TFusion: Kunstvolles Schaukelerlebnis im Schloss Agathenburg

Performative Inszenierung mit Schülerinnen vom Stader Vincent-Lübeck-Gymnasium zur Eröffnung: Maria Vissers Arbeiten changieren zwischen skulpturaler Mode und architektonischer Formensprache. Foto: Manfred Wigger
Die neue Ausstellung auf Schloss Agathenburg führt in den Schmelztiegel zeitgenössischer Kunst. Was einen bunten Zufluchtsort mit untragbarer Mode und einem riesigen Wandbild verbindet.
Agathenburg. „Fusion“ lautet das Motto der frisch eröffneten und gleichzeitig letzten Schau des diesjährigen Ausstellungszyklus auf Schloss Agathenburg. In der zeitgenössischen Kunst verschmelzen heute Genres und Gattungen. Kunstschaffende verbinden Techniken, experimentieren mit Materialien des Alltags, arbeiten zeitgleich in unterschiedlichen Medien und reagieren ortsspezifisch. Diese diversen Facetten von Fusion zeigen die vier künstlerischen Positionen von Lars Breuer, Lukas Glinkowski, Dana Greiner und Maria Visser.
Die Kunst verschmilzt mit Fahrstuhl und Wand
Kuratorin Claudia Rasztar versucht bei den Ausstellungen, immer wieder neue Teile des barocken Gebäudes einzubeziehen, um Kunst und Schloss zu verbinden. Dieses Mal lässt Lars Breuer die Schau in das übrige Schloss hineinwachsen, indem er den gläsernen Fahrstuhl über farbige Folien zu einem Kunstwerk im Transit macht.
Fusion entsteht bei Lars Breuers weiterem Werk gleich auf mehreren Ebenen. Im Laufe seines Schaffens hat der in Köln und Düsseldorf lebende Künstler eine eigene Typografie entwickelt. Das Buchstabenbild verzichte bewusst auf Rundungen, was einen direkten Bezug zu Gebäude, Raum und Wand ermögliche, wie er sagt. Breuer stellt seine Arbeiten gerne in unmittelbaren Bezug zur Architektur des Ausstellungsgebäudes, so dass seine Kunst Verbindung mit dem Ort aufnimmt.

Lars Breuers Schriftwerk geht eine Fusion mit dem Schlossgebäude ein. Foto: Manfred Wigger
In dem mehr als zehn Meter großen Wandbild auf Schloss Agathenburg verschränkt er die Worte Faktum und Fiktion. Die Buchstaben verschmelzen hier zu einer neonpink-schwarzen Ornamentik und öffnen so den „Möglichkeitsraum“ zwischen zwei gegensätzlichen Begriffen. Durch die Auflösung in geometrische Farbflächen sind die Wörter nur von unterschiedlichen Standpunkten aus lesbar. So ist der Betrachter herausgefordert, sich zwischen den Bedeutungsextremen hin und her zu bewegen.
Installation schafft einen kindlichen Glücksmoment
Bei Dana Greiner, die mit ihren Arbeiten jüngst erst in der Hamburger Kunsthalle vertreten war, führt Bewegung zur visuellen Verschmelzung. Mit ihrer Rauminstallation „Sanctuary II“ kreiert die Münchner Künstlerin einen Zufluchtsort, der zum Erleben eines kindlichen Glücksgefühls einlädt.

Schaukeln erlaubt: Die Künstlerin Dana Greiner hat mit ihrer Rauminstallation eine leuchtende Zuflucht geschaffen, die Ausstellungsbesucher zu einem kindlichen Glücksmoment einlädt. Foto: Manfred Wigger
Von der schwingenden Schaukel aus gesehen verwischen die mit Farbe gefüllten Glasbausteine zu einem bunten Teppich. Dazu wird in den Schattenwurf eines dekonstruierten Maschinengewehrs - untermalt von elektrisch verstärkten Geräuschen - ein Text von Wolfgang Borchert projiziert.
Maria Vissers Arbeiten changieren zwischen skulpturaler Mode und architektonischer Formensprache. Paarweise aufgestellt werden formgleiche Objekte mit asiatischen Holzschuhen assoziiert. Im Modellbau verwendete Kappaplatten werden zu einem Schuppenpanzer ähnlichen Oberteil verbunden und Vinylboden zu einem sperrigen Rock vernäht.
Was Mode und Architektur verbindet
Mit ihren Werken experimentiert die Bielefelder Künstlerin an der Schnittstelle zwischen Skulptur, Performance, Installation und Publikation. Die entworfenen Stücke sind nur bedingt tragbar. Sie wirken auf sich allein gestellt im Raum oder werden in Fotostrecken oder Performances körperlich in Szene gesetzt. Dabei stellt sie die Bedeutung von Kleidung und deren kultureller Prägung zur Diskussion.
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Im Werk wird deutlich, wie nah sich in dieser Hinsicht Architektur und Mode - auch in ihrer Beschreibung mit Begriffen wie elegant oder gemütlich - sind. Beide repräsentieren über ihre Funktion als Körperbedeckung oder Behausung hinaus ein bestimmtes Image.
Lukas Glinkowski transportiert einen Teil der urbanen Realität in das über 300 Jahre alte Barockschloss. Von Kritzeleien in öffentlichen Toiletten und Diskotheken inspiriert, macht der Berliner Künstler eine überdimensionale Spiegelfläche zum Malgrund für den Auszug eines mittels KI kreierten Gedichts. Dabei spiegelt der Text Themen unserer Zeit wie Klimawandel und Krieg.
Die Ausstellung läuft bis zum 3. November. Der Eintritt zu Schlossmuseum inklusive Kunstausstellung kostet sechs Euro (ermäßigt vier, bis 18 Jahre frei).
Die Begleitveranstaltungen
- Mittwoch, 2. Oktober, 18 Uhr: Art & Aperitif mit Claudia Rasztar
- Sonnabend, 19. Oktober, 15 Uhr: Kuratorinnenführung mit Claudia Rasztar
- Freitag, 25. Oktober, 14 bis 20 Uhr: Frei-Tag - Eintritt frei und verlängerte Öffnungszeit für Schloss und Ausstellung
- Sonntag, 3. November, 16 Uhr: Last Call - Rundgang mit Claudia Rasztar zum Abschluss des Ausstellungsjahres
Nähere Infos zu Öffnungszeiten und Schlossprogramm finden sich unter www.schlossagathenburg.de.