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ÖPNV

TFlexibel Busfahren wie in Hamburg? Horneburger sollen es testen

Wer am späten Nachmittag mit dem Bus von Bliedersdorf nach Horneburg will, wartet vergebens.

Wer am späten Nachmittag mit dem Bus von Bliedersdorf nach Horneburg will, wartet vergebens. Foto: Buchmann

Etliche Dörfer im Landkreis sind vom Nahverkehr abgehängt. Jetzt liegt eine Idee auf dem Tisch, um Busfahren auf dem Land wieder attraktiv zu machen.

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Von Steffen Buchmann
Freitag, 04.04.2025, 11:40 Uhr

Horneburg. Wer auf dem Dorf aufwächst, lernt früh: Ohne Auto geht hier nichts. Für viele auf dem Land ist der ÖPNV oft zu teuer, zu unflexibel - oder es fährt schlichtweg kein Bus. Doch wie kann sich das zukünftig im Landkreis Stade ändern? Horneburg soll dabei eine zentrale Rolle spielen.

In der Samtgemeinde trifft das mangelnde ÖPNV-Angebot insbesondere Menschen in Bliedersdorf und Nottensdorf, wie eine Auswertung der Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen (VNO) zeigt. Die Anbindung in den beiden Gemeinden sei „unzureichend“, wichtige Verbindungen nach Horneburg etwa zu Ärzten, zum Einkaufen oder zum Bahnhof fehlen.

Bisherige Sammeltaxis sollen durch flexible Fahrten abgelöst werden

Der Kreistag diskutiert derzeit einen Vorschlag, um den sogenannten Bedarfsverkehr im Landkreis zu modernisieren. Die Idee: Wer spontan eine Fahrt zu einem bestimmten Ort benötigt, soll spätestens nach 30 Minuten ein Fahrtangebot per App bekommen - ganz ohne festen Fahrplan.

Als potenzielle Testgebiete hat die Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen (VNO) mithilfe einer Fallstudie die Samtgemeinden Horneburg und Harsefeld ausgewählt. „Solch ein On-Demand-Angebot könnte bisher unterversorgte Orte und Ortsteile wieder für Bürger erschließen“, sagt VNO-Geschäftsführer Karsten Leist. Als Vorbild dienen etablierte Angebote wie etwa der Fahrdienst Moia in Hamburg.

Das bisherige Bedarfs-Angebot mit Anruf-Sammel-Taxis (AST) werde von Nutzern als „sehr statisch“ empfunden, sagt Leist. Denn die ergänzend zum Linienverkehr eingesetzten Taxis haben feste Abfahrtzeiten und müssen mindestens 45 Minuten vorher telefonisch oder online gebucht werden.

Fahrten auch mit hvv-Abokarte möglich

In ihrem Entwurf kalkuliert die VNO mit drei bis vier Fahrzeugen, jeweils mit sechs Sitzplätzen und barrierefreiem Zugang für Rollstuhlfahrer ausgestattet. Parallelverkehr zu Bahn- oder Buslinien will die VNO jedoch vermeiden. Es sei zudem wichtig, den Bedarfsverkehr in den bestehenden hvv-Tarif einzugliedern.

Ein Erfolgsmodell: Über 400 Passagiere transportiert der Horneburger Bürgerbus im Monat.

Ein Erfolgsmodell: Über 400 Passagiere transportiert der Horneburger Bürgerbus im Monat. Foto: Buchmann (Archiv)

Diese und weitere Rahmenbedingungen könnten gleichzeitig auch außerhalb der Pilotregion im Kreisgebiet angepasst werden. Wer beispielsweise ein Deutschlandticket besitzt, müsste dann lediglich einen geringen Zuschlag zahlen, sagt Leist. Die mehrjährige Testphase in Horneburg und Harsefeld könnte 2027 starten. Die anschließende Auswertung soll zeigen, ob das Modell im gesamten Landkreis umsetzbar wäre.

Noch keine Entscheidung im Kreistag getroffen

Ob der Bedarfsverkehr tatsächlich in dieser Form reformiert wird, ist noch völlig offen. „Der Kreistag hat hierzu noch nichts beschlossen oder entschieden“, stellt Karsten Leist klar. Bisher wurde die Idee lediglich im Verkehrsausschuss vorgestellt.

Sollte sich der Landkreis für das neue Modell entscheiden, wäre mit einer Mehrbelastung für den Kreishaushalt zu rechnen. Die Testphase könnte bis zu 1,4 Millionen Euro pro Jahr kosten, für den Bedarfsverkehr im ganzen Landkreis könnten bis zu 8 Millionen Euro jährlich anfallen.

Doch was würde das für die ehrenamtlichen Bürgerbusse in den Gemeinden bedeuten? „Prinzipiell wäre das eine gute Sache“, sagt Tobias Terne, Bliedersdorfer Bürgermeister und Vorstand des Horneburger Bürgerbus-Vereins. Der Verein sei „in die Bresche gesprungen“, weil es keine Angebote gab. Sollte das Bedarfsmodell gut angenommen werden, wäre das nicht das Aus für den Bürgerbus. Terne: „Wir würden uns dann darauf konzentrieren, die Orte weiter miteinander zu verbinden.“

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