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T„Eine große Enttäuschung“: Erste Reaktionen auf Verzögerung beim A26-Bau

Die Baustelle des neuen Autobahnkreuzes Hamburg-Hafen. Links sind die Hafenbahn und der Tunnelbau zu sehen.

Die Baustelle des neuen Autobahnkreuzes Hamburg-Hafen. Links sind die Hafenbahn und der Tunnelbau zu sehen. Foto: Martin Elsen

Für die Region ist diese Nachricht ein schwerer Schlag: Die Fertigstellung der A26 und der damit verbundene Anschluss an die A7 verschiebt sich um mindestens zwei Jahre. Landrat Seefried findet dafür deutliche Worte.

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Von Karsten Wisser
Dienstag, 03.09.2024, 19:20 Uhr

Landkreis. Der vierte Bauabschnitt der Autobahn A26 zwischen der Anschlussstelle Neu Wulmstorf und dem neuen Autobahnkreuz Hamburg-Hafen soll erst 2028 fertig werden. Damit dauert die Fertigstellung zwei Jahre länger als bisher kommuniziert. Eigentlich sollte die Autobahn nach Hamburg Ende 2026 geöffnet werden.

„Dass sich die Fertigstellung der A26 erneut um zwei Jahre verzögert, stellt eine erhebliche Herausforderung für die Region dar. Die A26 ist von zentraler Bedeutung für die Verbesserung der Verkehrsanbindung und die wirtschaftliche Entwicklung in Stade und Umgebung“, reagiert Sina Elmers, Verkehrsexpertin der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum, auf die neue Entwicklung. Viele Unternehmen und Pendler warteten schon lange auf diese wichtige Anbindung.

Meinung zur Autobahn

IHK: Jede Verzögerung kostet viel Geld

„Nun werden weiterhin Verkehre über die ohnehin an ihre Kapazitätsgrenze stoßende B73 fließen, und auch die Staulage rund um Hamburg wird sich nicht entschärfen“, so Elmers. Das wiederum habe zur Folge, dass Wirtschaftsverkehre teuer und zeitintensiv sind. Zudem würden Arbeitskräfte deutlich länger an diese Baustelle gebunden, die in anderen Projekten händeringend benötigt werden. „Jede Verzögerung kostet viel Geld“, sagt die IHK-Verkehrsexpertin.

Die Verzögerung ist besonders für diejenigen Menschen eine schlechte Nachricht, die beruflich täglich nach Hamburg pendeln. Die Bundesstraße B73 birgt mit bis zu 44.000 Fahrzeugen am Tag ein hohes Staurisiko und ist für Autofahrer und Anwohner seit Jahrzehnten ein Ärgernis. Die A26 wird gebaut, um hier Entlastung zu schaffen. Hinzu kommt, dass auch die S-Bahn und der Regionalzug Cuxhaven - Hamburg oft Ausfälle und Verspätungen produzieren. Personalmangel und marode Infrastruktur sind häufige Gründe dafür.

„Das ist eine ganz schlechte Nachricht für die gesamte Region“, sagt auch Stades Landrat Kai Seefried in einer ersten Stellungnahme. „Für alle Pendlerinnen und Pendler, aber auch für die Unternehmen, ist das eine große Enttäuschung.“ Die Anwohnerinnen und Anwohner in vielen Ortschaften des Landkreises würden seit Jahrzehnten zurecht eine Entlastung vom Durchgangsverkehr einfordern.

Das ist eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort

Die wiederholten Verzögerungen seien eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort. „Leider rückt damit eine verlässliche Anbindung nach Hamburg wieder weiter in die Ferne. Hinzu kommt - und gerade dieser Bereich bereitet mir große Sorge - die bereits jetzt von starken Einschränkungen geprägte Bahnverbindung. Perspektivisch wird sich diese Situation in den nächsten Jahren aufgrund bereits jetzt bekannter Baustellen noch weiter verschlechtern“, sagt Seefried. „Die Menschen aus unserer Region sind zwingend auf eine verlässliche Anbindung über Straße und Schiene angewiesen.“

Die Menschen aus unserer Region sind zwingend auf eine verlässliche Anbindung über Straße und Schiene angewiesen

Landrat Kai Seefried

Die größten Probleme - und damit hauptverantwortlich für die Verzögerung - gibt es laut Deges-Pressesprecher Ulf Evert am 200 Meter langen Hafenbahntunnel kurz vor dem neuen Autobahnkreuz. „Hier müssen immer wieder Spundwände nachgesetzt werden“, sagt Evert gegenüber dem TAGEBLATT. Tatsächlich gibt es diese Befürchtungen schon länger. Intern wurden die Probleme am Tunnelbau des öfteren benannt. Die Deges ist ein Unternehmen des Bundes und von zwölf Bundesländern.

Deges gesteht Probleme beim Hafenbahntunnel

Noch im vergangenen Jahr verneinte die Deges die Frage, ob aus den Schwierigkeiten mit dem Tunnel Verzögerungen für die Fertigstellung erwachsen könnten. Jetzt hat sich das Unternehmen ehrlich gemacht. 680 Millionen Euro investiert der Bund in den 8,7 Kilometer langen Autobahnabschnitt mit 17 Brücken. Seit Mai 2020 wird am vierten Abschnitt gebaut.

Auf einer Baustelle des neuen Autobahnkreuzes wird ein sogenannter Überflieger eingesetzt. Hier kommt später der Verkehr aus Richtung Stade an.

Auf einer Baustelle des neuen Autobahnkreuzes wird ein sogenannter Überflieger eingesetzt. Hier kommt später der Verkehr aus Richtung Stade an. Foto: Georg Wendt/dpa/Archivbild

Neben dem Hafenbahntunnel gibt es weitere Probleme: Langfristige Krankheitsfälle und der Stahlmangel zu Beginn des Ukraine-Kriegs sowie der schwierige Baugrund werden als weitere Gründe für die Verzögerung genannt. Die A26 wird auf moorigem Boden gebaut.

Gigantische Sandmengen als Vorbelastdamm aufgefahren

Deshalb werden gigantische Sandmengen auf der 55 Meter breiten Baustellentrasse als Vorbelastdamm aufgefahren. Etwa 2,5 Millionen Kubikmeter werden auf dem vierten Bauabschnitt gebraucht. Zusätzlich sollten 80.000 geotextil-ummantelte Sandsäulen - wie seinerzeit bei Airbus im Mühlenberger Loch - den schlechten Baugrund im Moor konsolidieren. Der Effekt scheint aufgrund der aktuellen Problematik überschaubar zu sein.

Ein Fahrzeug für den Sandtransport fährt zur Baustelle der Autobahn A26 neben der Autobahn A7.

Ein Fahrzeug für den Sandtransport fährt zur Baustelle der Autobahn A26 neben der Autobahn A7. Foto: Lilli Kleine/dpa

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