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Medizinische Versorgung

TFünf Jahre Corona: Was sagen die Ärzte zu den Folgen der Pandemie?

Der niedergelassene Kardiologe und Sportmediziner Dr. Stephan Brune ist Bezirksausschuss-Vorsitzender der Bezirksstelle Stade der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN).

Der niedergelassene Kardiologe und Sportmediziner Dr. Stephan Brune ist Bezirksausschuss-Vorsitzender der Bezirksstelle Stade der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Foto: Wisser

Welche Lehren ziehen die Mediziner aus der Corona-Pandemie und wie bewerten sie diese Zeit? Die ehrlichen Antworten.

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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 05.03.2025, 10:30 Uhr

Landkreis. „Wir wurden vor fünf Jahren als Gesellschaft und Ärzte von einer neuen Krankheit überrascht“, sagt Dr. Stephan Brune. Der niedergelassene Kardiologe und Sportmediziner ist Bezirksausschuss-Vorsitzender der Bezirksstelle Stade der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Das ist die Selbstverwaltung von circa 1000 niedergelassenen Ärzten zwischen Buxtehude und Bremen.

Politik und Medizin haben Lehrgeld gezahlt

Politik und Medizin hätten in der Krise Lehrgeld gezahlt. „Heute könnte zum Beispiel schneller ein wirksamerer Impfstoff hergestellt werden“, sagt Stephan Brune. Die neue mRNA-Technik zur Entwicklung von Impfstoffen sei heute aufgrund der Erfahrungen aus der Pandemie viel weiter. Etwas was im Alltag nach der Pandemie geblieben ist, ist die telefonische Krankschreibung.

„Das ist eine gute Möglichkeit, wenn ich den Patienten gut kenne“, sagt der Ärzte-Sprecher gegenüber dem TAGEBLATT. Bei Patienten, die der Arzt nicht gut kennt, sieht er diese Möglichkeit kritisch.

Eine weitere Folge: Durch die Post-Covid-Erkrankungen gebe es eine neue Gruppe von Patienten, die längerfristig die Arztpraxen zusätzlich belaste.

Masken bei Erkältungskrankheiten sinnvoll

Stephan Brune ist in Sachen Gesundheit ohnehin ein Verfechter der Eigenverantwortung. „Ich finde es schade, dass wir gesetzliche Vorschriften brauchen, um eine Maske zu tragen, wenn wir eine Erkältung oder eine Grippe haben“, so Brune. Die Corona-Zeit habe gezeigt, dass solche Maßnahmen andere schützen.

Dr. Sebastian Philipp ist Chefarzt und Ärztlicher Direktor am Elbe Klinikum in Stade. Er hatte diesen Job während der gesamten Zeit der Pandemie inne. „Wir müssen uns noch einmal vergegenwärtigen, dass wir beim Start der Corona-Pandemie drei Szenarien am Start hatten“, sagt Sebastian Philipp.

Von Weltuntergang bis zur Influenza-Grippe

Das erste sei eine Mutation zu einem absolut tödlichen Virus gewesen, bis hin zu Versionen, wie man sie aus Weltuntergangsfilmen kenne. Die zweite Version sei ein weiterhin besonders für ältere und kranke Menschen tödliches Corona-Virus gewesen.

Dr. Sebastian Philipp ist Chefarzt und Ärztlicher Direktor am Elbe Klinikum Stade.

Dr. Sebastian Philipp ist Chefarzt und Ärztlicher Direktor am Elbe Klinikum Stade. Foto: Elbe Kliniken/Martin Elsen

„Das dritte Szenario war, dass sich das Virus durch Mutationen so weit abschwächt, dass es mit einer normalen Influenza-Erkrankung vergleichbar ist“, sagt Sebastian Philipp. „Wir hatten das Glück, dass wir das beste Szenario bekommen haben“, sagt er gegenüber dem TAGEBLATT.

Philipp: Dankbar für den Biontech-Impfstoff

Weil auch die Szenarien eins und zwei auf dem Tisch gelegen haben, seien auch die drastischen Maßnahmen wie die Lockdowns gerechtfertigt gewesen. „Wir sollten dankbar sein, dass Biontech einen so guten Impfstoff entwickelt hat“, so Philipp.

Die Corona-Zeit und die nachfolgende Diskussion um die Impfungen hätten jetzt aber den negativen Effekt, dass eine gewisse Impfmüdigkeit eingetreten sei. „Das gilt auch für die Grippeschutzimpfungen, und das kann gerade für vorbelastete Menschen gefährlich werden“, sagt der Chefarzt der Inneren Medizin.

Von der Kritik am Robert Koch-Institut und an den Impfungen hält Philipp gar nichts. „Das Robert Koch-Institut ist in Europa beim Impfen eines der konservativsten Institute überhaupt“, sagt Sebastian Philipp.

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