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Flugzeugbau

TAirbus liefert ersten A321XLR aus – und gibt Personalwechsel bekannt

Der zum Langstreckenflieger umgerüstete A321XLR von Airbus beim Start.

Der zum Langstreckenflieger umgerüstete A321XLR von Airbus beim Start. Foto: Lindner

Er ist schon jetzt ein Erfolgsmodell: der A321XLR-Flieger von Airbus erlebte seine Premiere. Gleichzeitig gibt der Flugzeugbauer Veränderungen in der Chef-Etage bekannt.

Von Wolfgang Stephan Freitag, 01.11.2024, 16:35 Uhr

Finkenwerder. Um 15.05 Uhr am Mittwoch war es so weit: Ohne jedwedes Brimborium wurde der mit hohen Erwartungen behaftete erste A321XLR-Flieger an die spanische Iberia ausgeliefert. Lediglich die Beschäftigten im Werk in Finkenwerder wurden zuvor offiziell informiert. Viele verfolgten den Start, um den es wochenlang Spekulationen gab.

„Der Kunde entscheidet“, begründete ein Airbus-Sprecher die unspektakuläre Auslieferung des zum Langstreckenfliegers umgerüsteten A321XLR, der erst am kommenden Mittwoch in Madrid medienwirksam gefeiert werden soll, bevor er am 12. November zum Flug Madrid-Boston starten wird.

Für solche Strecken wurde der Flieger gebaut, denn Transatlantikflüge in dieser Größenordnung konnten bisher mit den Flugzeugen der A320-Familie im Liniendienst nicht geflogen werden. „Wir sind sehr stolz darauf, die erste Fluggesellschaft zu sein, die dieses neue Airbus-Flugzeug einsetzt, denn mit der A321XLR können wir neue Ziele erreichen und transatlantische Strecken effizienter bedienen“, sagte Marco Sansavini, CEO und Vorstandsvorsitzender von Iberia vor dem Abflug. Airbus-Zivilflugzeuge-Chef Christian Scherer: „Dies ist eine weitere, stolze Premiere für uns alle bei Airbus in unserem ständigen Bestreben, innovativ zu sein und unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten.“

Es liegen schon 570 Bestellungen vor

Die unspektakuläre Auslieferung wird der Bedeutung dieses neuen Modells nicht gerecht, zumal es in den nächsten zehn Jahren keine weitere Erstauslieferung eines zivilen Fliegers bei Airbus geben wird. Airbus wird erst Mitte des nächsten Jahrzehnts die neuen Airbus-Modelle mit Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen. Die neue A321XLR ist schon jetzt ein Erfolgsmodell, denn bisher liegen 570 Bestellungen vor, noch bevor die erste Maschine im Liniendienst gestartet ist.

Seit dem Erstflug im Juni 2022 gilt dieses neue Modell als großer Coup von Airbus. Aus dem erfolgreichen Programm der A320-Familie - alles Mittelstrecken-Flugzeuge - wurde ein Flieger konzipiert, der ökonomischer auch auf der Langstrecke eingesetzt werden kann.

Die A321XLR ist eine Weiterentwicklung der A320neo, die den Marktanforderungen nach noch mehr Reichweite und Nutzlast gerecht werden soll und so einen Mehrwert für die Fluggesellschaften bieten kann.

Möglich wird dies durch den Einbau zusätzlicher Tanks mit einer zusätzlichen Kapazität von 16.000 Litern. Damit können bis zu zehn Stunden und bis zu 8.700 Kilometern geflogen werden - 15 Prozent mehr als die bisherigen Mittelstreckenjets. Iberia spricht von 15 Prozent weniger Treibstoffverbrauch pro Sitzplatz im Vergleich zu Konkurrenzflugzeugen der vorherigen Generation.

