TNeues Oste-Schöpfwerk in Betrieb: Warum sich der Start verzögert hat
Justus Katt ist zuständiger Aufgabenbereichsleiter beim NLWKN. „Die Pumpen im neuen Schöpfwerk laufen jetzt“, sagt er. Foto: Klempow
Sechs Millionen Euro hat das neue Burgbeck-Schöpfwerk an der Oste gekostet. Fertig ist es längst, doch gepumpt wird erst seit kurzem. Die Tücke steckte im Detail.
Himmelpforten. Still ruht der Mahlbusen. So benennt der Fachjargon das künstliche Gewässer vor dem neuen Schöpfwerk am Ostedeich in Neuland. Hier sammelt sich seit einem Jahr das Wasser des Burgbeck-Kanals.
In die Oste gepumpt wurde es von hier aus seit Monaten nicht. Obwohl das Schöpfwerk schon lange fertig ist. Der zuständige Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat den Neubau für den Deichverband Kehdingen-Oste geplant. 6,2 Millionen Euro hat er gekostet. Das neue Schöpfwerk mit drei leistungsstarken Pumpen ist extra tiefergelegt.
Vor dem Schöpfwerk sammelt sich das Wasser aus dem Burgbeck-Kanal im Mahlbusen. Die Pumpen im Schöpfwerk befördern das Wasser seit einigen Tagen in die Oste. Foto: Klempow
Weil das Hinterland durch die stetige Entwässerung sinkt und damit auch die Leistungsfähigkeit, sollte das alte Burgbeck-Schöpfwerk durch den Neubau ersetzt werden. Aber der Startschuss für den Betrieb der Pumpen im Neubau ließ auf sich warten. Justus Katt weiß, warum das so ist. Er ist der zuständige Aufgabenbereichsleiter beim NLWKN. Die Tücke steckte im Detail.

Justus Katt ist zuständiger Aufgabenbereichsleiter beim NLWKN. „Die Pumpen im neuen Schöpfwerk laufen jetzt“, sagt er. Foto: Klempow
„Gefehlt hat bislang die Steuerung der Pumpen“, sagt Katt. Jetzt aber laufen sie endlich. Die lange Reihe der Schaltschränke im Neubau zeigt, wie viel Technik hinter dem Betrieb der Pumpen steckt.

Die Pumpen im neuen Schöpfwerk sind tief vor dem Ostedeich versenkt. In den Schaltschränken hinter den Pumpen befindet sich die Steuerung. Foto: Klempow
Zwei herkömmliche und eine geprüfte, fischfreundliche Pumpe sind eingebaut. Letztere soll Fische auf die andere Seite des Deichs in die Oste befördern, ohne sie zu verletzen. Generell soll deshalb auch die fischfreundliche Pumpe zuerst anspringen. Gehapert hatte es bisher an der Feinjustierung, an der Abstimmung, „welche Pumpe wann startet“, sagt Katt. Die Programmierung der Software sei sehr speziell, das Know-how habe an einer Person der Fachfirma gehangen - der Fachkräftemangel lässt grüßen. Jetzt aber geht es voran.
Seit Februar 2022 begleitet Ingenieur Katt das Projekt für den NLWKN. Den Betrieb des Schöpfwerks übernimmt der Unterhaltungsverband Untere Oste. Von der Geschäftsstelle in Hemmoor aus können die Pumpen gesteuert werden. Allerdings ist die Programmierung der Steuerung noch nicht ganz abgeschlossen, so Katt.
Haus des Schöpfwerkwärters steht noch
Im alten Burgbeck-Schöpfwerk nebenan war es jahrzehntelang Schöpfwerkswärter Hinrich, „Hinni“, Jungclaus, der für den Unterhaltungsverband die Pumpen anwarf und dafür sorgte, dass im Hinterland nicht Land unter ist. „Hinni Jungclaus ist im Sommer verstorben, über seinen Abschied von seinem Wohnhaus am Deich hatte das TAGEBLATT berichtet.
Das Haus sollte für den Deichbau weichen. Aber es steht immer noch, direkt neben dem alten Schöpfwerk. Auch bei der Planung des Deichbaus zwischen B73 und Burgbeck-Kanal stockte es. Die Baugenehmigung, der sogenannte Planfeststellungsbeschluss, liegt seit fast fünf Jahren vor.
Neuer Mitarbeiter für den Deichbau an der Oste
Seither schien das Projekt zu ruhen. Auch das ändert sich gerade, sagt Justus Katt. Dem NLWKN fehlte vorher schlicht das Personal. Seit etwa zwei Monaten arbeitet sich nun ein neuer Kollege ein und nimmt die technische Ausführungsplanung des Deichbauabschnitts in Angriff.
Dabei geht es auch um die Logistik der Bodentransporte. Der Klei-Aushub des mehr als drei Hektar großen Mahlbusens ist als Baumaterial für den Deich eingeplant. Später soll der Mahlbusen doppelt so groß werden und bis an die Straße reichen und gleichzeitig weiteres Baumaterial für den neuen Ostedeich liefern.
Recherche nach alten Bauplänen
Die Tücke liegt auch bei so großen Bauvorhaben im Detail. Recherchen und Voruntersuchungen sind notwendig. Ein Beispiel: Geklärt werden muss, wie die schweren Baufahrzeuge überhaupt am Horsterbeck-Schöpfwerk fahren können.

Zum Schöpfwerk am Horsterbeck führt ein unbefestigter Wirtschaftsweg, am Deichfuß gibt es keinen Deichverteidigungsweg. Das macht nicht nur hier die Planung der Deichbauarbeiten zwischen B73 und Burgbeck-Kanal kompliziert. Foto: Klempow
Auch dort fehlt ein Deichverteidigungsweg - wie auch im weiteren Verlauf bis zum Burgbeck-Kanal in Breitenwisch. Zu erreichen ist der Deich nur über einen unbefestigten Wirtschaftsweg entlang der Horsterbeck. Aufschlussreiche Bauzeichnungen vom Schöpfwerk fehlen. Klar ist aber, dass es Probleme geben könnte: „Ob wir dort mit Maschinen über die Rohrleitung fahren können, die nur knapp einen Meter unter der Erde liegt, wissen wir noch nicht“, so Katt. „Ich hoffe, wir bekommen das stückweise geklärt und zügig abgearbeitet.“