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Buxtehude

TDrohendes Aus in Neukloster: Ein Dorf kämpft um seine Grundschule

Die Grundschule Neukloster wurde 1959 zwischen Bahnlinie und Bundesstraße eröffnet.

Die Grundschule Neukloster wurde 1959 zwischen Bahnlinie und Bundesstraße eröffnet. Foto: Wisser

Die Ortschaft an der B73 könnte nach 180 Jahren ihre Schule verlieren. Um das zu verhindern, formiert sich Widerstand. Gibt es eine gemeinsame Zukunft mit Hedendorf?

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Von Karsten Wisser
Freitag, 28.11.2025, 05:50 Uhr

Buxtehude. Für viele in Neukloster war es ein Schock: Im Juni 2025 beschrieb der Masterplan Grundschulen für die Stadt Buxtehude in allen drei Szenarien die Grundschule Neukloster als Auslaufmodell. 2035 wird es demnach in den Ortschaften Neukloster und Hedendorf nur noch Kinder für eine Grundschule mit zwei Klassen pro Jahrgang geben. Das rechtfertige nicht den Unterhalt von zwei Schulen, so der Masterplan.

Der Standort Hedendorf - aktuell eine Außenstelle der Grundschule Altkloster - hat für einen gemeinsamen Standort laut Masterplan die besseren Voraussetzungen. Eine Schließung ist nicht kurz- oder mittelfristig geplant. Der Masterplan hat eine Laufzeit von mindestens zehn Jahren.

Der Schulleiter geht in den Ruhestand

Trotzdem sind die Menschen in der Ortschaft alarmiert. Neuklosters Schulleiter Peter Gehrmann geht nächstes Jahr im Februar in den Ruhestand. Die Schule im benachbarten Hedendorf verlor vor ein paar Jahren die Selbstständigkeit, als die Leitungsfunktion nicht wieder besetzt werden konnte. Daher ist sie eine Außenstelle. In Neukloster könnte ein ähnliches Szenario drohen. Die Angst ist da, dass dies der Einstieg in das Ende der Schule ist.

Neukloster kämpft um die Grundschule: Wilhelm, Matti und Lisa Lühmann sowie Marcus Schulz und Britta Jahnke stehen dafür ein.

Neukloster kämpft um die Grundschule: Wilhelm, Matti und Lisa Lühmann sowie Marcus Schulz und Britta Jahnke stehen dafür ein. Foto: Wisser

Die Probleme in Neukloster: Es gibt keine Sporthalle. Und durch die Lage am Hang mit dem Wald fehlen dort Erweiterungsmöglichkeiten. Einige Gebäude sind zudem in einem schlechten Zustand.

Neuklosters Ortsbürgermeisterin und SPD-Ratsfrau Anja Heckert bei einem Ortstermin an der B73.

Neuklosters Ortsbürgermeisterin und SPD-Ratsfrau Anja Heckert bei einem Ortstermin an der B73. Foto: Wisser

Neuklosters Ortsbürgermeisterin und Ratsfrau Anja Heckert (SPD) reagierte schon im Juni verärgert: „Der Ortsrat war in diese Planungen nicht eingebunden gewesen.“ Jetzt legt sie nach: „Das ist ein hoch emotionales Thema“, so die Ortsbürgermeisterin: „Gefühlt ist jeder aus Neukloster dort zur Schule gegangen und jeder hat dort schwimmen gelernt.“

Mit der Schule stirbt ein Stück Dorfstruktur

Neukloster hat das einzige Lehrschwimmbecken in Buxtehude. Das läuft nach der Übernahme durch die Stadtwerke auch sehr stabil. Heckert erinnert auch an den Gebietsvertrag. Den haben Buxtehude und Neukloster bei der großen Gebietsreform 1972 geschlossen, als der Ort Teil der Stadt wurde. Darin ist aus Sicht der Neuklosteraner der Schulstandort garantiert.

Jetzt formiert sich in der Ortschaft breiter Widerstand gegen die angedrohte Schließung. „Wenn wir die Schule verlieren, verlieren wir auch unsere Dorfstruktur“, sagt Marcus Schulz. Er ist Sprecher der CDU im Ortsrat, spricht in dieser Angelegenheit aber für das ganze Gremium und koordiniert die Aktionen. Zusammen mit dem Schulverein haben die Ortsratsmitglieder den Widerstand gegen die Schließung organisiert. Im Ortsrat Neukloster gibt es nur SPD- und CDU-Mitglieder.

Wenn die Schließung unserer Grundschule jetzt festgeschrieben wird, können wir das später nicht mehr zurückdrehen. Deshalb müssen wir jetzt handeln

Marcus Schulz, Ortsrat Neukloster

„Wenn die Schließung unserer Grundschule jetzt festgeschrieben wird, können wir das später nicht mehr zurückdrehen. Deshalb müssen wir jetzt handeln“, sagt Marcus Schulz. Im Ort hängen sechs Transparente. Es werden Unterschriften gesammelt, und im Ort wurden Flyer verteilt.

500 Menschen haben für den Erhalt der Grundschule unterschrieben. Beim kurzfristig anberaumten Pressetermin war die Neuklosteraner Familie Lühmann gekommen. Vater Wilhelm und Tochter Lisa haben beide die Grundschule besucht. „Ich möchte, dass mein Sohn Matti das auch noch darf“, sagt Lisa Lühmann, inzwischen selbst Berufsschullehrerin.

Tradition: Neukloster hat seit 180 Jahren eine Schule

Eine Schule gibt es in Neukloster seit 1845. Damals wurde ein Schul- und Küsterhaus auf dem Gelände der St.-Marien-Gemeinde gekauft. Dort gingen dann die Kinder aus Neukloster und Heitmannshausen zur Schule. Am jetzigen Standort gibt es die Schule seit 1959.

Die Neuklosteraner wollen mit ihrem Widerstand keine Front gegen die Grundschule in Hedendorf aufmachen. „Vor einigen Jahren gab es den Versuch, aus beiden Schulen eine unter zwei Dächern zu machen“, sagt Britta Jahnke, Ortsratsfrau der CDU. „Das war eine gute Idee. Das sollte man wieder aufgreifen“, sagt sie.

Das sagt die Bürgermeisterin zum Thema Grundschulen

„Ich verstehe die Sorge und die Emotionen“, sagt Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt. „Weder die jetzige noch die nächste Schülergeneration werden betroffen sein.“ Entschieden sei außerdem noch nichts. Der abschließende Bericht werde im ersten Quartal 2026 vorgestellt. „Wir haben die Situation, dass wir erstmals alle Daten und Fakten zu unseren Grundschulen kennen“, so die Bürgermeisterin. Politik, Verwaltung, Schulen und Eltern seien beteiligt gewesen.

In der nächsten Sitzung des Schulausschusses am kommenden Dienstag wollen die Neuklosteraner erstmals öffentlich für den Erhalt ihres traditionsreichen Schulstandorts kämpfen. Getagt wird ab 19 Uhr im Sitzungsraum in der neuen Halle Nord. Der Masterplan Grundschulen steht nicht auf der Tagesordnung - es gibt aber eine Einwohnerfragestunde.

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