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Nachbarkreise

TFährverbindung Cuxhaven-Brunsbüttel: Eine lange Geschichte des Scheiterns

Kurze Lebensdauer: Die "Greenferry I" am Anleger in Brunsbüttel. Der Traum von einer ständigen Verbindung über die Elbe platzte 2021, nachdem das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium Coronahilfen in Höhe von 800.000 Euro verwehrte.

Kurze Lebensdauer: Die "Greenferry I" am Anleger in Brunsbüttel. Der Traum von einer ständigen Verbindung über die Elbe platzte 2021, nachdem das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium Coronahilfen in Höhe von 800.000 Euro verwehrte. Foto: Larschow

Vor 25 Jahren wagten Voß und Harms den Brückenschlag zwischen Niedersachsen und Holstein. Dieser und folgende Versuche scheiterten jedoch. Lohnt sich eine Elbfähre überhaupt? Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer sieht Chancen für die Zukunft.

Von Tim Larschow Freitag, 02.08.2024, 08:00 Uhr

Cuxhaven. 25 Jahre ist es her, dass die beiden Privatinvestoren und Unternehmer Egon H. Harms und Johann Voß am 1. August den Brückenschlag zwischen dem niedersächsischen und dem holsteinischen Norden gewagt und vollzogen haben. Prominentester Gast im Cuxhavener Fährhafen war damals Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Glogowski, der in dem Unternehmen „Elbe Ferry“ eine „Entwicklungschance für den Norden“ sah.

„Wirtschaftlich, touristisch und ökologisch vernünftig“

Glogowski betonte die Bedeutung dieser Fährlinie für die Verbindung nach Skandinavien und in den gesamten Ostseeraum. Güter und Personen könnten nun von Holland über Cuxhaven nach Skandinavien gelangen. Der Ministerpräsident bezeichnete die Fährverbindung als „wirtschaftlich, touristisch und ökologisch vernünftig“. Sie führe den Norden zusammen, der in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen werde: „Die Zukunft liegt im Norden. Cuxhaven wird das Zentrum dieser Zukunft sein.“ Mit Cuxhaven sollte Glogowski recht behalten, mit der Fährverbindung nicht.

Der Bremer Spediteur und Reeder Egon H. Harms erläuterte die Vorteile der neuen Fährlinie. Er schätzte, dass bis zu 40.000 Lkw weniger auf der A1 fahren würden, was weniger Staus, kürzere Lenkzeiten und längere Ruhezeiten für die Fahrer bedeute. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch die Fischtransporte aus Dänemark und die Gefahrguttransporte. Für beides wollte man damals Sonderfahrten der „Elbe Ferry“ einführen.

Johann Voß erinnerte als privater Hafenbetreiber an die frühere, mit öffentlichen Mitteln geförderte Fährverbindung von 1969 bis zum Zusammenbruch des Anlegers 1981. Danach scheiterten Bemühungen, die Verbindung wieder aufzunehmen, am Investitionsbedarf und an der langen Strecke - was auch Harms und Voß später zum Verhängnis werden sollte.

Kurze Lebensdauer: Die "Greenferry I" am Anleger in Brunsbüttel. Der Traum von einer ständigen Verbindung über die Elbe platzte 2021, nachdem das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium Coronahilfen in Höhe von 800.000 Euro verwehrte.

Kurze Lebensdauer: Die "Greenferry I" am Anleger in Brunsbüttel. Der Traum von einer ständigen Verbindung über die Elbe platzte 2021, nachdem das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium Coronahilfen in Höhe von 800.000 Euro verwehrte. Foto: Larschow

Zuletzt musste die Elbferry GmbH mit Geschäftsführer Heinrich Ahlers Ende 2021 aufgeben. Oberbürgermeister Uwe Santjer bezeichnete die Nachricht damals als schwarzen Tag für Cuxhaven. Die 130 Meter lange „Greenferry I“ sei für das prognostizierte Verkehrsaufkommen auf der Strecke zu groß und die Abfahrtsfrequenz zu gering, so die Kritiker. Doch kann sich eine Fährverbindung hier überhaupt rechnen?

„Der Bedarf seitens der Wirtschaft wächst“

Oberbürgermeister Uwe Santjer würde es begrüßen, wenn es diese Verbindung wieder gäbe. „Die Verbindung wäre touristisch, aber auch für den Hafen wichtig und ein Gewinn für die Region“, sagte Uwe Santjer.

Zudem geht der Oberbürgermeister davon aus, dass sich gerade durch das Wachstum des Deutschen Offshore-Industrie-Zentrums neue Warenströme und Bedarfe entwickeln werden, die von einer dauerhaften Verbindung zwischen Schleswig-Holstein und Cuxhaven profitieren würden.

Uwe Santjer wies darauf hin, dass sich auch in Schleswig-Holstein viel tut. Die Rede ist von der Firma „Northvolt“, die im März den ersten Spatenstich für eine Gigafactory für Elektroauto-Batterien in Heide (Schleswig-Holstein) gesetzt hat. „Hier werden viele Lkw für den An- und Abtransport benötigt, die alle über die B5 fahren müssen. Eine Verbindung zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel wäre hier ideal. Ich hoffe sehr, dass der Bedarf seitens der Wirtschaft für diese Verbindung weiter steigt“, so Santjer.

In Cuxhaven wurde von Voß und Harms 1999 im Beisein zahlreicher Gäste die "Hinrich-Wilhelm-Kopf"-Fähre vorgestellt. Foto: In Cuxhaven wurde von Voß und Harms 1999 im Beisein zahlreicher Gäste die "Hinrich-Wilhelm-Kopf"-Fähre vorgestellt.

In Cuxhaven wurde von Voß und Harms 1999 im Beisein zahlreicher Gäste die "Hinrich-Wilhelm-Kopf"-Fähre vorgestellt. Foto: In Cuxhaven wurde von Voß und Harms 1999 im Beisein zahlreicher Gäste die "Hinrich-Wilhelm-Kopf"-Fähre vorgestellt. Foto: Kramp

Mit der Einstellung des letzten Liniendienstes sei zwar die Fähre gestorben, nicht aber die Idee einer Verbindung Cuxhaven-Brunsbüttel, betonte Santjer. Ende 2022 hat der Stadtrat beschlossen, dass sich Cuxhaven anteilig an einer Machbarkeitsstudie zur Wiederaufnahme der Linie beteiligen werde. Die Ergebnisse sollen in Kürze vorliegen.

Zwischen den Wirtschaftsförderungen von Brunsbüttel und Cuxhaven gebe es seit der Einstellung des Fährbetriebes laufend Gespräche zu diesem Thema. Darüber hinaus will Santjer erneut Kontakt mit der Reederei FRS aufnehmen, die im April den Anleger in Brunsbüttel gekauft hat.

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