TDorfstromer ist in Nottensdorf und Dollern ein Ladenhüter - aber warum?
Das Dorfstromer-Projekt expandiert fleißig, aber in Nottensdorf und Dollern bleiben die Nutzerzahlen im Keller. Foto: Battmer
Rund 1200 Nutzer zählt das Projekt Dorfstromer in zwei Bundesländern. Doch in zwei Gemeinden kommen die E-Autos kaum vom Fleck. Die Verantwortlichen haben Vermutungen, woran das liegt.
Horneburg. Carsharing funktioniert nur in der Stadt? Mitnichten, wie das Dorfstromer-Projekt aus dem Alten Land seit Jahren zeigt. Ging der Verein 2019 noch mit einer Handvoll E-Fahrzeugen im Landkreis Stade an den Start, ist der Fuhrpark inzwischen auf gut 30 Fahrzeuge in Niedersachsen und Hamburg angewachsen.
Auch drei Horneburger Gemeinden kooperieren seit Jahren mit dem Dorfstromer-Projekt. Das erste E-Auto steht seit 2019 im Flecken Horneburg, 2023 folgte je ein weiteres Fahrzeug für Nottensdorf und Dollern.
Altes Land und Horneburg
T Klimaschutz in der Region: Sie arbeitet zukünftig in drei Rathäusern
„Das Projekt ist total innovativ“, lobt die Klimaschutzmanagerin für das Alte Land und Horneburg, Judith Sievers, den Dorfstromer und das Konzept dahinter. Die Carsharing-Station im Flecken werde sehr gut angenommen, sagt Sievers. 2024 teilten sich knapp 50 Nutzer monatlich das Fahrzeug - Tendenz steigend, wie der Dorfstromer-Vorsitzende Edgar Schmidt bestätigt.
Nottensdorf und Dollern zahlen beim Dorfstromer drauf
Doch in Nottensdorf und Dollern bleibt Carsharing auch nach fast drei Jahren weiterhin quasi ein Ladenhüter. Die Nutzerzahlen seien „kontinuierlich schlecht“, sagt Schmidt. Pro Gemeinde seien gerade einmal um die 22 Nutzer registriert, für durchschnittlich 15 Fahrten im Monat werden die Fahrzeuge jeweils genutzt.
Selbst der Ortswechsel in Nottensdorf vom Dorfgemeinschaftshaus in die Nähe der Feuerwache habe die Nutzung kaum verbessert.
In keiner der beiden Gemeinden arbeite man derzeit kostendeckend, sagt Schmidt. Für die Bereitstellung der Dorfstromer tritt die Gemeinde zunächst in Vorkasse. Idealerweise entwickeln sich die Nutzerzahlen so, dass die Nutzerentgelte die Bereitstellungsgebühr decken.
Bleibt dies aus, zahlt die Gemeinde drauf. 2024 musste die Gemeinde Nottensdorf etwa 300 bis 400 Euro monatlich für den Dorfstromer zuschießen.
Klimaschutzmanagement setzt weiter auf geteilte Mobilität
Sievers sieht weiterhin Potenzial für das Carsharing auf dem Land. „Wir brauchen die geteilte Mobilität“, sagt die Klimaschutzmanagerin mit Blick auf das gesetzte Ziel, die Region Altes Land und Horneburg auch in puncto Mobilität klimafreundlich aufzustellen.
Carsharing käme nicht nur dem Klima durch eingesparte Emissionen zugute, sondern auch der Haushaltskasse von Familien. Die könnten sich so beispielsweise einen teuren Zweitwagen sparen.
Woher die geringe Nutzung der Nottensdorfer und Dollerner rührt, können Sievers und Schmidt nur vermuten. Die Klimaschutzmanagerin glaubt, dass es eine mangelnde Bekanntheit des Dorfstromer-Projekts unter den Bürgern gibt und sieht mehr öffentliche Werbung als einen Lösungsansatz.
Verträge zwischen Gemeinden und Verein laufen 2026 aus
Schmidt spekuliert derweil auf ein typisches Dorf-Phänomen: „Es ist hier tief verwurzelt, dass man zwei Autos braucht“, sagt er. Hinzu komme noch die Einkommensfrage: Wer sich bequem einen Zweitwagen leisten könne, für den sei Carsharing keine interessante Option.
Wie es für den Dorfstromer in Nottensdorf und Dollern weitergeht, entscheidet sich im Laufe des neuen Jahres. Dann laufen nämlich die Verträge zwischen Kommunen und Verein aus.
Man wolle Anfang 2026 mit den Gemeinden ins Gespräch gehen, kündigt Schmidt an. Der Verein wolle nämlich seine selbst gesetzten Ziele hin zur Klimaneutralität erreichen. „Dafür müssen die Wagen aber auch genutzt werden“, so der Vorsitzende.
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