TEinblicke in die Stader Architektur: So entstand einst das Rathaus

Kaum erkennbar: Hier trifft Alt auf Neu. Foto: Helfferich
Es gilt als gelungenes Beispiel, das Altes und Neues verbindet - das Stader Rathaus. Dafür war allerdings sehr viel Vorarbeit nötig. Ein Blick in die Stadtgeschichte.
Stade. 404 Kulturdenkmäler sind im Stader Rathaus registriert. Täglich gehen Menschen daran vorbei, beachten diesen historischen Schatz aber meist nur wenig. Es sei denn, eine der zahlreichen Stadtführungen macht gerade Station vor einem der Häuser und lädt zum Lauschen ein.
Harmonie von Historie und Moderne
Am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, öffnen sich in Stade nur zwei Türen: die der Johannisloge Friederike zur Unsterblichkeit und die Villa Kaisereichen. Allerdings bietet der Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Reinhold Kolck, mit Unterstützung des Stader Stadtmarketings am Sonnabend, 13. September, um 16 Uhr den Stader Stadtspaziergang „wertvoll & unersetzlich“ an. Er zeigt, wie sich neuzeitliche Stadtarchitektur und historisch Wertvolles harmonisch in- und zueinander fügen.
So auch beim Baudenkmal Stader Rathaus, wo der Spaziergang beginnen soll. In den 1970er Jahren stand die Erweiterung des etwa 350 Jahre alten Gebäudes an. Räumlich und architektonisch war das Vorhaben herausfordernd.
Die Variante, zwischen Wallstraße, Neubourgstraße und Gründelstraße ein Verwaltungsgebäude zu bauen, wurde sogleich abgelehnt. Schließlich wurden zwei Standorte zusammengefasst: direkt hinter dem Rathaus zwischen Hinterm Hagedorn, Hagedorn und Kleine Schmiedestraße sowie der Bereich zwischen Hagedorn, Seminarstraße und Löffelstraße.
Altes Gemäuer bekommt Nachbarn mit viel Glas
Mittels eines Architektenwettbewerbs wurde 1981 das Braunschweiger Büro Henze und Vahjen mit der Planung beauftragt. Es war eine Herausforderung, Alt und Neu miteinander zu verbinden. Die schwierigen Bedingungen beschrieb Architekt Carsten Henze in einem Essay über seine Entwurfsüberlegungen: unregelmäßige Grundstückszuschnitte, von der Hökerstraße bis zur Seminarstraße ein Gefälle von etwa sechs Metern und die Erhaltung vorhandener Straßenzüge.
Dem alten Gemäuer wurde viel Glas entgegengesetzt. So erhielt die neue Eingangshalle Transparenz und Öffentlichkeitscharakter. Im Inneren wurde der Übergang vom alten Rathaus zum neuen bewusst erkennbar gehalten.
1985 wurde es ernst: Mittel in Höhe von 16,5 Millionen Mark wurden in den Haushalt eingestellt. Die Bauvorbereitungen starteten. Weil mehrere Häuser abgebrochen werden mussten, wurden einige Mietverhältnisse aufgekündigt.
Für gut 30 Anwohner in den Häusern Am Hagedorn musste neuer Wohnraum beschafft werden. Um die umliegenden Altbauten zu sichern, wird die Baugrube mit einer Schlitzwand umschlossen, die rückwärtig unter der alten Bebauung mit Verpressankern gesichert wurde.
Rathaus-Grundstück war Handelsplatz
Zeitgleich mit den Bauvorbereitungen förderte eine archäologische Grabung zwischen der heutigen Buchhandlung Contor und dem damaligen Fotogeschäft Pickenpack interessante Scherben hervor. Danach soll das Grundstück im zehnten und zwölften Jahrhundert Handelsplatz gewesen sein. Im Februar 1988 war das neue Rathaus endlich fertig. Heute wirkt die zusammengesetzte Symbiose wie eine gewachsene Einheit.
Kersten Schröder-Doms, ehemaliger Stader Stadtbaurat, wird den Stadtspaziergang am 13. September - einen Tag vor dem offiziellen Tag des offenen Denkmals - leiten (Anmeldung). Er führt durch die Innenstadt, um auf verschiedene Denkmäler, wie das Zeughaus, die Bischofsgruft, das Knechthausen und das Senatorenhaus, aufmerksam zu machen. Enden wird der Rundgang am Gasometer, wo Historie und aktuelle Architektur ebenso gut vereint wurden wie beim Stader Rathaus. Verantwortlich zeichnet dafür aber der Stader Architekt Gerhard Buttge.
Führungen und Besichtigungen im Landkreis
Diese Baudenkmäler können am Sonntag, 14. September, im Landkreis Stade und Umgebung besucht werden:
- Buxtehude: Kurzführungen durch das Buxtehude Museum (St.-Petri-Platz 11), um 14 und um 15 Uhr. Anmeldungen unter buchung@buxtehudemuseum.de. Eintritt und alle Angebote kostenfrei.
Die Hochschule 21 (Harburger Straße 6) - Königliche Baugewerkschule Buxtehude - bietet zwei einstündige, geführte Rundgänge um 13 und 17 Uhr an. Anmeldung unter info@hs21.de.
Geöffnet sind außerdem: das Historische Rathaus (Breite Straße 2), der Ewer Margareta, das Fachwerkhaus Stavenort (Stavenort 25), Fachwerkhaus Lange Straße (Lange Straße 5), Kulturforum - ehemals Steingutfabrik (Hafenbrücke 1), Marschtorzwinger (Liebfrauenkirchhof 10), Övelgönner Wassermühle (Hemberg 7) und St.-Petri-Kirche (Kirchenstraße 2). - Freiburg: St.-Wulphardi-Kirche (Hauptstraße 32), Historischer Kornspeicher (Elbstraße 2), Gut Schöneworth (Landesbrücker Straße 42).
- Jork: Museum Altes Land (Westerjork 49), Harmshof (Königreicher Straße 88).
- Bremervörde: Das Bachmann-Museum Bremervörde lädt um 10.30 Uhr zu einer kostenlosen Führung durch das denkmalgeschützte Museumsgebäude ein.
- Grünendeich: Alte Seefahrtschule, Kirchenstieg 30.
- Harsefeld: Klosteranlage Harsefeld, Am Amtshof; Issendorfer Schmiede (Schmiedestraße 3).
- Moisburg: Im Mühlenmuseum, einem 300 Jahre alten Fachwerkhaus am Estewanderweg, entdecken Besucherinnen und Besucher eine der letzten funktionstüchtigen Wassermühlen in der Region. Ehrenamtliche Müller zeigen, wie früher mit Wasserkraft Getreide gemahlen wurde.
- Stade: Johannisloge Friederike zur Unsterblichkeit (Freiburger Straße 1) und die Villa Kaisereichen (Harburger Straße 185). Schwedenspeicher-Museum, Eintritt kostenfrei. Kunsthaus Stade, ehemaliges Kaufmannshaus (Eintritt frei), 15 Uhr, geführter Rundgang durch die aktuelle Ausstellung. Freilichtmuseum auf der Insel (Eintritt frei): 11 Uhr geführter Rundgang durch das Altländer Haus, 12 Uhr Rundgang in die Bockwindmühle, Anmeldungen für die Führungen per E-Mail (buchung@museen-stade.de) oder Telefon 04141/ 7977350.
Zeiten und Führungen für alle Orte unter
www.tag-des-offenen-denkmals.de

Kersten Schröder-Doms (links) und Reinhold Kolck. Foto: Helfferich
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