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Wärmeplanung

TFrage an die Stadtbaurätin: Muss Buxtehude sein Klimaziel verschieben?

Buxtehude, hier zu sehen die Altstadt, hat sich das Ziel gesetzt, 2035 klimaneutral zu sein.

Buxtehude, hier zu sehen die Altstadt, hat sich das Ziel gesetzt, 2035 klimaneutral zu sein. Foto: Martin Elsen

Fast die gesamte Wärme gewinnt Buxtehude aus Öl und Erdgas. Dabei will die Stadt 2035 klimaneutral sein. Wie die Buxtehuder in Zukunft heizen sollen.

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Von Thomas Sulzyc
Montag, 28.07.2025, 11:50 Uhr

Buxtehude. Ohne Wärmewende keine Energiewende. Denn der größte Teil der Energie, der für das Heizen aufgewendet wird, stammt immer noch aus fossilen Brennstoffen.

In Buxtehude ist der Anteil besonders hoch: Circa 93 Prozent der aktuellen Wärmeversorgung in der Hansestadt basieren noch auf Erdgas und Heizöl. Diese Zahl hat die Stadt Buxtehude jetzt ermittelt und erste Zwischenergebnisse zur kommunalen Wärmeplanung veröffentlicht. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil laut der Umweltschutzorganisation WWF bei mehr als 80 Prozent.

Buxtehude will bis 2035 klimaneutral sein

Trotzdem will Buxtehude bis 2035 klimaneutral werden - zehn Jahre vor dem gesetzlich festgeschriebenen Ziel in Deutschland. Angesichts des jetzt festgestellten besonders hohen Anteils fossiler Energieträger an der Wärmeerzeugung in der Stadt: Muss Buxtehude sein Klimaziel nicht auf einen späteren Zeitpunkt verschieben?

Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn antwortete darauf im Gespräch mit dem TAGEBLATT: „Der Stadtrat hat im Februar 2022 das Ziel der Klimaneutralität beschlossen. Daran halten wir natürlich fest.“

93 Prozent Anteil von Erdgas und Öl an der Wärmeerzeugung in Buxtehude - das sei zwar eine „relativ schlechte Ausgangssituation“, sagt die Stadtbaurätin. Der Beschluss des Stadtrates enthalte aber unterschiedliche Szenarien und eröffne damit Handlungsspielräume.

Ein zweites Zwischenergebnis auf dem Weg zu einem kommunalen Wärmeplan ist die Erkenntnis: Der Großteil des Wärmebedarfs in Buxtehude liegt im privaten Wohnsektor mit 63 Prozent, gefolgt vom Industriesektor mit 27 Prozent. Der Anteil öffentlicher Bauten liegt bei 4,8 Prozent. Das bedeutet: Die Last der Wärmewende liegt also bei den privaten Haushalten.

So könnte der Wärmeverbrauch halbiert werden

Den Wärmebedarf durch energetische Sanierung der Gebäude zu reduzieren, sei eine wesentliche Stellschraube, sagt Michaela Springhorn. Allein durch die Sanierung von privaten Gebäuden könnte der Wärmebedarf in Buxtehude fast halbiert werden. Das teilte die Stadt mit.

Die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür sind zurzeit schwierig. In Deutschland wird sich voraussichtlich die Rezession in diesem Jahr fortsetzen. Folge: Die Deutschen halten ihr Geld beisammen, scheuen Investitionen. Wie sollen Eigentümer ausgerechnet jetzt motiviert werden, ihre Ersparnisse für eine erneuerbare Wärmeversorgung auszugeben?

Fördermittel vom Bund als notwendige Anreize

Michaela Springhorn geht davon aus, dass insbesondere Eigentümer, die ihre Immobilie selbst nutzen und später vererben möchten, dazu bereit seien. „Das kann gelingen, wenn es Fördermittel gibt. Und die müssen vom Bund sein“, sagt die Stadtbaurätin.

Die Preise für Erdgas und Öl steigen kräftig. Die Menschen fragten sich, ob sie sich diese Energiepreise noch leisten wollten, sagt Michaela Springhorn.

Strom aus Wärmepumpen ist günstiger als Gas

Bereits heute fallen die Heizkosten bei Wärmepumpen rund 41 Prozent niedriger aus als bei einer Gastherme. Zu diesem Ergebnis jedenfalls kam das Vergleichsportal Verivox, berichtete der Evangelische Pressedienst in dieser Woche. Für das Heizen eines Einfamilienhauses mit Erdgas fielen demnach durchschnittlich 2262 Euro im Jahr an - mit Wärmepumpenstrom dagegen nur 1337 Euro.

Ein kommunaler Wärmeplan hat das Ziel, eine klimafreundliche Wärmeversorgung zu gewährleisten. Großstädte in Deutschland müssen ihn bis 30. Juni 2026 erstellen. Kleinere Kommunen wie Buxtehude haben zwei Jahre länger Zeit. Die Stadt Buxtehude beabsichtigt, ihre kommunale Wärmeplanung im Herbst 2025 fertigzustellen.

Heizen mit Erdwärme

So will die Stadt Buxtehude die fossilen Energieträger ersetzen: Gebäude könnten in Zukunft von Geothermie und mit Abwärme beheizt werden. Geothermie ist das Anzapfen von tief unter der Erde gespeicherter Wärmeenergie.

Bohrungen in Wohngebieten seien nicht beabsichtigt, sagt Michaela Springhorn. Geothermie sei eher etwas für Großabnehmer. Kindertagesstätten zum Beispiel könnten damit beheizt werden. Pionier in Buxtehude ist das Modehaus Stackmann. Das Unternehmen heizt und kühlt sein Kaufhaus auf 20.000 Quadratmeter Fläche mit Erdwärme aus 152 Metern Tiefe. Damit hat es Erdgas ersetzt.

Großabnehmer könnten in Buxtehude in Zukunft mit Wärme aus Geothermie heizen: Das Modehaus Stackmann nutzt bereits Erdwärme zum Heizen und Kühlen. Das Foto zeigt die Steuerungszentrale im Keller des Kaufhausgebäudes.

Großabnehmer könnten in Buxtehude in Zukunft mit Wärme aus Geothermie heizen: Das Modehaus Stackmann nutzt bereits Erdwärme zum Heizen und Kühlen. Das Foto zeigt die Steuerungszentrale im Keller des Kaufhausgebäudes. Foto: Sulzyc

Die Stadtwerke Buxtehude prüfen die Möglichkeit eines Wärmenetzes für die erweiterte Innenstadt. Eine grobe Idee, die noch entwickelt werde. „Wir überlegen, ob wir mit Wärme, die wir aus dem Abwasser entnehmen, Buxtehude Nordwest versorgen können“, sagt Michaela Springhorn. Mit Buxtehude Nordwest seien Haushalte um den Melkerstieg gemeint. Das Abwasser von Buxtehude wird seit 2004 zur Behandlung in ein Hamburger Klärwerk geleitet. Acht bis zwölf Jahre dauert nach Angaben der Stadt Buxtehude der Bau eines Wärmenetzes.

Auf die Frage zu den geschätzten Kosten der Wärmewende in Buxtehude antwortet die Stadtbaurätin: „Ich würde keine Zahl veröffentlichen. Das muss man sauber recherchieren.“

Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn.

Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn. Foto: Privat

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