TGedämpfte Stimmung bei Betrieben im Kreis Stade: Was der Wirtschaft zu schaffen macht

Neben den Energie- und Rohstoffpreisenund dem Fachkräftemangel bereiten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen den Unternehmen Sorgen. Foto: picture alliance / dpa
Die wirtschaftliche Entwicklung in der Region befand sich Ende 2023 weiter auf Talfahrt. Das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage zeigt nicht nur für das vierte Quartal 2023 eine gedämpfte Stimmung, sondern auch bei den Erwartungen an das neue Jahr.
Stade. „In der Industrie und im Baugewerbe haben die Auftragsbestände abgenommen. Eine geringe Konsumneigung und gesunkene Umsätze treffen den Einzelhandel“, berichtet IHK-Volkswirt Henrik Gerken. „Im Gastgewerbe rechnen die Betriebe nicht zuletzt wegen der Umsatzsteueranhebung mit steigenden Verkaufspreisen.“ Positive Signale kämen hingegen von den Kreditinstituten. Sie verdienen dank gestiegener Zinsen wieder mehr Geld.
20 Prozent schätzen ihre Lage als gut ein
Branchenübergreifend schätzen die Unternehmen in der Region zwischen Elbe und Weser ihre Lage im Vergleich zum Vorquartal schlechter ein; sie sei aber insgesamt noch zufriedenstellend, teilt die Industrie- und Handelskammer mit. 20 Prozent (zuvor: 24 Prozent) bewerten ihre Geschäftslage als gut. Ebenso viele nehmen eine gegenteilige Einschätzung vor.
Sechs von zehn Unternehmen (zuvor: 55 Prozent) sprechen von einem saisonüblichen Quartalsverlauf. „Positiv ist, dass knapp drei Viertel der Unternehmen trotz der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung über eine unproblematische Finanzlage berichten“, hebt Gerken hervor.
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Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt pessimistisch. Der Anteil derjenigen Unternehmen, die von einer eher ungünstigeren Entwicklung ausgehen, geht zwar leicht von 55 auf 52 Prozent zurück. Allerdings wird eine positivere Geschäftsentwicklung nur von fünf Prozent der Firmen (zuvor: acht Prozent) erwartet.
Hohe Energiepreise und Fachkräftemangel
Die Geschäftsrisiken aus Sicht der Betriebe zeigen die vielen Belastungsproben. Neben den Energie- und Rohstoffpreisen (64 Prozent) und dem Fachkräftemangel (62 Prozent) bereiten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (63 Prozent) den Unternehmen Sorgen.
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„Mit ihren wechselhaften Entscheidungen nimmt die Bundesregierung den Unternehmen nicht nur jegliche Planungssicherheit, sondern verspielt auch viel Vertrauen“, sagt Christoph von Speßhardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Zudem hemmen eine Vielzahl an bürokratischen Vorschriften, langwierige Genehmigungsverfahren und ein reformbedürftiges Steuersystem wirtschaftliches Handeln.
IHK-Chef: Regierung soll weniger streiten
„Die Regierung sollte weniger durch Streitereien auffallen“, mahnt von Speßhardt. Um die politische Krise aufzulösen, müsse nun dringend gegengesteuert und konsistent gehandelt werden. „Die Unternehmen erwarten, dass wichtige wirtschaftspolitische Impulse wie das Wachstumschancengesetz oder das Bürokratieentlastungsgesetz nun zügig umgesetzt werden“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Für die regelmäßige Konjunkturumfrage der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum wurden 377 Unternehmen befragt; 214 Unternehmen haben geantwortet. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 56,8 Prozent.

Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft ist getrübt. Foto: IHK
Brandbrief an Scholz: Wirtschaftsverbände fordern „Aufbruchssignal“
In einem Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) haben die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft Reformen für einen wirtschaftlichen Aufbruch in Deutschland gefordert. „Der Frust und die Verunsicherung bei vielen Betrieben wachsen“, heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag vorlag. Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ darüber berichtet.
„Mit großer Sorge beobachten wir die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung, in der sich unser Land befindet“, heißt es in dem Schreiben. Der Standort Deutschland verliere an Attraktivität. Die Verlagerung von industrieller Produktion ins Ausland nehme zu. „Wenn aber die Investitionen hierzulande unterbleiben und der Mittelstand schrumpft, kann die Transformation in Richtung Klimaneutralität nicht gelingen.“
Mit einem „kräftigen Aufbruchssignal“ und langfristig verlässlichen, wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen könne und müsse die Politik bei den Unternehmen wieder mehr Vertrauen aufbauen und Zuversicht für eine gelingende Transformation schaffen. Die Bundesregierung müsse Maßnahmen ergreifen, die einen wirtschaftlichen Aufbruch förderten.
Konkret fordern die Verbände zum Beispiel schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, einen „Befreiungsschlag“ bei der Bürokratie, eine Steuerreform, ein „Stoppschild“ bei den Sozialversicherungsabgaben sowie Reformen bei der Rente.
Das Schreiben kommt von den Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Bundesverbands der Deutschen Industrie, der Deutsche Industrie- und Handelskammer und des Zentralverband des Deutschen Handwerks.