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Schifffahrt

TFährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven reaktivieren?

Brunsbüttel und Cuxhaven kämpfen weiter darum, eine Fährverbindung über die Elbe wieder aufleben zu lassen. Nun sind das Für und Wider des Vorhabens in einer entsprechenden Machbarkeitsstudie vorgestellt worden.

Brunsbüttel und Cuxhaven kämpfen weiter darum, eine Fährverbindung über die Elbe wieder aufleben zu lassen. Nun sind das Für und Wider des Vorhabens in einer entsprechenden Machbarkeitsstudie vorgestellt worden. Foto: Larschow

Aus Wischhafen quert eine Fähre die Elbe in Richtung Glückstadt. Eine Verbindung aus Cuxhaven nach Schleswig-Holstein wurde eingestellt. Lohnt die Wiederaufnahme?

Von Wiebke Kramp und Tim Larschow Freitag, 30.08.2024, 13:50 Uhr

Cuxhaven. „Es war wichtig, dass wir die Studie in Auftrag gegeben haben, denn die letzte Fähre ist vor allem aus zwei Gründen gescheitert. Das waren Corona und die hohen Treibstoffpreise“, sagt Jürgen von Ahnen, Agenturleiter der Wirtschaftsförderung für den Bereich Stadt Cuxhaven.

Um das Ergebnis der Studie vorwegzunehmen: Eine kurzfristige Reaktivierung der Fähre in den nächsten fünf bis sechs Jahren scheint nahezu ausgeschlossen. Die Ansiedlung des Batterieherstellers „Northvolt“ in Heide sowie die Entwicklungen im Deutschen Offshore-Industrie-Zentrum Cuxhaven gäben jedoch Anlass zur Hoffnung. „Diese Verkehre müssen sich aber erst noch entwickeln“, so der Wirtschaftsförderer.

„Die Ansiedlung des schwedischen Konzerns Northvolt bei Heide wirkt sich direkt auf die gesamte Westküste aus - kreis- und länderübergreifend. Daher ist eine nachhaltige Fährlinie zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel ein wichtiger Baustein, um die Verkehrsinfrastruktur der Elberegion zu stärken“, betonte Thorben Schütt, Landrat des Kreises Dithmarschen, am Montag.

Sollte es zu einer Reaktivierung kommen, so von Ahnen weiter, müsse man zunächst mit einer Dieselfähre starten, um wirtschaftlich einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dies habe die Machbarkeitsstudie ergeben. In den ersten drei Jahren sei mit Anlaufschwierigkeiten zu rechnen, in denen Spediteure ihre bestehenden oder neuen Warenströme erst einmal über Cuxhaven umleiten müssten.

„Ein Neubau mit Wasserstoffantrieb wäre ideal“

Das Gutachten untersuchte auch, welche Kraftstoffe für einen Neubau ideal wären und wie sich die Kosten für fossile Brennstoffe entwickeln. „Die Studie zeigt zwar, dass ein Start mit einer Dieselfähre in fünf bis sechs Jahren am günstigsten wäre, aber langfristig müssen die Betreiber den CO2-Ausstoß bis 2050 um 90 Prozent reduzieren, um die Klimaziele zu erreichen. Ein Neubau mit Wasserstoffantrieb käme daher nach der Etablierung der Verbindung in Frage“, erklärt von Ahnen. Eine gute Voraussetzung dafür sei, dass in Cuxhaven bereits Wasserstoff produziert wird, um das Schiff zu versorgen, welches zur Ölplattform Mittelplate pendelt. Auch an der Westküste und in Hamburg sei eine Wasserstoffproduktion geplant, heißt es in der Studie. Wichtig wäre aber, dass der Betreiber in der Anfangszeit kein Schiff chartern muss, sondern ein eigenes Fahrzeug einsetzt. Die Charterkosten könnten eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen.

Positiv bewertet von Ahnen, dass der Anleger in Brunsbüttel bisher einem privaten Investor gehörte und nun von einem Reeder gekauft wurde: „Ein Reeder denkt strategisch ganz anders. Und die FRS bindet den Anleger bereits in ihren Katamaran-Verkehr ein. Da entwickelt sich schon jetzt etwas.“

Zu Jahresbeginn hat die Flensburger Förde Reederei Seetouristik den Fähranleger und umliegende Flächen in Brunsbüttel übernommen. Seit April verkehrt hier mehrmals die Woche ein Katamaran der FRS-Tochter Helgoline und befördert von Brunsbüttel aus Passagiere nach Cuxhaven und weiter nach Helgoland und zurück.

„Wir müssen an die Eigenwirtschaftlichkeit glauben“

Bereits bei Inbetriebnahme dieser neuen Fährverbindung sagte FRS-Geschäftsführer Tim Kunstmann, dass seine Reederei darin Potenzial sehe und Ziel sei, es weiterzuentwickeln, allerdings verwies er seinerzeit schon auf die Wirtschaftlichkeit. An diesem Standpunkt hat sich jetzt, einige Monate später, nichts geändert. Unmissverständlich macht er auf Nachfrage unseres Medienhauses deutlich: „Wir haben als FRS weiterhin grundsätzlich größte Sympathien für eine solche Fährverbindung, aber wir müssen an eine Eigenwirtschaftlichkeit glauben. Wir haben dieses Thema diverse Male intensiv beleuchtet und glauben aktuell nicht an diese Eigenwirtschaftlichkeit.“

Nach wie vor signalisiert er aber weiterhin Dialogbereitschaft: „Wir sind weiterhin offen für Gespräche in alle Richtungen, aber aktuell verfolgen wir es nicht aktiv, diese Fährverbindung zu reaktivieren aus den genannten Gründen.“ Die Verbindung mit dem „Halunder Jet“ werde sehr positiv aufgenommen und die FRS sei zufrieden mit dem Verlauf der Saison, konstatiert Kunstmann.

Die Machbarkeitsstudie kommt also zu dem Ergebnis, dass ein wirtschaftlich rentabler Fährbetrieb zwischen den beiden Städten grundsätzlich möglich ist. Die großen Hürden, wie beispielsweise die hohen Anfangsinvestitionen und der Neubau eines Schiffes, lassen eine Wiederaufnahme jedoch eher als Zukunftsmusik erscheinen.

Das in Flensburg beheimatete Unternehmen FRS ist global tätig. FRS betreibt 69 Schiffe weltweit und befördert jährlich 5,7 Millionen Passagiere und 1,5 Millionen Fahrzeuge auf ihren zahlreichen Schifffahrtslinien in 12 Ländern. Zur Gruppe zählen 13 Tochterunternehmen mit Sitz in Europa, Nordamerika und dem Nahen Osten. In der Region Norddeutschland sind neben der Helgoline vor allem die FRS-Syltfähre und die FRS-Elbfähre Glückstadt Wischhafen bekannt.

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