TFusion von DMK und Arla: Warum Milchbauern aus der Region skeptisch sind

Letztlich geht es darum, was bei diesen Tieren unten herauskommt: Milchkühe bei der Fütterung. Foto: Bernd Wüstneck
Das Deutsche Milchkontor (DMK) und Arla wollen fusionieren. Am Ende wird mit insgesamt 12.000 Landwirten die größte Molkereigenossenschaft Europas entstehen. Was bedeutet das für die Milcherzeuger?
Die Nachricht wurde am vergangenen Dienstag bekannt: Das Deutsche Milchkontor (DMK) und das dänische Unternehmen Arla möchten fusionieren. Damit soll die leistungsstärkste Molkereigenossenschaft Europas entstehen – ein Zusammenschluss von insgesamt 12.000 Landwirten. Die Fusion ist noch nicht in trockenen Tüchern; sie bedarf noch der Zustimmung der Vertreterversammlungen der Genossenschaften sowie der Genehmigung der Behörden. Die beiden Unternehmen hoffen, diese bis Ende 2025 zu erhalten.

Den Betrieb von Günter Nagelfeld führt mittlerweile sein Sohn Klaas. Der Senior ist in Sachen Fusion skeptisch. Foto: Heike Leuschner
Wie aber blicken Milcherzeuger in der Region auf den Zusammenschluss? Eine kleine Umfrage ergibt ein gemischtes Stimmungsbild, das von ernüchtert bis abwartend optimistisch reicht. Günter Nagelfeld aus Wurster Nordseeküste gehört zu den Skeptikern der Fusion. „Ich halte nichts davon“, sagt Nagelfeld. „Arla ist im Vergleich zum Deutschen Milchkontor viel größer. Sie hat eine viel stärkere Position und wird mit Sicherheit ein Diktat erzeugen.“
Schon viele Fusionen erlebt
Nagelfeld ist ein großer Milchproduzent in der Region. Der Betrieb, der mittlerweile von seinem Sohn Klaas Nagelfeld geführt wird, hat nach seinen Angaben etwa 1.000 Kühe. Im Jahr produzieren sie zwölf Millionen Liter Milch. Günter Nagelfeld befürchtet, dass die Fusion Rationalisierungspläne, Abfindungen oder Werksschließungen zur Folge haben könnte. „Sie sollten besser das DMK optimieren“, findet er.

Helge Tienken beliefert eine private Molkerei in Ostfriesland. Die aktuelle Fusion weckt bei ihm keine großen Erwartungen mehr. Foto: Lothar Scheschonka
Auch Helge Tienken gehört zu den Skeptikern. Der Landwirt aus Beverstedt hat etwa 135 Milchkühe und produziert etwa 1,4 Millionen Liter Milch pro Jahr. „Ich habe seit 30 Jahren viele Fusionen erlebt“, sagt er. „Es wurden immer Versprechen abgegeben, aber es wurde nicht besser.“
Erfahrungen auf freiem Markt
Seit Längerem beliefert er nicht mehr das Deutsche Milchkontor. „Ich hatte 2007 gewechselt, kam 2015 zurück zum DMK. Seit 2016 habe ich wieder gewechselt“, erzählt er. Jetzt beliefert er eine private Molkerei in Ostfriesland. „Dass ich auf dem freien Markt meine Milch anbieten konnte, hat mir gut gefallen“, sagt er und findet, dass das DMK seine Bauern nicht gut bezahlt habe.

Jan Heusmann sieht die Möglichkeit, dass das Auszahlungssystem stabilisiert wird. Foto: Dührkop
Die Meinung von Jan Heusmann vom Landvolk Wesermünde könnte dagegen als vorsichtig optimistisch bezeichnet werden. „Die Nachricht ist für mich noch frisch. Ich kann sie noch nicht bis ins Letzte bewerten. Aber unsere Vorstandsmitglieder waren überzeugt von den Synergieeffekten“, sagt der Vorsitzende aus Loxstedt. Beide Seiten würden sich vom Produktportfolio her gut ergänzen. „Der Zusammenschluss könnte zu einer Stabilisierung des Auszahlungssystems führen.“
Erwartungen an das größere Unternehmen
Dass sich beide Unternehmen von der Produktlinie her ergänzen, glaubt auch Horst Meyer aus Bokel. Doch ein wenig skeptisch ist auch er. „In der Vergangenheit haben wir viele Fusionen erfahren. Nicht alle waren erfolgreich. Es wurden bessere Milchpreise versprochen, aber nicht immer eingehalten.“ Zugleich sagt er: „Wir sind abwartend. Die neue Genossenschaft wird noch stärker sein. Diese könnte dann beim Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bessere Preise durchsetzen.“

LsV-Sprecher Horst Meyer möchte, dass die Mitglieder in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Foto: Hartmann
Vom größeren Unternehmen erwartet er nach der Fusion positive Signale für die Höfe. Diese bräuchten die Höfe, damit sie weitermachen können und sich auch Nachfolger finden. Eine weitere Erwartung von Meyer: „Das neue Konstrukt hat Mitglieder bis nach Nordrhein-Westfalen.“ Die Mitglieder sind Anteilseigner. Sie sollten die einzelnen Mitglieder bei den Lieferbedingungen und Preisen mitnehmen und Mehrheiten organisieren.“