Flugzeug mit der größten Reichweite auf dem Markt

Laut Airbus ist die A321XLR damit das Single-Aisle-Flugzeug (nur ein Mittelgang) mit der größten Reichweite auf dem Markt und kann Strecken über den Atlantik bewältigen. Strecken von den deutschen Airports an die amerikanische Ostkünste, aber auch Routen wie Frankfurt - Seattle oder Paris - Peking werden dadurch ohne Zwischenstopp möglich. Von Hamburg wären demnach Chicago, New York, Calgary oder auch Mombai zu erreichen.

Neu ist für die Langstrecken in allen Fliegern eine neue Kabinen-Ausstattung, die sich an der Premium-Ausstattung des A330-Großfliegers orientiert und soll, laut Airbus, die modernsten Elemente der Luftfahrt beinhalten. Dazu gehört die Luxus-Ausstattung in der Business-Class, aber auch mehr Beinfreiheit in der Economy-Class. Die Auslieferung an Iberia war jetzt der Anfang: Demnächst gehen Flieger an die irische Air Lingus, die australische Quantas und an die ungarische Billigflugline Wizz Air.

Für die Airbus-Werke im Norden hat der Flieger eine große Bedeutung, denn die prestigeträchtige Endmontage erfolgt in Finkenwerder, wo auch alle Rümpfe der A321XLR montiert werden. Aus Stade kommt das Seitenleitwerk, aus Buxtehude die Kabinensysteme, aus Nordenham die Rumpfschalen und Teile der Flügel aus Bremen.

MTU-Chef Wagner wechselt als Spartenchef zu Airbus

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus luchst dem Münchner Triebwerksbauer MTU den Chef ab. Der MTU-Vorstandsvorsitzende Lars Wagner solle nach Ablauf seines Vertrags die Leitung der Airbus-Verkehrsflugzeugsparte übernehmen, teilte der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern am Mittwochabend in Toulouse mit. Wagners Vertrag bei MTU läuft noch bis Ende 2025. Bei Airbus soll er den derzeitigen Spartenchef Christian Scherer ablösen.

Scherer und Airbus-Chef Guillaume Faury begrüßten, dass Wagner nach einigen Jahren bei MTU nun zu dem Flugzeughersteller zurückkehre. Faury soll Airbus noch länger führen. Nach dem Willen des Verwaltungsrats sollen die Aktionäre den Manager bei der Hauptversammlung im kommenden Jahr als Konzernchef bestätigen.

Zuvor hatte MTU lediglich mitgeteilt. Wagner wolle seinen bis Ende 2025 laufenden Vertrag nicht verlängern. „Herr Wagner wird sich neuen beruflichen Aufgaben außerhalb des Unternehmens widmen“, hieß es weiter. Der Aufsichtsrat werde sich kurzfristig mit der Klärung der Nachfolge befassen. Wagner war bei MTU erst Anfang 2023 an die Vorstandsspitze aufgerückt und hatte dort den langjährigen Chef Reiner Winkler abgelöst.

Airbus verdient im Sommer überraschend viel

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hat nach seinem Rückschlag vom Juni im Sommer wieder deutlich zugelegt. Im dritten Quartal verdiente der Dax-Konzern unter dem Strich 983 Millionen Euro und damit 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie er am Mittwoch nach Börsenschluss in Toulouse mitteilte. Der Gewinn im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit) wuchs sogar um 39 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und übertraf die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Nachdem Vorstandschef Guillaume Faury seine Produktions- und Gewinnpläne im Juni zusammenstreichen musste, sieht er den Luftfahrt- und Rüstungskonzern nun auf Kurs zu seinen bescheideneren Zielen für 2024.

So will Airbus weiterhin 770 Passagierflugzeuge an seine Kunden übergeben, nachdem sich das ursprüngliche Ziel von 800 Jets in diesem Jahr als unerreichbar erwiesen hatte. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn soll 5,5 Milliarden Euro erreichen. Das ursprüngliche Ziel von 6,5 bis 7 Milliarden Euro hatte Faury wegen hoher Sonderbelastungen in der Raumfahrtsparte kassiert.

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