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THohe Brandgefahr im Kreis Stade: Apensens Feuerwehr ist vorbereitet

Bei diesem Einsatz auf einem Stoppelfeld handelt es sich zum Glück nur um eine Übung der Feuerwehr der Samtgemeinde Apensen.

Bei diesem Einsatz auf einem Stoppelfeld handelt es sich zum Glück nur um eine Übung der Feuerwehr der Samtgemeinde Apensen. Foto: Feuerwehr

Während sich die einen über einen sonnigen Tag freuen, sind die anderen in Alarmbereitschaft: Im Kreis Stade und den Nachbarkreisen gilt aktuell eine hohe Gefahr für Graslandfeuer. Doch die Feuerwehr Apensen ist vorbereitet.

Von dpa Freitag, 03.05.2024, 07:02 Uhr

Offenbach. Der Graslandfeuerindex des Deutschen Wetterdienstes zeigt am heutigen Donnerstag für die Messstationen im Landkreis Stade und seinen Nachbarkreisen eine „hohe Gefahr“ für ein Graslandfeuer an. Es ist die vierte von fünf Warnstufen. Ausgerufen wird sie unter anderem für die Regionen Freiburg/Elbe, Mittelnkirchen-Hohenfelde, Steinau, Bremervörde, Rosengarten und Rotenburg. In Cuxhaven gilt Warnstufe 3.

Offenes Feuer sollte in der Region ebenso vermieden werden wie das Wegwerfen von glimmenden Zigarettenstummeln oder das Abstellen heißer Gegenstände auf trockenen Flächen.

Spezialisten für Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung

Sollte es doch zu einem Feuer kommen, sind die Feuerwehrleute der Samtgemeinde Apensen gut vorbereitet.

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Wie alles begann: Apensens stellvertretender Gemeindebrandmeister hat im Juni 2020 an einer Schulung vom Waldbrandteam e. V. teilgenommen. Seitdem beschäftigt er sich mit der Thematik der Vegetationsbrandbekämpfung. Die Samtgemeinde-Feuerwehr hatte diesbezüglich einiges nachzuholen in Sachen Ausbildung und Material. Wobei die Technik der Taktik folgen musste. Im Herbst 2020 wurden dann ein Großteil der Ortsbrandmeister, deren Stellvertreter sowie einige Führungskräfte in einer Theorieschulung fortgebildet.

Im Forst Wiegersen trainierten die Feuerwehrleute unter authentischen Bedingungen.

Im Forst Wiegersen trainierten die Feuerwehrleute unter authentischen Bedingungen. Foto: Feuerwehr Apensen

Im Februar 2021 hat ein Gruppenführer aus Apensen zusammen mit dem stellvertretenden Gemeindebrandmeister an einem Onlineseminar von Redell Arbeitsschutztechnik, das an sechs Abenden stattfand, teilgenommen. Das Wissen wurde in der Coronazeit, im Frühjahr 2021, im Rahmen von zwei Onlineschulungen zur Vegetationsbrandbekämpfung an die Einsatzkräfte der Feuerwehren der Samtgemeinde Apensen weitergegeben. Circa ein Drittel aller Kameradinnen und Kameraden hat daran teilgenommen. Im Juli 2021 haben circa 30 Kameraden an einer Tagesschulung vom Waldbrandteam e.V. in Apensen teilgenommen.

Zehn Feuerwehrleute engagieren sich im „Vegetationsbrandteam“

Wie ging es dann weiter? Im Februar 2022 wurde dann ein „Vegetationsbrandteam SG Apensen“ gegründet. Diesem Team gehören insgesamt zehn Kameraden aus jeder Ortswehr in der Samtgemeinde an. Anschließend haben sich die Kameraden selber intern in Theorie und Praxis ausgebildet.

Im Juni 2022 gab es eine Praxisausbildung von acht Stunden Dauer für 30 Kameraden der Samtgemeinde Apensen im Forst Wiegersen. Im August 2022 folgte für die Teilnehmer und etwa zehn Führungskräfte eine Praxisausbildung auf einem Stoppelfeld, wo erstmals Feuer zur Ausbildung eingesetzt und somit heiß geübt wurde. Hierfür mussten viele Vorgaben beachtet werden, auch eine umfangreiche Vorbildung war erforderlich.

Alle Kameraden des Teams führen seit vergangenem Jahr eigenverantwortlich Ausbildungsdienste in ihren Ortsfeuerwehren durch. Im Februar 2023 haben der stellvertretende Ortsbrandmeister aus Apensen und der stellvertretende Gemeindebrandmeister an einer dreitägigen Multiplikatorenschulung des Waldbrandteams e. V. teilgenommen.

Im Frühjahr 2023 durften die Apenser dann auch erstmals Einsatzkräfte aus der Samtgemeinde Sittensen im Gerätehaus in Wohnste in Theorie schulen. Im Mai 2023 war es dann so weit: Die erste große Waldbrandübung mit allen Orstfeuerwehren der Samtgemeinde Apensen und der Freiwilligen Feuerwehr Wohnste wurde abgehalten.

Bei dynamischen Feuern, wie bei einem Vegetationsbrand, müssen die Feuerwehrleute anders vorgehen als bei statischen Bränden.

Bei dynamischen Feuern, wie bei einem Vegetationsbrand, müssen die Feuerwehrleute anders vorgehen als bei statischen Bränden. Foto: Feuerwehr Apensen

Anfang August 2023 wurde eine achtstündige Praxisausbildung für 26 Kameraden der Samtgemeinde Apensen sowie der Feuerwehren Ottensen, Neukloster und Bevern im Forst Wiegersen veranstaltet. Es folgte eine Praxisausbildung, bei der es galt, einen Stoppelfeldbrand zu löschen.

