Zähl Pixel
Diebstähle

TEinbruchserie in der Reiterszene: Vereine in der Region sind verunsichert

Mehrere Tausend Euro kostet ein Pferdesattel. In den Sattelkammern lagern also große Werte.

Mehrere Tausend Euro kostet ein Pferdesattel. In den Sattelkammern lagern also große Werte. Foto: Helfferich

Eine Serie von Einbrüchen in Pferdeställe registriert die Polizei im Kreis Stade. Estorf, Burweg, Harsefeld: Die Diebe stehlen Sättel und anderes Zubehör. Pferdebesitzer und Vereine sind verunsichert. Ein Reitverein zeichnet ein düsteres Szenario.

author
Von Daniel Berlin
Sonntag, 24.03.2024, 19:30 Uhr

Landkreis. Die Verunsicherung zeigt sich vor ein paar Tagen beim Reitverein in Düdenbüttel. Da fährt ein unbekanntes Auto auf den Hof. Der Fahrer schaut sich um. „Wir konnten das Auto nicht zuordnen und haben Fotos gemacht“, sagt die Vereinsvorsitzende Anja Meyer. Sie erinnert sich an einen Fall vor ein paar Jahren. Unbekannte hatten die Türen zur Reithalle und zum Reiterstübchen aufgebrochen. Gestohlen wurde damals nichts. Nach der jüngsten Einbruchserie im Landkreis Stade sind Menschen wie Anja Meyer alarmiert.

In den vergangenen Wochen stahlen Unbekannte in Burweg eine Tragetasche, einen Dampferzeuger, einen Sattel der Marke King’s Saddlery und eine Gamasche zur Lichtfrequenztherapie. In einem Anwesen in Estorf machten Diebe zwar keine Beute, verursachten aber Schäden an Türen und Schlössern. In Harsefeld stahlen sie Sättel und Schabracken.

Diebe offenbar auf Pferdeausrüstung spezialisiert

„Eine Häufung solcher Taten hatten wir in der Region lange nicht“, sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach auf TAGEBLATT-Nachfrage. Er kann einen Zusammenhang der Taten derzeit nicht ausschließen. Seiner Meinung nach scheinen da Diebe am Werk zu sein, die sich auf Pferdeausrüstung spezialisiert haben. Die Polizei habe die Hoffnung, den Tätern auf die Spur zu kommen, wenn das Diebesgut auf den Markt kommt. Die Hehlerware könnte in einschlägigen Internetportalen zum Verkauf angeboten werden. Und die Polizei baut darauf, dass auch die Geschädigten die Kleinanzeigen im Blick haben.

Der Düdenbütteler Reitverein zählt derzeit etwa 150 Mitglieder. Zehn Schulpferde stehen in den Boxen und auf den Paddocks. Düdenbüttel gilt im Landkreis Stade als einer der kleineren Vereine. „Für uns wären solche Diebstähle doppelt schlimm. Wir haben kein Geld im Überfluss“, sagt Anja Meyer. Und sie zeichnet ein düsteres Bild, wenn Diebe im Stall fette Beute machen würden: „Wenn alles weg wäre, wären wir ruiniert“, sagt Anja Meyer.

Viel haben die Ermittlungen der Polizei noch nicht ergeben. „Weil die Tatorte außerhalb waren, gibt es keine Zeugen“, sagt Rainer Bohmbach. Die Täter suchen sich die Orte offenbar gezielt aus. Die Gefahr, entdeckt zu werden, ist gering. Sicher ist nur die Erkenntnis, dass die Täter Türen und Schränke mit „brachialer Gewalt geöffnet“ haben. Schnell rein, schnell raffen, schnell weg. Es sei nicht ausgeschlossen, dass sich die Diebe vorher informiert hätten.

Noch dickere und kräftigere Schlösser

Bohmbach hat erst mal nur einen Rat: Die Ställe noch besser sichern. Mit noch dickeren und noch kräftigeren Schlössern. „Man muss es den Dieben schwer machen“, sagt er. Werde ein Einbruch zu kompliziert und dauere er zu lange, ließen einige davon ab.

Der Vorsitzende des Reitvereins Harsefeld, Dietmar Meyer, sagt, er mache sich Sorgen um die Ausrüstung seiner Mitglieder. Das seien immense Werte, die dort in den Sattelkammern lagerten. Ein guter Springsattel koste immerhin gut 4000 Euro. Er glaube, dass Hehler am Werk seien. Online in Kleinanzeigenmärkten habe er zufällig schon Diebesgut von früheren Diebstählen wiedergefunden.

Das größte Problem sieht Dietmar Meyer darin, dass in großen Reitanlagen viel Publikumsverkehr herrsche. Da sei es schwer, den Überblick zu behalten, die seien schwer zu sichern. Zudem sei es gang und gäbe, dass Reitställe offen zugänglich seien. Im Notfall können Nachbarn schnell helfen, bei Bränden beispielsweise die Pferde aus den Boxen führen, auch wenn der Besitzer gerade nicht da ist.

Videoüberwachung in den Boxen für 8000 Euro

Dietmar Meyer selbst sichert seinen privaten Pferdestall mit einer schweren Eisentür zur Sattelkammer und Gittern von innen vor den Fenstern. Per Handy, am PC und am Fernseher kann er von überall auf der Welt in Echtzeit in jede Ecke seiner sechs videoüberwachten Boxen und der Boxengasse schauen. Solch eine Ausrüstung kostet aber auch 8000 Euro. Ob das für Reitvereine erschwinglich ist, ist fraglich. „Als Privatmann habe ich mehr Möglichkeiten“, sagt Dietmar Meyer.

Als im vergangenen Jahr der Wolf vermehrt Schafe und Pferde in der Region riss, habe der Reitverein in Düdenbüttel „tatsächlich überlegt, nachts Wachen aufzustellen“, erzählt Anja Meyer. Diese Überlegung kam ihr zuletzt wieder in den Sinn.

Weitere Artikel