobik ist unbekannt.

Fehlende Strahlkraft des Stader Fußballs

Niels Gramkow sah einige Spieler kommen und gehen. Er mag den Fußball, kickte selbst und wurde vor 30 Jahren erstmals Trainer. „Ich habe das gemacht, weil Erinnerungen immer für ein gutes Gefühl sorgen. Ich ziehe Erlebnisse aus den Begegnungen mit Menschen“, sagt Gramkow.

Auf viele Fragen weiß Gramkow die Antworten. Auf eine zentrale Frage aber nicht. Oder er will sie nicht offiziell geben: „Ich verstehe nicht, warum die Strahlkraft, die der Verein haben müsste, nicht immer existent ist.“ Nach der Fusion des TuS Güldenstern Stade und des VfL Stade in Sachen Fußball hat sich am Status quo kaum etwas verändert. Der Verein steckt immer noch in den Niederungen des Amateurfußballs fest.

Gramkow sitzt am letzten Spieltag, der keiner ist, in einem Strandkorb am Spielfeldrand und schaut bei einem eilig organisierten Trainingsspielchen zu. In der Pause reicht ihm jemand Blumen und ein gerahmtes Aufstiegstrikot. Aus den Lautsprecherboxen wabert der Klassiker der Flippers: „Wir sagen danke schön“.

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