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TGrundwasserlage im Kreis Stade: Das hat der nasse Winter gebracht

Durch die Grundwasserneubildung im Winter werden die Jahreshöchstwerte meist zwischen Februar und April erreicht.

Durch die Grundwasserneubildung im Winter werden die Jahreshöchstwerte meist zwischen Februar und April erreicht. Foto: Rumpenhorst/dpa

Es hat viel geregnet in den vergangenen Monaten, für manche Flüsse auch teilweise zu viel. Was bedeutet das für die in den vergangenen Jahren durch die Dürre gebeutelten Grundwasserspiegel? Erste Antworten.

Von Redaktion Dienstag, 02.04.2024, 05:00 Uhr

Hannover. Die Grundwasserlage im Landkreis Stade ist Experten zufolge flächendeckend gut. Die Grundwassermessstellen zeigten niedersachsenweit zuletzt bis auf wenige Ausnahmen mindestens einen normalen Füllungsgrad an, wie der zuständige Landesbetrieb berichtet. An über einem Dutzend waren demnach sogar Höchstwerte überschritten. Im Februar sei die Lage überdurchschnittlich gut gewesen, sagte eine Sprecherin.

Grund für die vollen Speicher sind die vielen Niederschläge der vergangenen Monate, wie die Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) sagte. Zur Erinnerung: Über Weihnachten und um den Jahreswechsel gab es in Niedersachsen so viel Regen, dass es in vielen Regionen zu starken Hochwassern kam. Auch im Landkreis Stade mussten nach Überflutungen Sandsäcke gefüllt werden.

In den vergangenen Jahren waren die Grundwasserspiegel aufgrund von Dürre oft sehr niedrig. Wassersparmaßnahmen mussten vor allem auf der Stader Geest ergriffen werden. Schließlich wird ein Großteil des Trinkwassers aus dem Grundwasser gewonnen.

  • Grundwasserdaten aus dem Landkreis Stade am 30. März 2024 (vier Messstationen):

  • Wiepenkathen

Akt. Grundwasserstand: 3,76 Meter Normalhöhennull (NHN), 0,54 Meter unter der Geländeoberkante

Klassifikation: normal

  • Estorf

Akt. Grundwasserstand: 14,40 Meter Normalhöhennull (NHN), 3,9 Meter unter der Geländeoberkante

Klassifikation: sehr hoch

  • Engelschoff

Akt. Grundwasserstand: -0,62 Meter Normalhöhennull (NHN), 0,62 Meter unter der Geländeoberkante

Klassifikation: normal

  • Hüll

Akt. Grundwasserstand: -0,15 Meter Normalhöhennull (NHN), 0,65 Meter unter der Geländeoberkante

Klassifikation: normal

Dass sich die stark zurückgegangenen Grundwassermengen derart schnell erholen konnten, sei nicht unbedingt zu erwarten gewesen, sagte Grundwasserexperte Axel Lietzow vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. Bei durchschnittlichen Bedingungen hätte dies Jahre statt Monate gedauert.

Extreme Dürre in Deutschland hat sich aufgelöst

Gut gefüllte Grundwasserspiegel im Winter sind wichtig, da sich die Speicher über den Sommer für gewöhnlich leeren. Dann fällt typischerweise weniger Regen, als die Grundwasserspeicher Wasser an Flüsse abgeben, erklärte die Sprecherin. Durch die Grundwasserneubildung im Winter werden die Jahreshöchstwerte demnach meist zwischen Februar und April erreicht.

Die aktuellen Grundwasserspiegel ließen zwar auf eine günstige Entwicklung der Wasserreserven in diesem Jahr schließen, sagte die Sprecherin. Eine konkrete Aussage zur Trinkwasserversorgung lasse sich daraus aber nicht ableiten. Dafür sei eine detaillierte Untersuchung, die über die reinen Grundwasserstände hinaus geht, notwendig. Zudem bestehe auch etwa die Gefahr einer Dürre, durch die die Wasserspeicher schnell wieder an Wasser verlieren würden.

Ende Februar hatte das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung bereits mitgeteilt, dass sich deutschlandweit die extreme Dürre der vergangenen Jahre aufgelöst habe. Das Forschungszentrum definiert Dürre ähnlich wie der NLWKN - statt auf die Grundwasserstände schaut die Einrichtung allerdings auf die Bodenfeuchte in verschiedenen Tiefen, die unter anderem für Pflanzen wichtig ist.

2024 vermutlich keine Probleme bei der Feldberegnung

Für die kommenden Monate seien das gute Nachrichten. Zwar gebe es immer noch Schäden beim Wintergetreide oder Haushalte, bei denen das Grundwasser in die Keller drücke. Allerdings werde es in diesem Jahr und möglicherweise auch im nächsten Jahr wegen der guten Grundwassersituation vermutlich nicht zu Debatten über die Beregnung von Feldern kommen. Vorausgesetzt es folge nicht wieder ein extrem trockener Sommer - 2018 und 2019 war das nach einem sehr feuchten Jahr 2017 der Fall.

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Viele Landkreise würden Allgemeinverfügungen zum Wassersparen auch nicht ausschließen. Das zeige, dass mit der Ressource Wasser immer bewusster umgegangen werde, sagte Hydrogeologin Ertl. Generell betrachte man bei der Grundwasserneubildung Zeiträume über mehrere Jahrzehnte statt nur einen Winter. „Und nach diesen Betrachtungen ist es nötig, den Wasserrückhalt in der Fläche zu verbessern und zukünftig mehr Niederschläge für die Versickerung in den Boden zurückzuhalten“, sagte Ertl. Denn: Sommer würden eben immer trockener und Winter immer feuchter werden.

Wetterextreme: Regenreicher Winter bestätigt Trend

Winter werden immer nasser, Sommer immer trockener - der regenreichste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Niedersachsen hat diesen Trend nach Auffassung eines Landesamtes bestätigt.

Wie wichtig die Anpassung an diese Wetterextreme ist, zeige auch eine andere Beobachtung: Die Niederschläge im Winter waren so stark, dass das Hochwasser auch noch hätte gravierender ausfallen können. Die zu trockenen Sommer waren in diesem Fall ein Glücksfall, wie Grundwasserexperte Lietzow erklärte. Wegen der geringen Füllmengen hätten die Grundwasserspeicher viel vom Hochwasser aufnehmen können.

Die Monate Oktober 2023 bis Februar 2024 fielen allesamt deutlich zu nass aus. Die Folgen der Niederschlagsmengen sind überall auf den Feldern und sonstigen Grünflächen zu erkennen. (tip/dpa)

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