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Milchwirtschaft

TEin Traditionsbetrieb verschwindet: Molkerei Hasenfleet schließt für immer

Die Tage der Molkerei Hasenfleet sind gezählt: Der genossenschaftlich geführte Traditionsbetrieb wird zum Jahresende geschlossen. Damit endet in Oberndorf ein mehr als 100 Jahre altes Kapitel.

Die Tage der Molkerei Hasenfleet sind gezählt: Der genossenschaftlich geführte Traditionsbetrieb wird zum Jahresende geschlossen. Damit endet in Oberndorf ein mehr als 100 Jahre altes Kapitel. Foto: Mangels

Nach mehr als 100 Jahren gehen in der Molkerei Hasenfleet in Oberndorf (Kreis Cuxhaven) die Lichter aus. Auch im Kreis Stade waren die Milchprodukte beliebt. Das sind die Gründe für das Aus.

Von Christian Mangels Freitag, 21.11.2025, 06:00 Uhr

Oberndorf. Auf der Homepage der Molkerei Hasenfleet ist die Welt noch in Ordnung: „1919 gegründet, produzieren wir noch heute alle Produkte in liebevoller Handarbeit und nach traditionellen Rezepturen, wirbt das Traditionsunternehmen. Doch hinter den Kulissen rumort es gewaltig: Anfang November hat der Aufsichtsratsvorsitzende Kristian Wist-Schlichting den 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgeteilt, dass die Produktion zum Jahresende eingestellt wird.

„Wir mussten die Notbremse ziehen“, sagt Kristian Wist-Schlichting, Aufsichtsratsvorsitzender der Molkerei Hasenfleet.

„Wir mussten die Notbremse ziehen“, sagt Kristian Wist-Schlichting, Aufsichtsratsvorsitzender der Molkerei Hasenfleet. Foto: Mangels

Der Schritt sei dem Vorstand und dem Aufsichtsrat nicht leicht gefallen, sagt Wist-Schlichting. „Aber alle Mitarbeiter sind uns wohlgesonnen, sie verstehen das. Wir haben das auch sauber kommuniziert.“ Man wolle versuchen, die Kolleginnen und Kollegen an andere Unternehmen, etwa die Molkerei Lamstedt, zu vermitteln.

Der Abschied kommt überraschend und für die Stammkunden ist es sicherlich eine traurige Nachricht. Nicht nur auf den Wochenmärkten zwischen Cuxhaven, Bremerhaven und Harburg ist die Molkerei Hasenfleet seit vielen Jahren vertreten, auch der regionale Einzelhandel, Hotels, Bäckereien, Eisdielen und die Gastronomie werden mit den Milchprodukten aus Oberndorf beliefert. Damit ist nun Schluss. Die Produktion in der Molkerei läuft noch bis Mitte Dezember, dann wird der Betrieb nach und nach heruntergefahren.

Milch-Riesen drängen kleinere Molkereien an den Rand

Als Grund für die Schließung nennen Hanke Wisch, erst seit einem halben Jahr Geschäftsführer der Molkerei, und Aufsichtsratsvorsitzender Kristian Wist-Schlichting unter anderem die „schwierige Marktentwicklung“. Gerade würden durch Großfusionen Milch-Riesen entstehen, die kleinere Molkereien wie Hasenfleet an den Rand drängen. „Die Reise wird immer schwieriger, je größer die Mitbewerber werden“, sagt Wisch.

Hanke Wisch aus Otterndorf ist erst seit einem halben Jahr Geschäftsführer der Molkerei Hasenfleet, die er nun abwickeln muss.

Hanke Wisch aus Otterndorf ist erst seit einem halben Jahr Geschäftsführer der Molkerei Hasenfleet, die er nun abwickeln muss. Foto: Mangels

Ein weiterer Grund: Sowohl die Blauzungenkrankheit als auch der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche hätten weitreichende Auswirkungen auf Landwirte und Molkereien gehabt und für enorme Verluste gesorgt. Die Zahl der Lieferanten ist im Laufe der Jahre deutlich gesunken, aktuell sind es noch 19.

Eine Million Euro fehlt

Haben Fehler in der Geschäftsführung zur Talfahrt der Molkerei beigetragen? „Fehler hat es in der Vergangenheit sicherlich gegeben“, räumt Kristian Wist-Schlichting ein. Aber mit der Entscheidung, die Molkerei zu schließen, hätten diese Verfehlungen nichts zu tun, betonen Kristian Wist-Schlichting und Hanke Wisch.

Informationen der „Cuxhavener Nachrichten“, wonach ein ehemaliger Geschäftsführer wegen Veruntreuung entlassen wurde, bestätigt Wist-Schlichting nicht. Wegen eines laufenden Verfahrens wollte der Aufsichtsratsvorsitzende dazu keine näheren Angaben machen. Fest steht: Im Jahr 2022 hat es bei dem genossenschaftlich geführten Betrieb einen Jahresfehlbetrag von rund einer Million Euro gegeben. Das macht ein Blick in die öffentlich zugänglichen Bilanzen deutlich.

Was aus dem Molkereigebäude wird, steht derzeit noch in den Sternen. „Es gibt zwei Interessenten, aber es ist noch nichts spruchreif. Wir hören uns in alle Richtungen um“, sagt Geschäftsführer Hanke Wisch.

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