Nach der Taktik dann die Technik

Parallel zur Ausbildung wurde im Herbst 2020 mit der Materialbeschaffung begonnen und diese bis 2023 jährlich ergänzt. Material wie D-Schläuche, D-Strahlrohre, Gorgui-Tools, Löschrucksäcke, Schutzbrillen, FFP3-Masken sind auf fast allen wasserführenden Fahrzeugen zu finden. Diese wurden in den Jahren 2020 bis 2022 beschafft.

Zum Ende des Jahres waren auf allen wasserführenden Fahrzeugen – außer dem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) Apensen – sechsmal 20 Meter D-Schläuche, also insgesamt 120 Meter, vorhanden.

Feuerwehrleute benötigen besondere Schutzausrüstung

Auch das Thema Persönliche Schutzausrüstung (PSA) wurde angegangen. Die Ausbildung zeigte, dass die vorhandene PSA für Einsätze im Sommer bei hohen Temperaturen über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend war.

2021 und 2022 haben alle Atemschutzgeräteträger zusätzlich zu ihrer Atemschutzhose eine dünne Bundhose erhalten. 2022 und 2023 haben dann alle Einsatzkräfte auch noch eine dünne Einsatzjacke bekommen, die bei allen Einsätzen der Technischen Hilfeleistung (TH) und auch zur Außenbrandbekämpfung getragen werden kann.

Thema Vegetationsbrand wird seit Jahren vernachlässigt

Die letzten Jahre zeigen, dass die Sommermonate immer länger trocken bleiben und über längere Zeiträume hohe Temperaturen herrschen, was Vegetationsbrände begünstigt. In den vergangenen Jahren gab es bereits mehrere große Waldbrände.

Bei den Feuerwehrlehrgängen auf Gemeinde-, Kreis- und Landesebene lernt man nur die Brandbekämpfung von statischen Feuern, aber bei einem Vegetationsbrand hat man es mit einem dynamischen Feuer zu tun. Hier heißt es: Mobil bleiben. Dafür benötigt man andere Taktikansätze und spezielle Materialien.

Es wurde auch „heiß“ geübt: Praxisausbildung auf einem Stoppelfeld.

Es wurde auch „heiß“ geübt: Praxisausbildung auf einem Stoppelfeld. Foto: Feuerwehr Apensen

Da es keine spezifischen Lehrgänge auf Gemeinde-, Kreis- und Landesebene gibt, haben sich die Brandbekämpfer der Samtgemeinde Apensen selbst mit der Thematik auseinandergesetzt und versuchen nun, ihr Wissen mit allen Feuerwehren der Samtgemeinde und auch mit umliegenden Feuerwehren zu teilen. Ziel ist, dass jede Einsatzkraft weiß, was im Einsatzfall zu tun ist und welche Sicherheitsregeln zu berücksichtigen sind.

In Deutschland gibt es zwei große Vereine, die sich mit der Thematik Vegetationsbrandbekämpfung auseinandersetzten und auch Freiwillige Feuerwehren ausbilden. „@ fire – Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e. V.“ und das Waldbrandteam e. V. Die Entscheidung, beim Erwerb des Wissens auf das Waldbrandteam als Ausbilder für die ersten Lehrgänge und Schulungen zu setzen, rührte daher, weil dieser Verein sein Augenmerk auf die Vegetationsbrandbekämpfung mit Einsatz von Wasser in Form von „Pump and Roll“ legt, aber auch das Arbeiten mit Handwerkzeugen schult. Dass der Sitz des Vereins in Vechelde bei Salzgitter relativ nah ist, war zwar nicht ausschlaggebend für die Entscheidung, ist aber sicherlich nicht von Nachteil.

Wetterumschwung im Kreis Stade

Nach dem sonnigen Feiertag können sich die Menschen in Deutschland allmählich auf unbeständiges Wetter einstellen. Am Donnerstag ist das Land zunächst zweigeteilt: Im Norden und Osten ändere sich am Frühsommerwetter nur wenig, sagte Nico Bauer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.

Anders im Süden und Südwesten: Dort startet der Donnerstag laut DWD teils schon mit dichteren Wolken, bevor sich schauerartiger und gewittriger Regen ausbreitet.

„Örtlich sind dann auch Gewitter mit Starkregen und Hagel mit von der Partie. Gerade bezüglich des Starkregens haben diese örtlich auch Unwetterpotenzial“, sagte Bauer. In Richtung Abend breiten sich demnach die Gewitter auch in die Mitte Deutschlands aus. Das zeigt sich auch bei den Temperaturen: Im Norden und Nordosten wird es laut DWD mit höchstens 24 bis 28 Grad noch einmal sommerlich, während es der Südwesten auf etwa 20 und die Mitte auf rund 25 Grad schafft.

Am Freitag breitet sich das unbeständige Wetter nach und nach auch im Rest des Landes aus. „Zwischen einzelnen sonnigen Abschnitten treten immer wieder Schauer und Gewitter auf“, so Bauer. Die setzen sich demnach nach einem heiteren Start in den Tag auch im Nordosten durch.

Auch die Temperaturen gleichen sich allmählich an: Am Freitag schafft es der Nordosten noch einmal auf knapp 25 Grad, bevor die Thermometer landesweit um 20 Grad anzeigen, wie es hieß. Dazu bleibe es wechselhaft am Anfang des Wochenendes. (st/dpa)

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