TFleth Braut: Wie sich eine junge Gründerin in Buxtehude durchsetzt

Katrin Dieckmann-Franke ist die Inhaberin des Brautmodenstudios Fleth Braut in Buxtehude. Die IHK Elbe-Weser zeichnete die Unternehmerin mit dem Gründungspreis aus. Foto: Dennis Williams
Ihr Geschäft in der Altstadt sticht heraus. Von der IHK wurde Katrin Dieckmann-Franke jetzt ausgezeichnet. Die Geschichte einer jungen Gründerin.
Buxtehude. Eine Gründungsoffensive wünscht sich der Handelsverband Deutschland. Denn sonst drohten noch mehr Leerstände in den Innenstädten. Dass Gründer aber auf unerwartete Widerstände stoßen, musste Katrin Dieckmann-Franke (40) erfahren, als sie vor zwei Jahren ihr Brautmodengeschäft Fleth Braut in Buxtehude eröffnete.
Gründerin erlebt als Frau Widerstände
Auf der Suche nach einem passenden Ladengeschäft verlangten Vermieter regelmäßig Gehaltsabrechnungen ihres Ehemannes. Der ist gelernter Koch und als Betriebsleiter tätig. Der Forderung hätte die Gründerin also nachkommen können - doch das empfand sie als unangemessen. „Mein Mann sollte bürgen, so war das Gefühl für mich“, sagt Katrin Dieckmann-Franke.
Lieber wollte die Gründerin mit ihrem 50 Seiten langen Businessplan überzeugen. Sich selbst durchsetzen - als Unternehmerin und als Frau. Das gelang schließlich: Die Neuunternehmerin mietete das Ladengeschäft am Westfleth 47 in der Buxtehuder Altstadt.
Diese Faustregel gilt in der Branche
In der Branche gilt die Faustregel: Wer das erste Jahr überlebt, hat viel richtig gemacht. Und das Buxtehuder Unternehmen hat zudem bewiesen, auch außerhalb der sogenannten Heiratsmonate überstehen zu können. 90 Prozent aller Eheschließungen in Deutschland finden laut dem Portal Startupbrett zwischen Juni und September statt.
Die Durchsetzungsstärke überzeugte die Jury beim Gründungspreis der Industrie- und Handelskammer (IHK) Elbe-Weser. Die Geschichte der Fleth Braut mache anderen Mut. Deshalb zeichnete die IHK vor kurzem Katrin Dieckmann-Franke bei einer Gala in Cuxhaven mit dem Sonderpreis des Gründungspreises aus.
Ein Geldpreis ist damit nicht verbunden. Anerkennung schon - und deshalb bedeutet Katrin Dieckmann-Franke die Auszeichnung viel. „Ich komme aus einem Angestelltenverhältnis. Ich kannte diese Art von Erfolgserlebnis bisher nicht“, erklärt sie.
Zuvor war Katrin Dieckmann-Franke als kaufmännische Angestellte bei einem Mineralölkonzern tätig, spezialisiert auf Veranstaltungen. Sie lebt mit ihrem Ehemann, der 15 Jahre alten Tochter und zwei Hunden in Neu Wulmstorf.
Den Wechsel in die Brautmodenbranche trieb vor allem ein Erlebnis vor der eigenen Hochzeit an: Den Besuch im Brautmodengeschäft empfand Katrin Dieckmann-Franke als lieblos und unpersönlich. Sie wollte es anders machen.
Zwei Stunden in intimer Atmosphäre
Wenn Katrin Dieckmann-Franke „Bräute“, so nennt sie ihre Kundinnen, und Begleiterinnen empfängt, ist das Studio für andere geschlossen. Was anschließend in zwei Stunden intimer Atmosphäre passiert, beschreibt sie so: „Wir spielen Kleideranziehen.“ Bei Prosecco und anderen Getränken, die Frauen mögen.
Mit einem Klischee räumt die Inhaberin des Brautmodengeschäfts auf: „Die wenigsten weinen, wenn sie ihr Brautkleid gefunden haben.“ Manche aber schon.
120 Brautmodenläden in Niedersachsen
Kundinnen suchen aus einem Umkreis von 150 Kilometern die Fleth Braut in Buxtehude auf. Laut dem Adressendienstleister Listflix gibt es 1449 Brautmodengeschäfte in Deutschland, davon 120 in Niedersachsen.

In der Buxtehuder Altstadt am Westfleth befindet sich das Brautmodengeschäft Fleth Braut. Etwa 120 Brautmodenläden gibt es in Niedersachsen. Foto: Sulzyc
Der Markt ist umkämpft. „Jede Braut kommt nur einmal“, nennt Karin Dieckmann-Franke, was ihn besonders macht.
Zahl der Eheschließungen sinkt
Beunruhigend für den Brautmodenhandel ist: Die Zahl der Eheschließungen in Niedersachsen ist 2023 im Vergleich zu dem Branchenspitzenjahr 2018 gesunken: 37.762 waren es im vergangenen Jahr, 45.990 im Jahr 2018. Im Landkreis Stade wurden im vergangenen Jahr 1373 Ehen geschlossen. 2018 waren es noch 1622.
„Ich habe meinen Plan“, sagt Karin Dieckmann-Franke. Der lautet: sich abzuheben von konventioneller Brautmode. Sie arbeite ausschließlich mit nationalen Designerinnen und Schneiderinnen aus der Region zusammen.
Gründerin verlangt faire Herstellung
Eine faire Herstellung ist ihr wichtig. Den Näherinnen müssen anständige Arbeitsbedingungen und faire Löhne garantiert sein. Die Fleth Braut wendet sich an Frauen, die ebenso denken. Das hat seinen Preis: Zwischen 1400 und 1800 Euro kostet in dem Buxtehuder Brautstudio im Schnitt ein Kleid.
Wirtschaft
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Die Brautkleider eignen sich nicht nur für den Hochzeitstag. Zu anderen festlichen Anlässen bilden sie die passende Garderobe. Mit diesem Konzept will sich die Fleth Braut auf dem umkämpften Markt durchsetzen. Durchhaltevermögen beweist Katrin Dieckmann-Franke auch in der Freizeit: Im April 2025 will die bisherige Halbmarathon-Läuferin zum ersten Mal beim Marathon in Hamburg über die Distanz von 42 Kilometern antreten.