TTeurer Mercedes von Torwart gestohlen – Verdächtigte wieder auf freiem Fuß

Der Wagen ist wieder aufgetaucht, dennoch sitzt der Schock noch tief bei Kevin Blum. Foto: rp
Aufgebrochene Kabinentüren, durchwühlte Taschen: Der ESC Geestemünde ist das Opfer einer Serie von Diebestaten im Bremer Amateurfußball geworden.Die neuesten Ergebnisse der Ermittlungen.
Geestemünde. Mit Torwarthandschuhen an den Händen steht Kevin Blum am Nikolausabend auf dem Parkplatz des FC Oberneuland. Er sucht sein Auto, eine fünf Jahre alte A-Klasse. Seit einem Monat fährt er den Wagen. Jetzt ist er weg. Gestohlen, während er wenige Meter weiter auf dem Fußballplatz stand. Der Schock sitzt tief bei dem Bremerhavener.
„Dann stehe ich da und denke: Das kann jetzt nicht sein. Bin ich blind? Das geht nicht. Mein Wagen kann nicht weg sein“, erinnert sich Blum wenige Tage später. Er hat den Schock noch immer nicht ganz verdaut. „Ich bin so leer seit Freitagabend.“
Einbruchswelle im Bremer Amateurfußball
Nach dem Einbruch in die Kabinen liefern die Ermittlungsbehörden neue Erkenntnisse: Vier Verdächtige sind wieder auf freiem Fuß. Die vier Männer im Alter von 19, 23, 39 und 43 Jahren wurden am Montag, 9. Dezember, in Hannover von der Polizei festgenommen, teilt die Staatsanwaltschaft Hannover mit.
Die Männer werden verdächtigt, in den Einbruch am 6. Dezember verwickelt zu sein. Während des Bremen-Liga-Spiels zwischen dem FC Oberneuland und dem ESC Geestemünde wurden Bargeld, zwei Autoschlüssel und eine Mercedes-A-Klasse gestohlen.
Besitzer des gestohlenen Mercedes kann den Wagen abholen
Die Polizei konnte den Wagen drei Tage später in Hannover orten. „Das Fahrzeug wurde observiert. Dabei konnten vier männliche Personen wahrgenommen werden, die sich dem Fahrzeug näherten und dieses mit dem zuvor entwendeten Schlüssel öffnen konnten“, so die Staatsanwaltschaft. Die vier Verdächtigten wurden daraufhin festgenommen. Bei den Durchsuchungen des Autos und der Wohnungen der vier Personen konnten die Beamten kein weiteres Diebesgut finden. Der Mercedes wurde sichergestellt und konnte abgeholt werden.
Laut der Staatsanwaltschaft wohnen alle vier Verdächtigten in Hannover. Haftbefehle gegen die Männer wurden wegen mangelnder Beweise nicht ausgestellt. Alle vier haben den Polizeigewahrsam verlassen.
Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die vier Männer in Verbindung mit der Einbruchsserie stehen, die den Bremer-Amateurfußball in den vergangenen Wochen bewegte.
Bis zum Halbzeitpfiff ein ganz normaler Spieltag in der Bremen-Liga
Für ESC-Torwart Blum ist es ein ganz normaler Spieltag. „Ich war in meiner Routine. Nach der Arbeit habe ich geschlafen, meinen Fokus gelegt. Wir sind dann gegen 17 Uhr nach Bremen gefahren“, erinnert sich der 24-Jährige. Anders als sonst fährt er nicht mit seinen Mannschaftskollegen im Bus zum Spiel. Nach dem Spiel will der Mediaberater noch auf eine Weihnachtsfeier.
Blum und drei Mannschaftskollegen fahren in seinem Auto über die Autobahn nach Bremen. Der ESC-Torwart hat sich den weißen Mercedes erst im November gekauft. Rund 25.000 Euro bezahlt er für den Wagen, Baujahr 2019. „Über meine gesamte Ausbildungszeit habe ich darauf gespart. Drei oder vier Jahre lang habe ich Geldgeschenke beiseitegelegt.“
„Dann habe ich nachgedacht und habe gemerkt, dass mein Autoschlüssel weg ist“
In Oberneuland angekommen beginnen für Blum und seine Mitspieler die ganz normalen Vorbereitungen auf das Spiel: Warmmachen, umziehen, Mannschaftsbesprechung. Um 19.30 Uhr ist Anpfiff.
In der Halbzeitpause sickert die Nachricht langsam durch: Es wurde eingebrochen. „Wir sind dann alle Richtung Kabine gerannt“, erzählt Blum. In der Gästekabine und den Schiedsrichterumkleiden wurden die Türen aufgebrochen. Dahinter wurde alles durchwühlt.

In diesem Gebäude auf dem Vereinsgelände des FC Oberneuland liegen die Kabinen, in die die Täter am Freitagabend eingebrochen sind. Foto: Jan Huebner/Ulrich
„Ich bin nach und nach meine Klamotten durchgegangen. Erstmal war alles okay. Handys noch da. Im Portemonnaie war alles da“, erzählt Blum. „Dann habe ich nachgedacht und habe gemerkt, dass mein Autoschlüssel weg ist.“ Der Torwart rennt auf den Parkplatz und sieht, dass auch sein Mercedes fehlt. „Ich war fassungslos“, erinnert er sich.
„Wenn so etwas jemandem passiert, denkt man oft: Gott sei Dank ist es mir nicht passiert“, sagt Blum wenige Tage nach dem Einbruch. „Und dann gerate ich selbst in diese Situation.“ Am Montag fehlt jede Spur von dem Wagen und den Dieben. Das Auto ist mit einem GPS-Sender ausgestattet. Blum kann sein Auto trotzdem nicht orten. Die Diebe haben den Sender deaktiviert.
Völlig unerwartet taucht der Mercedes wieder auf
In den Tagen nach dem Einbruch schaut er immer wieder auf sein Handy, um den Standort des Wagens zu überprüfen. „Ich bin schon ein bisschen unter Dauerstrom.“ Der Mercedes hat eine digitale Ausstattung. Über eine App kann Blum den Kilometerstand überprüfen, sehen, wann das Auto abgeschlossen ist oder wie viel getankt wird.
Auf seinem Handy sieht er, dass sein Wagen seit dem Nikolausabend rund 1.500 Kilometer zurückgelegt hat. „Ich gehe nicht davon aus, dass der Wagen noch in Deutschland ist“, sagt Kevin Blum am Montag. Am Dienstagmorgen bekommt er eine Nachricht von der Polizei. Der weiße Mercedes wurde gefunden – in Deutschland.
Mehrere Einbrüche in wenigen Wochen
Die Polizei nimmt kurz nach dem Diebstahl die Ermittlungen auf. In den vergangenen Wochen gab es laut Polizei „etwa ein halbes Dutzend“ Kabinen-Einbrüche im Bremer Amateurfußball. ESC-Torwart Blum ist nicht das einzige Opfer der Diebe. In der Kabine fehlen mehrere Hundert Euro Bargeld und ein weiterer Autoschlüssel. „Sein Wagen stand in Bremerhaven“, erzählt Blum. Glück gehabt.
Die Kabine der Gastgeber bleibt verschont. Doch die Schiedsrichter sind geschädigt. Das Spiel muss abgebrochen werden. „Das war die menschlichste Entscheidung, das Spiel abzubrechen“, sagt Blum.